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Grabdenkmäler

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Pfarrer Philipp Kaspar Bechtold 1696, Wallau

Wallau · Gem. Hofheim am Taunus · Main-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wallau

Gebäude / Areal:

Wallau (Hofheim), Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Lag ursprünglich im Kirchenraum im Fußboden vor dem Chor neben dem von Bechtolds vorverstorbener Ehefrau.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Befindet sich seit 1964 hoch (untere Kante 180 cm über Boden) an der südlichen Außenwand der Kirche.

Merkmale

Datierung:

1696

Typ:

Epitaph

Material:

hellgrauer Marmor

Erhaltung:

erhalten

Größe:

90 x 180 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Pfarrers Philipp Kaspar Bechtold. Denkmal aus hellgrauem Marmor. Hochrechteckige Platte. Sie trägt im Feld den dreizeiligen Bibelspruch (A) und die ausführliche, 18 Zeilen umfassende Grabinschrift (B); im Anschluss daran steht das gereimte vierzeilige Gebet (C) und der abschließende fünfzeilige lateinische Spruch (D). Alle Inschriften sind größtenteils in zentriert gestaffelten Zeilen ausgeführt. Vom Unterhang ragt das Vanitassymbol eines Stundenglases über Totenschädel mit gekreuztem Gebein in die letzten drei Schriftzeilen (D) diese unterbrechend hinein. Der rundbogige Giebel zeigt das Vollwappen des Verstorbenen. Als Trenner, nur teilweise im Sinne von Interpunktion, dienen unregelmäßig gesetzte Dreiecke auf der Grundlinie und auf Zeilenmitte, einzeln und als Doppelpunkt auch zur Kürzung.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Bechtold2)


  1. Ein kleines nacktes Männchen steht auf einem Schädel mit gekreuzten Knochen und hält ein gedrehtes Tuch (?) halbkreisförmig über den Kopf.

Dargestellte Personen:

Bechtold war 1647–50 Seelsorger in Niederweidbach (Bischoffen, Lahn-Dill-Kreis), wechselte dann nach Dausenau (Bad Ems, Rhein-Lahn-Kreis) und 1652 nach Delkenheim (Wiesbaden), wo er bis 1656 im dortigen Schulhaus wohnte; ab 1665 wirkte er in Wallau. Seine Ehefrau Anna Ursula Crato war eine Urenkelin des in Marburg wirkenden landgräflich-hessischen Hofpredigers, Superintendenten und Visitators Adam Krafft († 1558)4); sie war bereits 1666 im Alter von 44 Jahren verstorben.5)


  1. Vgl. zu ihm Schilling, Adam Krafft 87ff.; Zeller, Adam Krafft 646f.
  2. Vgl. Frank Rudolph, Die evangelischen Pfarrer in Niederweidbach seit 1553. In: http://www.f-rudolph.info/downloads/rudolphpfarrerniederweidbachseit1533.pdf (Stand: 26.2.2015), leicht abweichende Daten in Pfarrerund Schulmeisterbuch 158. Eine Grabplatte hat sich nicht erhalten.

Sonstiges:

In zeittypischer Weise sind vor allem die Personennamen, aber auch einzelne Textstellen, die der Auftraggeber als wichtig betont haben wollte, durch großformatige Buchstaben hervorgehoben. Die Verwendung von U statt V, das im deutschsprachigen Teil nur ein einziges Mal orthographisch und lautlich falsch benutzt wurde (U falsch in UIHLEN), der leicht geschwungene Schrägschaft des N und die stark geschwungene Cauda des R sind einige äußere Merkmale für die späte Entstehung der Inschriften an der Wende zum 18. Jahrhundert, jedoch nicht kennzeichnend für den Hersteller. Das Grabdenkmal wurde offenbar von Bechtolds Amtsnachfolger Eberhard Zeller3) in Auftrag gegeben, der durch die Verwendung des Pronomens UNS/UNSER die Gemeinde in das Totengedenken für den Verstorbenen einbezog.


  1. Vgl. Metzler 39, 46, Todesjahr 1705.
Inschrift

Umschrift:

A PSALM CXXXII. 14. / ZION IST MEINE RUHE EWIGLICH, HIE WILL

/ ICH WOHNEN. DENN ES GEFA͜ELLT MIHR WOHL.1)

B IN DIESEM S(EINEM) GEDA͜ECHTNUSS RUHET / UND RUFFET

UNS ZU DER STILLE ZU ZION / GOTT IN DER GANZEN GEMEINE

TREÜLICH ZU DIENEN / IM H(EILIGEN) GLAUBEN U(ND) UIHLEN

TRÜBSAALEN IN CH(RIST)O I(ST) / MIT STILLEM GUHTEN U(ND)

REINEM HERZEN / ALS ER UNS AUCH GELEHRET. HAT. / UNSER

HOCHW(ÜRDIGER) HERR METROPOLITANUS / DER HERR-

SCHAFFT EPPSTEIN. / WEIL(AND) M(AGISTER) PHILIPP. CASPAR

BECHTOLD / ZU ERST IN NIDERWEIDBACH, DAUSENAU UND /

DELKENHEIM / UND DENN XXXII. IAHR EVANG(ELISCHER) PFAR-

RER / ZU WALLAU. / GEBOHR(EN) IN GIESSEN IM IAHR 1616 .

I. MAII . / ZUR E(WIGEN) RUHE GELANGT IM I(AH)R . 1696 .

II . OCTOB(RIS) / IST BEGRABE(N) GEGENÜBER FUR DEM CHOR /

NEBEN SEINER SEEL(IGEN) FRAUEN . / ANNA URSULA . GEB(ORNE)

CRATONIN .

C HERR! LASSE SEINEN LOHN UND UNSER / HERZ UND SINN /

IN DIR BEYSAMMEN SEYN! / DIE ZEIT LAUFFT SCHNELL · DAHINN!

D HIC PASTOR UIUIT CUM // CHRISTO IN CULMINE / REGIS

CANTICA // PULCHRA CANIT / DULICIAa) UERBA // SONANT


  1. Sic für DULCIA, DULICIA metrisch schädlich.
  1. PsH 132,14.

Übersetzung:

(D) Es lebt dieser Pfarrer mit Christus im Himmel. Er singt die schönen Lieder des Königs. Lieblich klingen die Worte.

Kommentar:

Buchstabenhöhe nicht zu ermitteln.

Deutsche Reimverse (C); ein elegisches Distichon (D).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Bechtold

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 424.

Zitierweise
„Pfarrer Philipp Kaspar Bechtold 1696, Wallau“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2567> (Stand: 20.3.2023)