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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Wilke d. Ä. von Bodenhausen und seine Gemahlin Walpurgis von Meschede 1597, Eichenberg

Eichenberg · Gem. Neu-Eichenberg · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eichenberg

Gebäude / Areal:

Neu-Eichenberg, Ortsteil Eichenberg, Kirche

Angaben zum Standort:

Das Epitaph befand sich ursprünglich in der Kirche von Eichenberg, bis diese in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Neu-Eichenberg, Ortsteil Eichenberg, Schloss Arnstein

Angaben zum Aufbewahrungsort:

„Da es in der neuen Kirche nicht wieder aufgestellt wurde und auf dem Kirchofe zu sehr den Unbilden der Witterung und dem Mutwillen der Jugend ausgesetzt war, brachte man es auf den Arnstein, wo es in einem Stalle verwahrt wurde, bis es dann im Jahre 1859 an seinen jetzigen Platz kam . . . Das Denkmal wurde wahrscheinlich 1597 in der Kirche zu Eichenberg errichtet.“2)


  1. So Lücke 2,90.
Merkmale

Datierung:

1597

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein, heller

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph Wilkes d. Ä. von Bodenhausen und seiner Gemahlin Walpurgis von Meschede. Zweigeschossig, farbig gefasst, in der Eingangshalle(?).1) Das nur entfernt an eine Ädikula erinnernde Denkmal aus hellem Sand mit Farbanstrich zeigt im architektonisch gerahmten, querrechteckigen 1. Geschoss die Darstellung des Wilke von Bodenhausen und seiner Familie. In Bethaltung knien Mann und Frau einander zugewandt in der Mitte, rechts die Gemahlin und rechts neben ihr auf Knien fünf erwachsene Töchter, ein kleines Mädchen steht zwischen den Eltern. Links vom Vater zwei erwachsene Söhne und vier kleine Jungen, knieend und betend. Die Männer tragen Rüstungen, die abgesetzten Helme der drei Erwachsenen unter ihnen im Sockelfeld. Personen und Helme in Halbrelief ausgeführt. In der rechten Hälfte des Sockelfeldes, also unter den Frauen ein Bibelspruch (A). Zwei weitere Bibelsprüche über den Männern (B) und den Frauen (C), die Schriftfelder von Beschlagwerkrelief umgeben. Im Fries in der Mitte beginnt die jeweils achtteilige Ahnenprobe jedes Ehegatten mit je vier Vollwappen; die restlichen sind auf die Pilaster aufgelegt. Wappenbeischriften (W) z. T. unleserlich. Die Grabinschriften fehlen und man weiß auch nicht, wo sie hätten angebracht werden können, da das Denkmal keinen Platz bietet. Man sieht deutlich die Fugen der Einzelteile, in die das Objekt offenbar für die diversen Transporte zerlegt worden war; möglicherweise fehlen mittlerweile ehemals mehr Schrift tragende Teile.

Das zweite Geschoss ist ebenfalls querrechteckig, aber nur halb so breit und halb so hoch wie das erste. Den Übergang auf die verringerte Breite mildert Beschlagwerk, das im Seitenhang die Ecken füllt. Im Innenfeld des zweiten Geschosses ist in Halbrelief die Dreifaltigkeit dargestellt: rechts vom Betrachter aus Gott Vater mit einem Reichsapfel (Erdkugel?), zu seiner Rechten Gott Sohn mit einem Szepter und in ihrer Mitte in Höhe der Köpfe die Taube des Heiligen Geistes, alle drei von Strahlen umgeben. Im Fries darüber Inschrift D. Über dem Gebälk eine Bekrönung (Beschlagwerk) mit Darstellung eines Engels. Die Inschriften sind eingehauen.


  1. Lücke 2,90 spricht von weißlichem Stein. Doch war die natürliche Farbe eher ein Grauton. Der Stein hat dann wohl eine rötliche Grundierung bekommen, und erst darüber war ein Weißton und manches sogar farbig gefasst. So jedenfalls zeigt es sich jetzt, nachdem die Oberflächenbeschichtung unterschiedlich stark abgeblättert ist. Ganßauge 105 sah das Epitaph in der Eingangshalle gegenüber dem Kamin – das ist die Lokalisierung vor dem Druck 1971; jüngere Informationen waren nicht zu erhalten.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · weibliche Person(en) · Ehepaar

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Bodenhausen6)

Meschede7)

Klencke8)

Ketteler9)

Berlepsch10)

Malsburg11)

Wedel12)

Hattorpe13)

Steinfurt14)

Brenken15)

Münchhausen16)

unbekannt/unkenntlich17)

Weitershausen18)

Vogt von Elspe19)

Trampe20)

Klepping (?)21)


  1. Wappen Bodenhausen (3 zunehmende Monde, 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 21, Taf. 21.
  2. Wappen Meschede (Sparren), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 89 u. Bd. 2, Taf. 214.
  3. Wappen Klencke (Kammrad), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 6, Taf. 4.
  4. Wappen Ketteler (Kesselhaken), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 30, Bd. 2, Taf. 73, 75.
  5. Wappen Berlepsch (5 Sittiche, 2: 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 7, Taf. 6.
  6. Wappen Malsburg (geteilt, oben schreitender bekrönter Löwe, unten 3 Rosen, 2: 1), vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 85; Bd. 2, Taf. 206; Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 19, Taf. 20.
  7. Wappen Wedel (Kammrad), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 10, S. 115, Taf. 65. Jestrzemski 52 ff. deutet das Wappen aus der Familiengeschichtsschreibung als Richt- bzw. Katharinenrad.
  8. Wappen Hattorp (Schrägbalken, mit 3 Kleeblättern belegt), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 66, Bd. 2, Taf. 158.
  9. Wappen Steinfurt (quadriert), vgl. Siebmeister/Hefner, Wappenbuch Bd. 6, Abt. 6, S. 101 und Taf. 105.
  10. Wappen Brenken (geteilt: fünffach gespalten; 6 Rosen, 3: 2: 1), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 21 u. Bd. 2, Taf. 49.
  11. Wappen Münchhausen (Mönch mit Stab), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274, Taf. 325.
  12. Wappen unbekannt/unkenntlich, nicht zu ermitteln.
  13. Wappen Weitershausen (2 Schrägbalken), sonst drei Schrägbalken oder fünfmal schräggeteilt, vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 186 u. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 30, Taf. 34.
  14. Wappen Vogt von Elspe (gespalten), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 47 u. Bd. 2, Taf. 111.
  15. Wappen Tramp (Kopf und Hals eines Hirsches), vgl. Siebmacher/Hefner, Bd. 2, Abt. 9, S. 16; Bd. 3, Abt. 5, S. 12.
  16. Wappen Klepping(?) (Sparren belegt mit 3 Widderköpfen (?), Helmzier Kopf und Hals eines Widders(?), nach rechts sehend), vgl. Spießen, Wappenbuch Bd. 1, S. 31, Bd. 2, Taf. 77. Die Farben auf dem Epitaph weichen von Spießens Angaben ab. Die Familie Klepping, die wie die Hattorp zum Soester Patriziat gehörte, stellte im 15. Jahrhundert zwei Soester Bürgermeister, s. Schwartz 78.

Dargestellte Personen:

Das Epitaph soll 1597 dem im Winter 1576 auf 1577 verstorbenen Wilke dem Älteren (Sohn Melchiors) von Bodenhausen gesetzt worden sein. Es ist aber deutlich, dass es beiden Eheleuten gilt wie ja auch das Witzenhäuser Bodenhausen-Epitaph von 1575 (Kat.-Nr. 63) und das Berlepsch-Epitaph von 1581 (Kat.-Nr. 73). Nicht feststellbar war, worauf sich die Datierung gründet. Zu vermuten ist, dass es bald nach dem Tode von Wilkes Ehefrau errichtet wurde. Diese müsste dann kurz vor 1597 gestorben sein.

Wilke d. Ä. von Bodenhausen, auf Arnstein, wurde am 17. Juli 1520 als Sohn Melchiors und der Anna von Klencke geboren; 1553 heiratete er Walpurgis von Meschede.22) Ihr Geburtsdatum ist nicht bekannt, doch ist belegt, dass ihre Eltern vor 1527 geheiratet haben und ihr Vater Otto 1531 starb.23)

Zu Walpurgis von Meschedes Abstammung bemerkt Richter, der der Leichenpredigt für Melchior von Bodenhausen folgt, dass Walpurgis’ Mutter „eine geborene von Kettler auf Hoystadt“ (S. 49) war; gemeint ist Hovestadt an der Lippe. Dann muss Walpurgis (1), die weder bei Fahne noch bei Grusemann genannt ist, Tochter Ottos von Meschede (1) und Walburgas von Ketteler (2) sein.24) Ottos Eltern waren Goddert von Meschede (1) und Margarethe von der Malsburg (3). Von den Eltern der Kettelertochter Walburga, also den mütterlichen Großeltern der Walpurgis, ist als Vater bekannt Wilhelm von Ketteler (2), als Mutter Anna von Hattorp (4). Goddert war der Sohn des Gert von Meschede (1) und der Sophia von Brencken (5), Margarethe von Malsburgs Eltern (3, 7) sind unklar, denn die Wappen sprechen gegen Otto von Malsburg und Beata von Schachten, die in der Stammtafel genannt sind. Wilhelm von Kettelers Eltern waren Rötger von Ketteler genannt Munking (1) und (Luzia?) Vogt von Elspe (6). Die Eltern der Anna von Hattorp waren N. N. von Hattorp (4) und N. N. Klepping (8), wenn ich das entsprechende Wappen nach dem Foto richtig deute. Die drei letzten Wappen der weiblichen Wappenreihe sind also in Unordnung.

Wilke von Bodenhausen und Walpurgis von Meschede hatten nach der Darstellung auf dem Epitaph sechs Söhne und sechs Töchter; von ihnen sind zwei Söhne und fünf Töchter als Erwachsene dargestellt. In der Stammtafel sind eingetragen: Anna, Hans, Agnes, Margarethe, Melchior, Otto Heinrich, Elisabeth, Susanna, Gertrude (*1562, †2. 4. 1618, vermählt I. mit Thomas von Oldershausen, II. 1593 mit Philipp Wolf von Gudenberg); offenbar haben nur die Söhne Melchior und Otto Heinrich und die Töchter Anna, Margarethe, Elisabeth, Gertrude und eine nicht benennbare das Erwachsenenalter erreicht.25)

Inschrift D stellt das Gebet der einzelnen Familienmitglieder an die oben zentral dargestellte Dreifaltigkeit dar, die ein damals aktuelles Thema aufgreift. Das Gebet an die Trinität ist um eine individuelle Bitte erweitert, die möglicherweise an PsH 132,14 anschließt, dessen Eingang über der Kapelle des Philipp von Savigny am Trierer Dom steht,26) aber nicht nur die Wohnung Gottes (so der Psalm), sondern auch das Grab Savignys thematisiert, weil die Ruhe ein anhaltendes Thema in Grabinschriften blieb und der Vers 14 als Antiphon „prodefunctis“ verwendet wurde.


  1. s. Stammbuch, Bodenhausen I. Die Ahnenfolge kann mit dem Familienbuch Aerzen überprüft werden, s. http://www.online-ofb.de/famreport.php? ofb=aerzen&ID=I03446&nachname=VON+KLENCKE&lang=de (Stand 30. 5. 2016), demgegenüber ist „Westerhausen“ hier mit „Weitershausen“ zu verbessern.
  2. s. Grusemann 168.
  3. Die Abstammung des Otto von Meschede bei A. Fahne, Bocholtz 123 – Abstammung der Walburga von Ketteler bei Grusemann. Taf. VI und S. 167 f. Vgl. auch A. Fahne, Meschede 174: „300. Lehnsrevers 1527 16 September: Otto von Meschede Sohn Godderts bekennt von Hermann Erzbischof von Cöln mit einem Burglehn zu Hovestadt, dem Burghause auf der Ayrsen, dem Neuenhaus auf der Möne und der Trifft auf dem Walde, so wie solche sein † Schwiegervater Wilhelm von Ketteler besessen hat, belehnt zu sein. Gegeben in der Stadt Brilon 1527 am Donnerstag . . . Otto hatte die älteste Tochter des Wilhelm von Ketteler geheirathet und Jaspar Schüngel die jüngste. Nach Otto's Tode fand eine Theilung statt, in Folge dessen seine Wittwe das neue Haus auf der Möne und die Trifft im Walde, Schüngel das Burglehn zu Hovestadt und das Burghaus auf der Airsen erhielt, womit beide Theile 1531 21 Sept zu Arnsberg belehnt wurden, wobei Gerd von Meschede Lehnsvormund der Wittwe und Kinder war.“
  4. Die Leichenpredigt für Gertraud ist erhalten; s. Literaturverzeichnis unter Heuler. Gertrauds Epitaph, das sich in St. Blasii in Nordhausen befand, hat wohl den Zweiten Weltkrieg nicht überdauert; nach Mitteilung des Pfarramtes ist es nicht mehr vorhanden. Die Inschrift ist aber kopial überliefert, s. Johannes Kindervater, Gloria Templi Blasiani, Nordhausen 1724, 125 f. – In der Leichenpredigt wird Gertraud als Schwester, Wase (sic!) und Gevatterin bezeichnet: Sie war Schwester Melchiors, Base des Kraft (Sohn des Otto Heinrich, Bruder ihres Vaters Wilke), Gevatterin (d. i. Patin) der Walpurgis von Bischoffshausen (Tochter ihrer Schwester Anna), Frau des Adolph Georg von Hagen. Die Initialen, die Heuler auf der vorletzten Seite am Rande aufführt, sind wohl wie folgt aufzulösen: 1. MVB = Melchior von Bodenhausen, 2. AGVH = Adolph Georg von Hagen, 3. VBGVB = (Elisabeth) von Bodenhausen geb von Berlepsch 4. WVHGVB = Walpurgis von Hagen geb. von Bischoffshausen, 5. MVR = ?.
  5. 26) s. DI 70 (Trier I) Nr. 301, auch zum Folgenden.

Sonstiges:

Abmessungen nicht ermittelbar.

Inschrift

Umschrift:

A IOB AM 19 ICH WEIS DAS MEIN ERLOSER LEBET VND ER WIRD /

MICH HERNACH AVS DER ERDEN AVFERWECKEN VND WERDE

/ DARNACH MIT DISER MEINER HA⌣VT VMGEBEN WERDEN

VND / WERDE IN MEINEM FLEISCH GOT SEHEN DENSELBEN

WERDE / ICH MI[.]R SEHEN VND MEINE AVGEN WERDEN IHN

SCHAVWEN / VND KEIN FREMDERa) 3)

B EHR IST VMB VNSER SVNDE WILLEN / DAHINGEGEBEN VND

VMB / VNSER GERECHTIGKEITT / WILLEN WIEDERVMB / AVFF-

ERWECKET ZV DEN / ROMERN AM 4a) 4)

C ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIEBET / DAS EHR SEIN EINGEN

SHONb) / GAB AVFF DAS ALLE DIE AN IHN / GLEVBEN NICHT

VORLORENb) / WERDEN SONDERN DAS EWIGE / LEBEN HABEN

IOHAN AM 35)

D GOT VATER GOT SHONb) GOT HEILIGER GEIST IN EVREM HEILc)

/ VND FRIEDEN STETS MICH LAST BLEIBEN WOHNEN

W BODENHAV//SEN MESC//HEDE

KLENC//KE(N) KET//TELER

BER//LIP//SEN MAL//SBVRG

WE//DEL [HATTORP]

STEIN//FVRT BRENKEN

MVNCH//HAVSEN [– – –]

WEITERS//HAVSEN [VOGT VON ELSPE]

[TRAMP] [– – –]


  1. Zeile zentriert.
  2. Sic!
  3. Kaum: deiner/m Hand, Huld, Heil.
  1. Ijob 19,25.
  2. Röm 4,25.
  3. Joh 3,16.

Kommentar:

Text nach Foto der unteren Denkmalbehörde in Eschwege, da Zugang nicht möglich war.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

Bodenhausen · Meschede · Klencke · Ketteler · Berlepsch · Malsburg · Wedel · Hattorpe · Steinfurt · Brenken · Münchhausen · unbekannt/unkenntlich · Weitershausen · Vogt von Elspe · Trampe · Klepping (?)

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 103.

Zitierweise
„Wilke d. Ä. von Bodenhausen und seine Gemahlin Walpurgis von Meschede 1597, Eichenberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2330> (Stand: 20.3.2023)