Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegsgedichte in der Fuldaer Zeitung, August 1914

Abschnitt 7: W. Schlags, Die Wacht am Rhein und an der Memel (Gedicht)


Die Wacht am Rhein und an der Memel.

Mit der Bitte um Nachdruck und Verbreitung wird uns von Herrn Domvikar W. Schlags-Trier nachstehende zeitgemäße Umänderung der „Wacht am Rhein" zugesandt:

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Am Rhein und an der Memel Strand
Bedroht man unser Vaterland!
Ruchloses Volk ist schuld daran,
Mit Königsmorden fing es an.
Sühne zu fordern, war nur, war nur Pflicht;
Volk edlen Bluts schützt Mörder, Mörder nicht.

Friedliebend stellte sich der Ruß!
Und denkt, daß man ihm glauben muß.
Und rüstet dann im Lande still
Und macht geheim gen uns mobil,
Das nenn ich schmachvoll und Verrat;
Das fordert auf zu deutscher Tat,
Wer uns verfolgt mit Hohn, mit Hohn und Spott.
Den schlagen wir — es hilft, es hilft uns Gott!

Der Franzmann, unser alter Feind,
Der irrt sich wahrlich wenn er meint,
Wir hätten jetzt nicht mehr die Kraft,
Die uns schon oft den Sieg verschafft.
Auch ist mit List und durch Gewinn
Noch nicht zu beugen deutscher Sinn.
Wir zieben gern zum Kampf, zum Kampf, zum Tod,
Wir fürchten nichts - es hilft, es hilft uns Gott!

Auch England treibt die Lüsternheit,
Vielleicht auch nur der blasse Neid;
Es gönnt uns unser Ansehn nicht
Und denkt nicht mehr an Recht und Pflicht.
Es hat wohl ein'ge Schifflein mehr.
Doch setzen mir uns froh zur Wehr.
Wenn auch die ganze, ganze Welt uns droht
Wir nehmen's auf — es hilft, es hilft uns Gott!

Als Friedensfürst hat, hochgeehrt,
Sich unser Kaiser stets bewährt.
Doch wird er jetzt der ganzen Welt
Sich zeigen auch als Kriegesheld,
Mit Gott und seinem braven Heer
Steht er für seines Reiches Ehr,
Betet zum Retter, Retter aus der Not;
Wir beten mit — es hilft, es hilft uns Gott!


Veröffentlicht in der Fuldaer Zeitung vom 20. August 1914]

Ob die Umdichtung der "Wacht am Rhein" vom Trierer Domvikar W. Schlags stammt oder von ihm nur an die Fuldaer Zeitung weitergereicht wurde, was wahrscheinlicher sein dürfte, ist nicht zu entscheiden.


Personen: Schlags, W. · Wilhelm II., Deutsches Reich, Kaiser
Orte: Trier
Sachbegriffe: Kriegsgedichte · Fuldaer Zeitung · Katholizismus · Russland · England · Frankreich
Empfohlene Zitierweise: „Kriegsgedichte in der Fuldaer Zeitung, August 1914, Abschnitt 6: W. Schlags, Die Wacht am Rhein und an der Memel (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/120-7> (aufgerufen am 26.04.2024)