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Regesten der Landgrafen von Hessen

1421 Juli 18

Zunftbrief für die Wollweber in Kassel

Regest-Nr. 16621

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 11, 15. Jahrhundert, Papier; Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 17, 16. Jahrhundert, Papier.
Regesten: Salow, Das Zunftwesen in Kassel, S. 134 Nr. 13.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt den Wollwebern zu Kassel einen Gildebrief.

Wortlaut der Datierung

Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo ipso die beati Arnolfi confessoris.

Originaltext
Wir Ludewig von Gots gnaden lantgrave zcu Hessena bekennen uffintlich in diessem briefe vor uns und unser erbin, das wir unser liebin getru;ewen unser burger bdie flemynge unde meistere von dem wullenhantwerke gemeynlich zcu Cassel mit rate unser rethe begnadiget habin unde begnadigen sie geinwurteclig mite crafft diess briefs mit eyner inunge unde bruderschafft in aller masse als hirnach geschrebin sted.
1. Also wer in ire bruderschafft und inunge komen sal der daz wullenwerg arbeiten wel, der sal eyn ingesessen burger zcu Cassel sin adir sal zcu stund da burger werdin unde sal eyn recht ekynt sin unde sin ere wol bewart han, der sal die bruderschafft unde inunge kouffen umbe seß gude rinsche golden adir werunge davor als zcu Cassil genge unde geneme ist, dez sal uns und unsern erben halb, unser stad Cassil zu irem buwe eyn vierteil unde dem hantwerke eyn vierteil werden unde gefallen sal unde dazcu gebinm dem hantwerke eynen zcobir biers, ein phund wasses czu iren liechtenn unde den meistern ein stobichen wynes.
2. Geschee abir das eyn ußmann her gein Cassil zcoge und in diesse bruderschafft queme, der solte poben das als itzund geschrebin sted geben zcwene golden dem hantwerke zcu molenrechte.
3. Auch ensal nymand gewand machen zu Cassil er ensiie dann in irer brudirschafft unde inunge. Auch mugen sie von unser und der stads wegen das weren, [das niemant gewant machen soll zu Cassel er seie dann in irer bruderschafft und innunge. Auch mogen sie von uns und der stadt wegen werenu,] daz nymand under yn gewand machen sal daz nicht bestendig und gerecht were, daz sich zu irem hantwerke getruge.
4. Es ensal ouch nymand der yn irer zcunft nicht were keynen weyd kouffen den sie geprubet han, doch also daz sie under yn bestellen, daz der die den weyd feyl haben der weyd redelich abegekoufft unde beczalt werde. Adir ungeprubeten weyd mag eyn iglicher wol kouffen wer da wel.
5. Vortme so han wer sundirlich den wullenwebern zcu Cassil die gnade gethan, daz sie zu allen zciiten in iren husen ir gewand und du;eche daz sie selbin gemacht hetten snyden mugen und uff allen fryhen jarmarketen und andirs keyner hande tuche adir gewand ez sie fremde adir daselbs von iren midegesellen gemacht zcu dem snede nicht kouffen adir virsnyden sollen. Doch mugen sie irer eyn dem andern gancze tuche abekouffen und ouch fremede gewand, also daz sie die gantz widder virkouffen und der nicht snyden sullen.
6. Auch wer uff den fryhen jarmarketen zcu Cassel mit der elen gewand snyden wil er siie gast adir burger, der sal stehin uff dem kouffhu;es da unser gewantsnyder unde wullenwebere yzcu Cassel stehin. Da sullen dieselbin gewantsnyder und wullenweber meister getruwelich zcusehin und ouchw zu den ganczen tuchen daz nymand keyn wandelber gewant snyde adir virkouffe. Wer es darpoben tede der sulde ez verbußin mit drehin pfunden phennigen von iglichem duche uns, unser stad egenant und dem hantwerke iglichem als vor undirscheidin ist.
7. Die wullenweber die da siczen in der nuwenstad habin eyne eygenschafft an eyner molen unde eyn verbehus, da sollen siie von den wullenweberen uff der fryheit unbetranget ane blyben. Wilcher abir von der friheit bii siie in die nuwenstad zcoge und mit en hußens were, der sulde sich inw der molen und verwehuß mit yn gebruchen glicher wyeß als sye, also daz er yn dazcu geben solde [zwelf schilling hessi]gescher were e daz er der obgenanten molen und verwehus sich mit yn gebruchte.
8. Wer es ouch daz ymand die inunge des wullenwerkes angriffe und sich des gebruchen wulden ane wisßen der meister des hantwerkes egenant, der sulde es vorbußen mit drehin phunden phennigen der vorgenanten were uns, unser stad Cassel und dem hantwerke iglichem sinen teil als vor underscheiden ist.
9. Auch sullen die meister die des jares gewest sin vier ander meister kyesen wann ir jar umbe kommet uff ire eyde unde der sullen zcwene siczen uff der friheit und zcwene in der nuwenstad unde sollen die alden meister uff den tag als sie die meister kiesen den nuwen meistern unde demw hantwerke rechen und was sie schuldig bliiben zu stund beczalen ane uffczog.
10. Es sal ouch die breide irer tuche die siie machen ire reiff unde elen als breyde und lang sin als siie itczund zcu Cassil sin.
11. Was sie ouch guter gewonheide unde gebodes undir yn machen unde seczin, die widder uns, unser erbin und stad nicht sin, die sullen sie under eynander halten. Undw wilchir sich dawidder seste, der sulde daz verbußen mit solcher buße als sie daruff sesten unde die buße sulde uns, der egenanten stad und hantwerke iglichem sin teil werden unde gefallen als vor undirscheiden ist. Und dazu sulde unser amptman und rad daselbs zu Cassil yn helfen phenden als digke des noit geschee.
12. Diese bruderschafft und inunge sullen alle ire sone die ekinder sin zumale haben und gebruchen glicher wieß als sye. Doch also daz sie burger werden und stadrecht davon thun als gewontlich ist.
13. Neme ouch eyner wer der were eyns meisters tochter von dem wullenhantwerke und wulde sich des hantwerkes gebruchen und antryben, der sulde die bruderschafft und inunge halb kouffen als vor geschrebin sted und daz ander halbteil habenw von der tochter.
14. Storbe ouch der meister eyner vorgenant unde neme sine husfrauwe eynen andern der in der bruderschafft nicht enwere der das hantwerk uben wulde, der sulde ouch die bruderschafft unde inunge halb kouffen als vor geschrebin sted unde daz ander halbe teil sulde er von der frauwen han.
15. Es ensal ouch keyn wullenweber gestolen adir roubgu;ed wilcherley daz ist kouffen. Wer es aber tede mit wissen, der sulde es verbussen mit eyme phunde phennige der vorgenanten weress uns, unser stad egenant unde dem hantwerke iglichem sinen teil als vor underscheiden ist. Kouffte er es abir wissens adir unwissens unde quemen die der es gewest werett, den sulde er es widder gebin vor den phennig als sie es gekoufft hetten ane widderredde.
16. Auch han wer yn die gnade getan, ab ir eyner todes halben abeginge, daz alsdann sine eliche hußfrauwe sich diesser inunge diewiele sie unverandirt ist gebruchen mag. Wann sie sich abir verandirt hette, wel dann derselbe ir hußwirt daz hantwerk tryben und sich des gebruchen, so sal er die inunge halb von der frouwen haben unde daz ander halbteil kouffen als vor geschrebin stehit und dazu gebin eynen zcober biers dem hantwerke und eyn phund wasses zcu iren lichten und den meistern eyn stobichen wyns.
Diess zcu urkunde han wir unser ingesigel an diesen brieff lassen henken. Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo ipso die beati Arnolfi confessoris.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Kassel, Wollweber

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel) · Kassel (Stadt Kassel), Neustadt · Kassel (Stadt Kassel), Freiheit

Sachbegriffe

Handwerker, Wollweber · Bürger · Zunftbriefe · Zünfte, Gründen von · Währungen, Rheinische Gulden · Märkte · Zunftrechte · Zunftmeister · Zünfte, Aufnahme in · Hehlerei

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16621 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16621> (Stand: 28.04.2024)