Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1451 November 4

Gräfin Ottilia von Nassau verweigert ihre Zustimmung zu einem in ihren Namen ausgehandelten Erbverzicht

Regest-Nr. 13084

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 4177 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 80, Nr. 45⟩.
B: Lt. Findbuch gehört hierzu eine nur noch in Fragmenten vorhandene Urkunde: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 1720 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 81, Nr. 67⟩.
Stückbeschreibung: A: In feierlicher Form ausgefertigt, jedoch stark moderbeschädigt.
B: Nur noch Fragmente vorhanden (lt. Findbuch).
Siegel: A: Die Siegel der 13 Zeugen an roten Seidenschnüren. B: Vier wohl erhaltene Siegel liegen bei (lt. Findbuch).
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachträge K. Akten, Bd. 18, 15. Jahrhundert, ungenau.
Regesten: Staatsarchiv Marburg, Ziegenhainer Repertorium VI, fol. 24; Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, Nr. 340; Demandt, Regesten Katzenelnbogen 2, S. 1320 Nr. 4713.
Regest
Darmstadt. - Am 4. November 1451 stand im großen Saal der Burg zu Darmstadt vor dem unten genannten Notar die Gräfin Ottilia, Tochter des + Grafen Heinrich von Nassau und Vianden, Gemahlin Graf Philipps von Katzenelnbogen d.J., und bekundete, erfahren zu haben, daß ihr + Vater und ihr Gemahl dahin übereingekommen sind, daß sie auf alle Erbschaft und Rechte an den hinterlassenen Gütern und Herrschaften ihres + Vaters verzichten soll. Hierfür liegt kein rechtlich hinreichender Grund vor, da sie das Kind der ehelichen Tochter des + Grafen Ruprecht von Virneburg ist, weshalb ihr das Land zu Homburg mit allem Zubehör zusteht, und als ehelich geborene Tochter des + Grafen Heinrich von Nassau und dessen Frau Genoveva geb. Gräfin von Virneburg Erbrechte an der Grafschaft Vianden hat, da ihre Mutter dieselben ihren lebenden Leibeserben vermacht hat. Es sind demgemäß weder nach geistlichem noch nach weltlichem Recht ihr Vater Graf Heinrich von Nassau, noch ihr Gemahl Graf Philipp von Katzenelnbogen d.J., noch ihr Schwiegervater Graf Philipp von Katzenelnbogen, noch ihr Vetter Graf Johann von Nassau, Herr zu Breda, befugt gewesen, ihr diese Rechte abzuerkennen, zumal sie bei der Verabredung dieses von ihr geforderten Verzichts noch unmündig war und weder mit Worten noch mit Wahrzeichen auf ihre Rechte verzichtet oder einen anderen in dieselben eingesetzt hat, wie es rechtlich erforderlich gewesen wäre. Sie hat ferner die betreffenden Urkunden auch nicht besiegelt, da sie damals noch kein eigenes Siegel geführt hat, und auch niemanden gebeten, sie an ihrer Stelle zu besiegeln. Ottilie bekundet ferner, gehört zu haben, daß ihr Vater vor seinem Tod seine Angelegenheiten testamentarisch geordnet hat, daß ihr davon aber bisher nichts zuteil geworden ist, obwohl sie mit ihrem Vater bis zu dessen Tod in ungetrübten Einvernehmen gelebt hat. Sie ist daher nicht willens, als einziges eheliches Kind auf das Erbteil ihrer Eltern zu verzichten, erhebt daher insbesondere Anspruch auf die ihr von ihrem + Ahnherrn Graf Ruprecht von Virneburg angefallene Herrschaft Homburg und die Grafschaft Vianden, legt zudem in rechtlicher Form gegenüber den in dieser Sache von den oben genannten Herren geschlossenen Verträgen Widerspruch ein und widerruft sie. Hierbei waren zugegen Graf Wilhelm von Wertheim, Schenk Konrad, Herr zu Erbach, Hans, Herr zu Rodenstein, Wortwin Stumpf von Asbach, Hans von Rohrbach, Konrad von Grebenroth, Hans Wambold d.Ä., Kunz Echter, Philipp Groschlag, Otto Breder von Hohenstein, Bernhard Kalb von Reinheim, Hans Pheiser und Wiegand von Erlebach.
Signet und Unterschrift des kaiserlichen Notars Heinrich Schreiber von Alsfeld, Klerikers des Mainzer Bistums.
Nachweise

Ausstellungsort

Darmstadt

Aussteller

Thierstein, Grafen, Ottilie, Frau Oswalds I., verw. Gräfin von Katzenelnbogen, geb. Gräfin von Nassau

Siegler

Schreiber, Heinrich, kaiserlicher Notar · Wertheim, Grafen, Wilhelm · Schenk zu Erbach, Konrad · Rodenstein, Herren, Hans · Stumpf von Asbach, Wortwin · Rohrbach, Hans von · Grebenroth, Konrad von · Wambold, Hans d.Ä. · Echter, Kunz · Groschlag, Philipp · Breder von Hohenstein, Otto · Kalb von Reinheim, Bernhard · Pheiser, Hans · Erlebach, Wiegand von

Zeugen

Wertheim, Grafen, Wilhelm · Schenk zu Erbach, Konrad · Rodenstein, Herren, Hans · Stumpf von Asbach, Wortwin · Rohrbach, Hans von · Grebenroth, Konrad von · Wambold, Hans d.Ä. · Echter, Kunz · Groschlag, Philipp · Breder von Hohenstein, Otto · Kalb von Reinheim, Bernhard · Pheiser, Hans · Erlebach, Wiegand von

Weitere Personen

Katzenelnbogen, Grafen, Philipp I. · Katzenelnbogen, Grafen, Philipp II. · Nassau-Dillenburg, Grafen, Heinrich II. · Virneburg, Grafen, Ruprecht IV. · Nassau-Dillenburg, Grafen, Genoveva, Frau Heinrichs II., geb. Gräfin von Virneburg · Nassau-Dillenburg, Grafen, Johann IV.

Weitere Orte

Homburg (Saarpfalz-Kreis/Saarland) · Vianden (Kt. Vianden/Luxemburg) · Virneburg (Gem. Vordereifel/Rheinland-Pfalz) · Alsfeld (Vogelsbergkreis)

Sachbegriffe

Grafen · Erbverzicht, Verweigerung von · Ehefrauen · Notare, kaiserliche · Erbrechte, geistliche · Erbrechte, weltliche

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Reg. Katzenelnbogen 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 13084 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/13084> (Stand: 06.05.2024)