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7. Reichskriegertag des Kyffhäuserbundes in Kassel, 26. Juni 1937

Ein gesamtdeutscher „Reichskriegertag“, der die ehemaligen Soldaten und Veteranen des Reiches zusammenbrachte, fand zum ersten Mal 1925 in Leipzig – am symbolträchtigen Standort des Völkerschlachtdenkmals – statt. In der Folge dieser sehr beliebten Veranstaltung wiederholte man den Kriegertag bereits 1927 in Berlin, 1929 in München und 1932 in Dortmund. Unter dem NS-Regime avancierte die Stadt Kassel zum ständigen Veranstaltungsort der vom Deutschen Reichskriegerbund „Kyffhäuser“ veranstalteten „Reichskriegertage“. Auch der 7. Reichskriegertag wurde vom 25. bis zum 27. Juni 1937 in Kassel gefeiert.

Den Vorsitz des Reichskriegerbundes hatte seit 1934 der „Bundesführer“ (bzw. ab 1938 „Reichskriegerführer“), Oberst a.D. Wilhelm Reinhard (1869–1955). Als Parole für die kommenden Jahre beschwor er in seiner Ansprache auf dem Reichskriegertag 1937 die Verbindung von „Soldatentum und Nationalsozialismus“ – diese galt auch als richtungweisend für das vergangene Jahr, denn schon 1936 hatte die Bundesfahne erstmals auch das Hakenkreuz aufgenommen. Die Fahne des Reichskriegerbundes stellte somit eine Synthese aus dem Eisernen Kreuz, das schon vor der nationalsozialistischen Machtergreifung das Symbol des Bundes war, und dem Hakenkreuz, das den NS-Staat symbolisiert, dar.

Am Abend des 25. Juni 1937 versammelten sich hochrangige Beteiligte des Reichskriegertags im Kasseler Staatstheater, um der Festaufführung Die endlose Straße beizuwohnen. Im Anschluss an die Festaufführung im Staatstheater Kassel anlässlich des Reichskriegertags erfolgte ein Fackelzug der Kreisverbände Kassel-Stadt und -Land durch die Stadt. Zur offiziellen Eröffnung des dritten Reichskriegertags seit der nationalsozialistischen Machtergreifung, dem 26. Juni, kamen hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft in Kassel zusammen, wie der Reichsführer der SS Heinrich Himmler (1900–1945), der Bundesführer des Reichskriegerbundes Wilhelm Reinhard und weitere ausländische Generäle.

Am Sonntagvormittag des 27. Juni 1937 formierten sich auf der Karlswiese in Kassel die Marschkolonnen der Frontsoldaten und der SS sowie die Ehrenformationen der NSDAP und der Wehrmacht zum Aufmarsch der Hundertfünfzigtausend. Als Ehrengast traf auch der Generalfeldmarschall August von Mackensen (1849–1945) ein. Mit seiner Anwesenheit drückt sich die propagandistische Absicht der Nationalsozialisten aus, den Eindruck von Kontinuität zwischen Kaiserzeit und dem Dritten Reich hervorzurufen.

Seinen Abschluss fand der Reichskriegertag mit der Aufführung des Festspiels „Frontsoldaten“ auf der Karlswiese. Inhaltlich verfolgte das Spiel die Darstellung der Kriegsbegeisterung vor dem Weltkrieg 1914 bis hin zu Fronterlebnis, Materialschlacht und Kriegsniederlage 1918/19. Daran schloss sich der Große Zapfenstreich der SS Verfügungstruppe an.

Bis zum 1. Oktober 1938 wurden sämtliche in Kriegerverbänden organisierte ehemalige deutsche Soldaten gleichgeschaltet. So auch der ehemalige Deutsche Reichskriegerbund „Kyffhäuser“, der am 4. März 1938 in den NS-Reichskriegerbund (NSRKB) überging. 1939 wurde der erste „Großdeutsche Reichskriegertag“ abgehalten, da Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits Österreich sowie das Sudeten- und Memelland angegliedert worden waren – erstmals nahm Adolf Hitler dort auch persönlich an einem Kriegertag teil.
(MG)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„7. Reichskriegertag des Kyffhäuserbundes in Kassel, 26. Juni 1937“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2518> (Stand: 26.6.2023)
Ereignisse im Mai 1937 | Juni 1937 | Juli 1937
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