Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- [Umgegend von Frankfurt] ca. 1865 [Blatt Rödelheim nach 1865] – 2. Offenbach-Frankfurt
Sachsenhausen
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Stadtteil · 110 m über NN
Gemarkung Frankfurt-Sachsenhausen, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
1 km südlich von Frankfurt am Main
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Lage und Verkehrslage:
Siedlung mit Vorstadtcharakter und komplexem Grundriß am linken, südlichen hangbegrenzten Mainufer gegenüber der Altstadt von Frankfurt. Moderne Siedlungsentwicklung in Richtung Süden um die Schweizer Straße und Südbahnhof sowie flußaufwärts in Richtung Schlachthof (1885), flußabwärts in Richtung Klinikum (1910).
1222 Ersterwähnung einer Brücke, 1868 Eiserner Steg, 1874-78 Ober- und Untermainbrücke
Bahnhof (Louisa) der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn";1877) (Inbetriebnahme der Strecke 16.7.1848, 18.11.1848). Der in Sachsenhausen gelegene Lokalbahnhof war Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Offenbach am Main ("Lokalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.4.1848, 18.1.1849), die Verbindung über den Lokalbahnhof zu den Frankfurter Westbahnhöfen wurde bereits 1875 und die Anbindung nach Offenbach 1955 stillgelegt.
Der Bahnhof Frankfurt Süd ist seit 1913 Endbahnhof der zum Ostbahnhof führenden Strecke der Verbindungsbahn und Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") seit 1868. Die Teilstrecke Hanau - Frankfurt am Main/Süd wurde am 15.11.1873 eröffnet und die Teilstrecke Frankfurt am Main/Süd - Frankfurt am Main/Hauptbahnhof am 1.12.1875 in Betrieb genommen.
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Ersterwähnung:
1193
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Siedlungsentwicklung:
Das umfangreiche Areal der Deutschordenskommende mit der Deutschordenskirche, unmittelbar an der Mainbrücke und an der wichtigen Brückenstraße gelegen, nahm innerhalb Sachsenhausens eine zentrale Stellung ein. Nach Osten schloß daran der Frankensteiner Hof an, ein ehemaliger Reichsministerialensitz. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielt Sachsenhausen eine neue, beträchtlich erweiterte Ummauerung, die durch den Brückenturm, das Schaumain-, das Oppenheimer- und das Affentor zugänglich war. Im 17. Jahrhundert wurde auch die Befestigung Sachsenhausen erneuert und durch mehrere Bollwerke gesichert. 1810/11 wurden die alten Befestigungen geschleift. Im Zweiten Weltkrieg wurde Sachsenhausen durch Luftangriffe insgesamt zu etwa 40 % zerstört.
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Historische Namensformen:
- Sassenhusen (1193) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 30, S. 14-15]
- Sasenhusen (1194) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 32, S. 16]
- Sahsenhusin
- Sanhenhusen
- Sassenhusin (1221) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 55-56, S. 28-39]
- Sassenhusen (1222) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 76, S. 40-41]
- Sassinhusen (1255)
- Sahsynhusen (1256)
- Sassenhusen (1273) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 315, S. 156-157]
- Sahsenhusen (1274) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 335, S. 166-167]
- Sassenhusen (1282)
- Saessenhusen (1413)
- Sacxenhausen (1671)
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Bezeichnung der Siedlung:
- 1221: locus
- 1273: villa
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Burgen und Befestigungen:
- 1221 wird ein Turm am Wasser erwähnt.
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3477341, 5550647
UTM: 32 U 477275 5548867
WGS84: 50.091626° N, 8.682307° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
412000130
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Frühere Ortskennziffer:
412000332
- Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1318: Frankfurt am Main
- 1787: Reichsstadt Frankfurt
- Das Deutschordenshaus in Sachsenhausen unterstand bis zur Auflösung des Deutschen Ordens 1809 als Kommende zu Frankfurt dem Hoch- und Deutschmeister (Meistertum Mergentheim)
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Altkreis:
Frankfurt am Main, Stadt
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Gericht:
- Vgl. Frankfurt am Main
- bis 1879: Stadtjustizamt Frankfurt
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Herrschaft:
Sachsenhausen war von Beginn an rechtlich und territorial eng an Frankfurt gebunden und erreichte nie eine selbständige Stellung. 1318 wird es im Stadtfrieden ausdrücklich als Teil von Frankfurt erwähnt. Ursprünglich kennzeichnend ist, daß hier zahlreiche Reichsministerialen auf Reichsgut ihren Sitz hatten, deren Höfe, an die vor allem die Namen der Großen und Kleinen Rittergasse erinnern, möglicherweise auf Rodungen der Salierzeit zurückgehen.
Das Deutschordenshaus war durch vertragliche Regelungen (1291 und 1394) zu Einigungen mit der Stadt Frankfurt gelangt, war Teil des Gemeinwesens und konnte ihre Exemption gegenüber dem städtischen Recht nicht absolut durchsetzen. Ihr Status wurde 1463 bestätigt. Mit der Auflösung des Deutschen Ordens 1809 ging auch die Niederlassung in Frankfurt im Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs im Rheinbund auf.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Deutscher Orden Sachsenhausen
- Die Kommende wurde zu Beginn des 13. Jahrhundert in einem mehrere Jahre dauernden Prozeß gegründet und von Kaiser Friedrich II. 1221 offiziell dem Deutschen Orden übertragen. Der Orden verfügte über komplexen Besitz, bestehend aus drei Höfen mit Wirtschaftsgebäuden, Brauhaus, mehreren Gärten, Marstall, Spitalgarten, Backhaus sowie der 1309 neuerrichteten Kirche. Zu diesem Zeitpunkt verfügte der Deutsche Orden auch über drei Schiffsmühlen auf dem Main und die Fischereirechte. Zwischen 1260 und 1360 betrieb das Ordenshaus eine intensive Erwerbspolitik. Mit der Auflösung des Deutschen Ordens 1809 ging der Besitz im Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs im Rheinbund auf.
- Kennzeichnend für Sachsenhausen ist, daß hier zahlreiche Reichsministerialen auf ursprünglichem Reichsgut ihren Sitz hatten. Ihre Höfe, an die vor allem die Namen der Großen und Kleinen Rittergasse erinnern, gingen möglicherweise auf Rodungen der Salierzeit zurück.
- 1193 schenkte Kaiser Heinrich VI. dem von dem Reichsministerialen Cuno von Münzenberg zu Sachsenhausen errichteten Hospital das kaiserliche Allodialgut am Frauenwege und gestattete den Hospitalbrüdern täglich einen Wagen voll Urholz aus dem Reichswald Dreieich zu empfangen. 1221 ging das Haus in Sachsenhausen mit Spital und Kirche von Ulrich von Münzenberg an den Deutschen Orden über. 1253 verzichtete zunächst Philipp von Falkenstein, 1255 schließlich Ulrich von Münzenberg auf seine Ansprüche in Sachsenhausen zugunsten des Deutschen Ordens.
- Die Herren von Eppstein besaßen im 13. Jahrhundert einen Obstgarten in Sachsenhausen.
- Der Frankensteiner Hof befand sich in der Paradiesgasse direkt angrenzend an den Deutschordensbesitz. Er gehörte ursprünglich den seit dem 12. Jahrhundert belegten Rittern von Praunheim-Sachsenhasen und gelangte1440 an Wenzel von Cleen und 1522 an Ritter Johann von Frankenstein als Gemahl der Erbtochter Irmel von Cleen. 1831 ging er mit 140 Morgen Land in städtischen Besitz über.
- Der Schenkensche, später Heusenstammer Hof befand sich in der Paradiesgasse neben dem Gottschalkshof. Stockenheimerhof lag in der Großen Rittergasse unmittelbar am Mainufer. Der Lurenburger- und der Volradshof befanden sich in der Dreikönigstraße.
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Ortsadel:
1194
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1221: ecclesia
- 1309: Neubau der Kirche in der Deutschordenskommende
- 1338 stiftete Heile Dymar die Dreikönigskapelle, die 1340 geweiht und 1452 vom Papst zur Kuratskapelle für Sachsenhausen erhoben wurde. 1875-80 wird als Ersatz hierfür eine Hallenkirche der Neogotik nach Entwurf des F.J. von Denzinger errichtet.
- 1912: Errichtung der ev. Lukaskirche (Gartenstraße/Otto-Hahn-Platz), die 1944 zerstört und 1953 wiedererrichtet wird
- 1926/27: Katholische Bonifatiuskirche (Holbeinstraße)
- 1957: Einweihung der kath. St. Wendelskirche auf dem Sachsenhäuser Berg
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Patrozinien:
- Heilige Drei Könige; Bonifatius
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Pfarrzugehörigkeit:
1321 zur Pfarrei Frankfurt, St. Bartholomäus gehörig. 1452 wurde die Dreikönigskapelle zur Kuratskapelle von Sachsenhausen erhoben, an der mit Ausnahme des Taufsakraments alle Sakramente gespendet werden durften. Dieses Recht verblieb bei der Pfarrei des Bartholomäusstiftes.
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Patronat:
Zunächst hatte der Rat der Stadt Frankfurt das Patronatsrecht inne, dass 1462 dem Kapitel des Bartolomäusstiftes übertragen wurde.
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Bekenntniswechsel:
Seit 1525 wurde in der Dreikönigskirche evangelisch gepredigt.
Erster evangelischer Pfarrer: Peter Pfeiffer 1531, ehemaliger Guardian des Barfüßerklosters
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Kirchliche Mittelbehörden:
Erzdiözese Mainz, Archidiakonat des Propstes von St. Bartholomäus in Frankfurt
- Kultur ↑
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Neben anderen Industrieniederlassungen ließen sich auf dem Mühlberg und auf dem Sachsenhäuser Berg seit den 60/70er Jahren des 19. Jahrhundert, u.a. die Binding- (1873) und die Henninger-Brauerei nieder. Letztere wurde 2001 an Binding verkauft.
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Mühlen:
1411 wird die erste Brückenmühle errichtet
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Bach, Siedlungsnamen, S. 84,
- Müller, Starkenburg, S. 622-629,
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 94,
- Schulin, Frankfurter Landgemeinden, S. 5-7,
- Schwind, Frankfurt, S. 237,
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 239-293,
- Keunecke, Münzenberger, S. 321-322,
- Löffler, Herren von Falkenstein, Bd. 1 S. 409,
- Brückl, Sachsenhausen,
- Schembs, Sachsenhausen,
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 563 (Register)
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 234-311,
- Seiler, Deutscher Orden Frankfurt,
- Zitierweise ↑
- „Sachsenhausen, Stadt Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11754> (Stand: 29.8.2023)