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Ende der viertägigen Deutschen Akademischen Olympiade in Marburg, 21. Juli 1924

In Marburg endet die viertägige „Deutsche Akademische Olympiade“. Mit einem Aufruf vom 15. April 1924 hatte das Deutsche Hochschulamt für Leibesübungen (DeHofL) die Studentenschaft der deutschen Hochschulen nach Marburg geladen:

Kommilitonen! Unsere Zeit verlangt Menschen der Kraft, Menschen des Willens und der Tat. Dringender als je ist es daher unsere Aufgabe, uns körperlich und seelisch zu ertüchtigen, um für alle Dienste, die das Vaterland von uns verlangt, wohl vorbereitet zu sein. Zur Anregung und Aneiferung der ganzen Studentenschaft in dieser Vorbereitung dienen unsere akademischen Wettkämpfe. Auch das Deutsche Akademische Olympia Marburg 1924 gilt diesem heiligen Zwecke.1

In Marburg sollten sie ihre sportlichen Fähigkeiten vom 18. bis 20. Juli 1924 im Rahmen des achten Deutschen Akademischen Olympia messen. Dabei wurde die Universitätsstadt an der Lahn aufgrund ihrer geografisch günstigen Lage in der Mitte des Reiches mit guter Erreichbarkeit und wegen ihres Kleinstadtcharakters zum Olympiastandort bestimmt. Teilnahmeberechtigt waren nicht nur die an den deutschen Hochschulen eingeschriebenen Vollstudenten und -studentinnen, sondern auch Studierende deutscher Zunge des Auslandes2, wie es in der Ausschreibung zu den Wettkämpfen heißt. Diese eher ungewöhnliche Teilnahmebestimmung entsprach den Ideen der 1919 gegründeten Deutschen Studentenschaft (DSt), die den Gedanken eines Deutschen Akademischen Olympia als Reaktion auf den Ausschluss Deutschlands von den Olympischen Sommerspielen in Paris 1924 aufgriffen. So sollte die Durchführung des Deutschen Akademischen Olympia eine zu dieser Zeit politisch nicht existente ’deutsche Einheit’ demonstrieren.3 Unterstützung fand das sportliche Ereignis auch von staatlicher Seite, da das DeHofL – eine zentrale Organisation des Hochschulsports, die von Studenten und Professoren besetzt war – als überregionales Amt mit dem Reichsinnenministerium zusammen arbeitete.

Die sportlichen Wettkämpfe während des Deutschen Akademischen Olympia setzten sich aus drei Kategorien – den Mannschaftswettkämpfen, den Mehrkämpfen und Einzelkämpfen in unterschiedlichen Disziplinen – zusammen. Die Mannschaftswettkämpfe gliederten sich in die Bereiche des Musterriegenturnens, des Mannschafts-Dreikampfes, den Hochschulstaffeln für Studenten und Studentinnen und verschiedener Spiele, wie Fuß-, Faust-, Schlag-, Wasser- und Handball. Die Mehrkämpfe umfassten den neuartigen akademischen Mehrkampf, den Geräte-Zehnkampf für Studenten, den Fünfkampf für Studenten bzw. Dreikampf für Studentinnen, den Schwimm-Mehrkampf und den Mehrkampf für alte Herren über 40 Jahre. Bei den Einzelkämpfen waren Wettkämpfe im Geräteturnen, in der Leichtathletik, im Schwimmen, Fechten und Tennis geplant. Letztlich entschieden die größeren Universitäten München, Hannover, Berlin, Leipzig, Hamburg und Darmstadt die Wettkämpfe jedoch meist unter sich, sodass den Marburger Teilnehmern nur selten gute Platzierungen gelangen.

Trotzdem war das achte Deutsche Akademische Olympia für Marburg unter der Leitung von Peter Jaeck (Marburg) und Martin Vogt (München) ein Erfolg und auch im Anschluss an das sportliche Großereignis sollte die Sportbegeisterung der städtischen Bevölkerung anhalten. Für die Organisation und Durchführung der Wettkämpfe wurde Marburg in zeitgenössischen Pressestimmen sehr gelobt. Zukünftige Olympiaden sollten sich an seinem Beispiel orientieren.4
(MG)


  1. Vogt, Martin, Ausschreibung für das Deutsche Akademische Olympia Marburg 18.–20. Juli 1924, in: Hochschulblätter für Leibesübungen 3 (1924) 7/8, S. 7.
  2. Martin Vogt, Ausschreibung für das Deutsche Akademische Olympia Marburg 18.–20. Juli 1924, in: Hochschulblätter für Leibesübungen 3 (1924) 7/8, S. 7.
  3. Oelrich, Sportgeltung – Weltgeltung, S. 71 f.
  4. Hochschulverlag Göttingen (Hrsg.), Das Deutsche Akademische Olympia Marburg
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Ende der viertägigen Deutschen Akademischen Olympiade in Marburg, 21. Juli 1924“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/592> (Stand: 21.7.2021)
Ereignisse im Juni 1924 | Juli 1924 | August 1924
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