Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg
Inhalt
- Keine Fastnacht in Dieburg, Hirtenbrief, Siegesnachrichten
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- Weißer Sonntag, Einschulung, Kinder laufen barfuß
- Meinungen zur neuen Sommerzeit, Ernährungsprobleme
- Krieg ständiges Gesprächsthema, Landwirtschaft
- Schwierigkeiten bei der Fleischversorgung
- Kriegswallfahrt der katholischen Jugendvereine
- Einführung von Brot- und Fleischkarten, Mangelwirtschaft
- Seltene Fleischtage, Kriegsgefangene
- ...
- Sauerkrautausgabe, Kriegsanleihe, Hungertote
↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917
Abschnitt 47: Schwierigkeiten bei der Fleischversorgung
◀ [Nr. 47] Feldbrief vom 28. Mai 1916
[...]
Großherzogliches Kreisamt Dieburg machte in den letzten Tagen auf die augenblicklichen Schwierigkeiten für die Fleischversorgung der Bevölkerung aufmerksam. Das Ergebnis der Viehzählungen war zwar im allgemeinen recht günstig, es ist aber zu wenig schlachtreifes Vieh vorhanden. Eine Besserung der Verhältnisse ist erst mit Beginn der kühleren Jahreszeit zu erwarten. Deshalb wird Sparsamkeit im Genuß der Fleischnahrung besonders der Zivilbevölkerung empfohlen. Der Bedarf des Feldheeres soll zuerst befriedigt werden. Wir halten dies für ganz angemessen, da die Schlagkraft und Leistungsfähigkeit unserer Truppen unter keinen Umständen leiden darf. Wir treten gern zurück, zumal die Fleischspeisen hier sehr teuer sind. Für ein Pfund Rindfleisch muß man 2 Mark, für Schweinefleisch 1.80 bezahlen. Der Starkenburger Viehhandelsverband hat zwar für Rindvieh, Kälber und Schafe als Stallhöchstpreis für den Zentner Lebendgewicht jetzt 100 Mark festgesetzt, für Schweine 108 Mark, ich zweifle aber, ob das Fleisch billiger wird als seither.
Am letzten Sonntag fand im „Mainzer Hof" durch hiesige Schulkinder die Aufführung des Märchenschauspiels die „Königskinder" von Pohl-Prantl statt. Die Nachmittagsvorstellung, die für die Schulkinder gegeben wurde, war gut besucht, da ja schon die Neugier die Kinder zu Teilnahme antreibt. Die Abendvorstellung aber wies nur einen mäßigen Besuch auf. Die Erwachsenen sagten: „Wir haben von dem Krieg mehr als genug Theater" und sparten ihr Geld.
Die Pioniere Martin Enders, Konrad Wilhelm Rödler und Georg Draser erhielten die hessische Tapferkeitsmedaille. Dragoner Jakob Müth V. und Gefreiter Johannes Kipp wurden durch das Eiserne Kreuz ausgezeichnet. ▶
Personen: | Ebersmann, Jakob |
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Empfohlene Zitierweise: | „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 47: Schwierigkeiten bei der Fleischversorgung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-47> (aufgerufen am 30.04.2024) |