Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 44: Weißer Sonntag, Einschulung, Kinder laufen barfuß

◀ [Nr. 44] Feldbrief vom 7. Mai 1916

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Am Abend des weißen Sonntag wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt wegen der neu eingeführten Sommerzeit. Die meisten Dieburger, besonders die Kinder, aber wollten nicht eine Stunde früher zu Bett gehen; deshalb fiel am Montag Morgen das Aufstehen so schwer. Nur die Erstkommunikanten machten eine rühmliche Ausnahme. Eine große Anzahl war schon in der ersten Hl. Messe um ½ 6 Uhr, um noch einmal die Hl. Kommunion zu empfangen; andere taten es um 6 Uhr. Die praktischen Vorteile der Sommerzeit werden sich augenscheinlich erst nach einigen Wochen geltend machen. Vorläufig knurren noch manche Dieburger, weil sie morgens Licht brauchen, andere, besonders Bauersleute, auch deshalb, weil sie während des Sommers in der Haupthitze ins Feld gehen müssen. Es geht hier wie auch sonst: Fast jede Neuerung hat ihre Licht-, aber auch ihre Schattenseiten.

Am 1. Mai kamen unsere Abc-Schützen in die Schule. Von der Hand der Mutter geleitet traten sie den wichtigen Gang an. 66 Knaben und 68 Mädchen waren es, die diesmal den kanonischen Schritt machten. Hoffentlich bedeutet ihr Eintritt in den Tempel der Wissenschaft den Beginn nützlicher Vorbereitungsjahre fürs spätere Leben.

Der Mai hat gut angefangen, überall hat er ein Grünen und Blühen hervorgezaubert. An die hohen Kastanienbäume hat er zahllose Blütenkerzen gesteckt; aus dem Boden Blumen in Menge hervorgelockt. Die Dieburger Buben und Mädchen laufen schon barfuß und wünschen keinen Rückschlag mehr.

Schütze Philipp Ellermann und Gefreiter Franz Braun erhielten das eiserne Kreuz. Gefreiter Heinrich Knapp und Jäger August Weber empfingen die hessische Tapferkeitsmedaille. ▶