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Diakonissenmutterhaus in Marburg

Gemarkung Marburg, Gemeinde Marburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

In Marburg entstehen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verschiedene Diakonisseneinrichtungen. Durch Vertreter des Bürgertums der Stadt wird 1879 der Elisabethverein gegründet, in dessen Einrichtungen Schwestern aus dem Diakonissenhaus Marburg, gegründet 1894, und den Mutterhäusern in Darmstadt (Elisabethenstift) und Frankfurt arbeiten. In Wehrda wird das Diakonissen-Mutterhaus Hebron 1908 aufgebaut; es gehört zum Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband e.V.

Orden:

Diakonie

Heutige Diözesanzugehörigkeit:

Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck

Typ:

Mutterhaus

Territorium:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3484588, 5629930
UTM: 32 U 484520 5628118
WGS84: 50.804591° N, 8.780311° O

Geschichte

Geschichte:

Am 14.08.1837 wird als erste Einrichtung im Sinne der Diakoniebewegung eine Kleinkinderschule zur Betreuung von Kindern eröffnet. Initiatoren sind Marie und Sophie von Meyfeld, Frau Professor Huber und Prof. Dr.Scheffer; sie rufen die Öffentlichkeit in Marburg zu Spenden für eine Kinderbewahranstalt auf, die nach einem Jahr bereits 44 Kinder betreut. Seit 1878 arbeiten zwei Schwestern im St.Jakobshospital in Marburg.

1879 wird in Marburg der Elisabethverein durch engagierte Frauen und Männer aus dem Bürgertum gegründet. Zu dieser Gruppe gehören Frau Bauinspektor Cuno, Frau Prof. Rubino, Frau Superintendent Kümmel und die Industriellentochter Julie Spannagel (1848-1905); als weitere Mitarbeiter kommen hinzu Pfarrer Wilhelm Kolbe, der Pathologe Prof.Dr. Friedrich Wilhelm Beneke (1824-1882). Sie erarbeiten eine Vereinsprogramm mit den Zielen der Gemeindepflege, Fürsorge für sozial Schwache, die Betreuung verwahrloster Kinder und stellungssuchender Dienstmädchen. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Cuno am Kaffweg wird am 19.11.1879 als St.Elisabeth-Haus eröffnet; im Haus befinden sich ein Kindergarten, eine Gemeindestation und das sog. Marthahaus. Beweggründe liegen in der offensichtlichen Verarmung der gewachsenen Bevölkerung. Das sog. preußische Zwangserziehungsgesetz vom 13.03.1878 („Gesetz die Unterbringung verwahrloster Kinder betreffend“), das für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren gilt, zwingt die Gemeinden zum Handeln.

Der Verein baut seine Tätigkeitsfelder weiter aus. Um die Vielzahl der Aufgaben besser zu koordinieren, wird eine Aufteilung Marburgs in vier Bezirke vorgenommen. Das neue Elisabethaus in Weidenhausen vom 19.11.1883 dient der Betreuung der Kinder und als Marthaherberge. Im gleichen Jahr wird ein neues Haus am Kaffweg dank einer Spende von Julie Spannagel eröffnet, ein zweiter Kindergarten wird für den Norden der Stadt und den Marbacher Weg gegründet. 1888 erfolgt die Anmietung eines Hauses als „Versorgungshaus für erstgefallene Mädchen“, 1912 der Aufbau eines Frauenheims für schulentlassene Mädchen und die Diakonissenstation Elisabethhof. Evangelische Vereine der Stadt, wie der Vaterländische Frauenverein (seit 1891 im Nähverein) und der Jungfrauenverein (betreut Marthaheim und zwei Kleinkinderschulen) engagieren sich mit den eingesetzten Scchwestern.

Am 3.10.1894 wird der Neubau am Leckergässchen, gestiftet von Julie Spannagel, als Schwesternhaus für Diakonissen feierlich eingeweiht; die dritte Kleinkinderschule in Marburg wird am 15.10.1901 im Saal des Elisabethauses, die vierte Kleinkinderbewahrschule im Sommer 1903 am Schneidersberg im alten lutherischen Pfarrwitwenhaus eröffnet. Die Kosten teilen sich die lutherische und reformierte Gemeinde der Stadt.

Für die Zeit der Weimarer Republik setzt die Verfassung neue Maßstäbe für die Jugendhilfe; 1922 formuliert das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz das Recht des Kindes auf Erziehung zur leiblichen, seelischen und gesellschaftlichen Tüchtigkeit, was zu einem Ausbau der Diakonieeinrichtungen führt. Während des Nationalsozialismus unterstützt der Elisabethverein die Bekennde Kirche, dies führt zu Verfolgung und staatlichen Übergriffen. Der NSV übernimmt die Kindergärten, verlegt schwer erziehbare Jugendliche ins Jugend-KZ Moringen (Jungen) bzw. Mädchen-KZ Uckermark.

Nach dem Krieg werden die Kindergärten an den Verein im Julienstift und im Elisabethhaus zurück gegeben; der Verein übernimmt weitere Aufgaben und soziale Einrichtungen; so wird das ehemaligen Arbeitslages bei den Neuhöfen durch den Verein „Friedenshütten“ gepachtet. Bis 1953 liegt die Leitung in den Händen von Diakonissen aus Frankfurt.

Gründungsjahr:

1879

Organisation:

Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 160 nennt für 1926 folgende Einrichtungen: Elisabethhaus (Kaffweg 2), Julienstift (Leckergäßchen 1), Krüppelheim Bethseda (Ortenberg 8), Philippshaus (Universitätsstraße 30), Elisabethenhof (Rotenberg 60)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Diakonissenmutterhaus in Marburg, Gemeinde Marburg“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/14694> (Stand: 5.9.2022)
Indizes

Personen:

Spannagel, Julie

Sachbegriffe: