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Gewerbeausstellung zum fünfzigsten Jubiläum des Handels- und Gewerbevereins Kassel geht zu Ende, 4. September 1905

Mit einer Schlussfeier am 4. September 1905 geht in Kassel nach zwei Monaten die Gewerbeausstellung zum fünfzigjährigen Bestehen des Freien Handels- und Gewerbevereins zu Ende. Die Ausstellung wurde am 1. Juli 1905 eröffnet und schloss tags zuvor, am 3. September 1905 offiziell ihre Tore für das Publikum. Während dieser Zeit wurden täglich rund 9.000 Besucher gezählt. Der Kasseler Oberbürgermeister August Müller (1856–1926) verkündet im Rahmen der feierlichen Abschlussversammlung die Gesamtbesucherzahl: mehr als eine halbe Million Menschen besuchten binnen zwei Monaten das Ausstellungsgelände an der Orangerie,1 welches von der preußischen Regierung wie bereits bei vorangegangenen Ausstellungsveranstaltungen (die erste Allgemeine Industrie-Ausstellung für das Gesamtgebiet des Hauswesens in Kassel fand 1870 statt) kostenfrei von der preußischen Regierung zur Verfügung gestellt wurde. Nicht allein mit Blick auf die stattliche Zahl der Besucher, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht erweist sich die Gewerbeausstellung als Erfolg (so wurden zum Beispiel nicht weniger als 2.900 Hektoliter Bier und 4.000 Flaschen Wein verkauft): sie schließt bei Gesamteinnahmen in Höhe von 316.560 Mark mit einem Überschuss von 84.894 Mark. Die Mitglieder des Handels- und Gewerbevereins beschließen, 75.000 Mark der als Gewinn erwirtschafteten Summe der Stadt Kassel für den Bau einer neuen Gewerbehalle zu übergeben.
In seinem Schlusswort stimmt der Rektor des geschäftsführenden Ausschusses des Gewerbevereins Wilhelm Schanze angesichts der positiven Bilanz der Ausstellung ermutigende Worte an: „Der großartige Erfolg der Ausstellung soll deshalb dem Handwerk ein Ansporn sein, die Mutlosigkeit und Schwarzseherei zu verabschieden, mit Freudigkeit und Hoffnungszähigkeit seine Segel zu schwellen und auch in Zukunft seine ganze Kraft und Klugheit zum Wohle seines Berufszweiges einzusetzen und zielbewußt anzuwenden.“

Nur wenige Monate nach Ausstellungsende erscheint eine von Schanze zusammengestellte, mehr als 360 Seiten umfassende komplette Dokumentation der Schau.2 Von der für Kassel bedeutenden regionalen Gewerbeausstellung zeugt heute (2012) noch zum Beispiel das 1905 auf dem Ausstellungsgelände in der Karlsaue errichtete und 1906 am Brasselsberg (etwas abseits der dortigen geschlossenen Bebauung) wiederaufgebaute Schwälmerhaus.
(KU)


  1. Das Ausstellungsgelände umfasst die unmittelbare Umgebung des Orangerieschlosses in der Karlsaue sowie das in nördlicher Richtung daran anschließende Gelände, die „Voraue“, heute Standort der Hessenkampfbahn und umschlossen von der Kreisstraße 19.
  2. Wilhelm Schanze, Die Jubiläums-Gewerbeausstellung in Cassel. Vom 1. Juli bis 4. September 1905, bearb. von W. Schanze, Kassel 1906.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Gewerbeausstellung zum fünfzigsten Jubiläum des Handels- und Gewerbevereins Kassel geht zu Ende, 4. September 1905“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/325> (Stand: 4.9.2022)
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