Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 37: Neu eingezogene Jahrgänge, Notwendiges Eheaufgebot

[Nr. 37] Feldbrief vom 19. März 1916

In der letzten Woche wurden wieder eine größere Anzahl Landsturmleute unter die Fahnen gerufen. Auch die 97er mußten einrücken, etwa 44 Mann stark. So Gott will, werden sie nicht mehr ins Feuer gehen müssen. Wenigstens hoffen wir, daß bis zur Beendigung ihrer Ausbildung auch der Friede abgeschlossen sein wird. Wenn auch die Aussichten dazu keine glänzenden sind, so wollen wir uns doch die Hoffnung nicht nehmen lassen. Von den eingezogenen 44 wurden 11 als überzählig wieder heimgeschickt. Wenn das im ganzen das deutschen Reich so gemacht wurde, dann sind von einem Jahrgang allein noch über 100000 zu Hause. Wir haben also keinen Mangel an Reserve.

Für die Fastenpredigten konnte ich in diesem Jahre keinen auswärtigen Redner bekommen. Ich halte sie deshalb selbst. Die Predigten werden, wie jedes Jahr, recht gut besucht. Man merkt fast nicht, daß 1000 Mann von Dieburg abwesend sind. Ich darf wohl annehmen, daß auch von Euch keiner fehlen würde, wenn ihr hier wäret. Jetzt gedenken wir bei der Andacht Eurer und bitten Gott, daß er Euch alle wieder glücklich in die Heimat führen möge. —

[...]

Seit Beginn des Krieges fand hier schon eine verhältnismäßig große Anzahl von Kriegstrauungen statt. Auch jetzt noch kommen manche vor. Es ist aber nicht im Sinne der Kirche, daß Brautleute ohne ordnungsmäßiges Aufgebot in den Ehestand treten. Deshalb müssen alle, die in der Kirche nicht ausgerufen werden, vor Abschluß der Ehe schwören, daß sie niemand anderes zur Ehe verpflichtet sind. In der ersten Zeit des Krieges ließ sich eine nicht in regelmäßiger Form abgeschlossene Ehe aus manchen Gründen rechtfertigen. Jetzt, wo die Möglichkeit ordnungsmäßiger Proklamation gegeben ist, nicht mehr. Ich bitte deshalb diejenigen, die sich verheiraten wollen, es mir einige Zeit vor der Kopulation zu schreiben, damit die vorgeschriebene dreimalige Proklamation in der Kirche stattfinden kann. Zum Abschluß der Ehe wird Urlaub erteilt.

Der Unteroffizier PH. Hach, Musketier Jakob Gerhold und Pionier Joseph Sättig erhielten die hessische Tapferkeitsmedaille. Die Musketiere Joseph Staudt und Joseph Schledt wurden zu Gefreiten befördert.

Auf dem Felde der Ehre fielen Franz Herz am 4. März 1916 und Heinrich Grohe (Gaimühle bei Eberbach) am 3. März 1916. R. i. p.


Personen: Ebersmann, Jakob
Empfohlene Zitierweise: „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 37: Neu eingezogene Jahrgänge, Notwendiges Eheaufgebot“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-37> (aufgerufen am 01.05.2024)