Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 35: Erstkommunion, Hilfskomitee erbittet Spenden

[Nr. 35] Feldbrief vom 5. März 1916

In diesem Jahre gehen am weißen Sonntag in Dieburg 84 Mädchen und 79 Knaben, also zusammen 163 Kinder zur ersten Hl. Kommunion. Es ist wieder eine größere Anzahl dabei, deren Väter oder Brüder im Felde stehen. Die Kinder beten täglich, daß der liebe Gott Euch beschützt und eine glückliche Rückkehr in die Heimat verleihen möge. Betet aber auch ihr, liebe Freunde, für Eure Kinder oder Geschwister, damit sie andächtig und würdig den Leib des Herrn empfangen. Ich gebe mir alle Mühe, um sie gut auf den schönsten Tag ihres Lebens vorzubereiten, aber Ihr müßt auch helfen durch Euer Gebet. Denn „wenn der Herr das Haus nicht baut, dann bauen die Werkleute vergebens."

Zu meiner Freude gehen dieses Jahr auch eine größere Zahl von Elfjährigen zur ersten Hl. Kommunion. In anderen Orten meines Dekanates, z. B. Nieder-Roden, kommen alle Kinder bereits im elften Lebensjahr zum erstenmal zum Tische des Herrn. Auch in Eppertshausen und Ober-Roden bilden die Elfjährigen die große Mehrzahl der Erstkommunikanten. Ich hoffe, daß auch in Dieburg die Gewohnheit der frühen Erstkommunion sich immer mehr Bahn bricht. —

Das Hilfskomitee für die Familien der Dieburger Kriegsteilnehmer unter dem Vorsitze des Herrn Abgeordneten Uebel hat eine recht segensreiche Tätigkeit entfaltet. Die freiwilligen Beiträge der finanziell besser gestellten Bürger haben eine Höhe von etwa 10500 M. erreicht. Dafür wurden den bedürftigen Kriegerfamilien Unterstützungen an Lebensmitteln, Brennmaterial u. dgl. gewährt. Jetzt gehen die vorhandenen Mittel zur Neige. Um auch fernerhin helfen zu können, soll von neuem ein Appel an die Mildtätigkeit der Dieburger gerichtet werden. Wir erwarten, daß sie ihre bewährte Opferwilligkeit wieder zeigen werden. Am Schlüsse des Krieges wird ein Rechenschaftsbericht über die gesamte Wirksamkeit des Hilfskomitees veröffentlicht werden. —

Herr Kanzleirat Geister wurde mit Wirkung vom 1. März d. J. in den Ruhestand versetzt. An diesem Tage waren es 60 Jahre, seitdem Herr Geister unermüdlich im Dienste des Staates tätig ist. In Anerkennung seiner ersprießlichen Wirksamleit wurden ihm schon früher verschiedene Ehrungen zu teil. Möge er sich jetzt noch manche Jahre der wohlverdienten Ruhe erfreuen! Möge sein Lebensabend ein recht freundlicher sein! —

Den schweren Wunden, die er bei einem Sturmangriff im Westen davontrug, ist am 29. Februar Ernst Valentin Kaiser erlegen, R. i. p.


Personen: Ebersmann, Jakob
Empfohlene Zitierweise: „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 35: Erstkommunion, Hilfskomitee erbittet Spenden“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-35> (aufgerufen am 01.05.2024)