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Reichswehrminister General Werner von Blomberg (1878–1946)

Reichswehrminister Blomberg erklärt auf einer Kommandeursbesprechung in Bad Wildungen die deutsche Aufrüstung für notwendig, 1. Juni 1933

Reichswehrminister General Werner von Blomberg (1878–1946) erläutert vor einem Kreis höherer Offiziere in Bad Wildungen die deutschen Rüstungsabsichten und erklärt die Aufrüstung des Landes für notwendig. Gegenüber den Anwesenden äußert er, es gehe auf der Genfer Abrüstungskonferenz darum, „eine außenpolitisch beruhigte Atmosphäre“ zu schaffen.1 Tatsächlich aber sei es vordringlich, entgegen den bestehenden Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages die deutschen Streitkräfte wesentlich zu vergrößern: „In den nächsten Jahren wird die Wehrmacht völlig in der Aufgabe aufzugehen haben, die Reserven zu schaffen, die uns bisher zu schaffen nicht möglich waren“.2

Enger Vertrauter von Hitler

Werner von Blomberg bekleidet seit 30. Januar 1933 das Amt des deutschen Reichswehrministers (mit dem Wehrgesetz vom 21. Mai 1935 in „Reichskriegsminister“ umbenannt); 1936 wird er zum ersten Generalfeldmarschall der Wehrmacht. Von Paul von Hindenburg nur wenige Stunden vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in die Position des obersten Befehlshabers der deutschen Armee gehievt, ist Blomberg Teil des von Vizekanzler Franz von Papen erdachten Konzepts zur konservativen „Einrahmung“ Hitlers und soll im Kabinett des neuen Regierungschefs zur „Zähmung“ der Nationalsozialisten beitragen. Blomberg steht dem NS-Gedankengut jedoch aufgeschlossen gegenüber und ist ein Bewunderer Hitlers, mit dem er kooperiert. Anfang April wurde Blomberg Hitlers ständiger Vertreter in Fragen der Reichsverteidigung und wenig später Oberbefehlshaber der Reichswehr, was gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegen wird.

Seine Eheschließung mit 35 Jahre jüngeren, Anfang der 1930er Jahre von der Berliner Polizei als Prostituierte registrierten Margarethe Gruhn (am 12. Januar 1938 mit Hitler und Göring als Trauzeugen) wird er am 27. Januar 1938 aus dem Amt des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht entlassen. Im Ersten Weltkrieg diente Blomberg ab 1916 als Erster Generalstabsoffizier bei der 7. Armee. Für seine Leistungen auf dem Schlachtfeld wurde ihm 1918 die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung, der Orden Pour le Mérite, verliehen.
(KU)


  1. Die Genfer Abrüstungskonferenz, deren Ziel es ist, das Rüstungsniveau ihrer Teilnehmer „in dem höchsten, mit der jeweiligen nationalen Sicherheit vereinbaren Maße“ zu begrenzen, tagt (mit Unterbrechungen) vom 2. Februar 1932 bis zum 11. Juni 1934. Deutschland verläßt die Konferenz am 14. Oktober 1933, nachdem Frankreich einen britischen Vorschlag zur Verdoppelung der deutschen Heeresstärke ablehnt und eine erneute vierjährige Frist für die Beschränkung auf ein 100.000-Mann-Heer verlangt.
  2. Zitiert nach HeBIS Fallois, Immo von: Kalkül und Illusion: der Machtkampf zwischen Reichswehr und SA während der Röhm-Krise 1934 (Beiträge zur politischen Wissenschaft 75), Berlin 1994 (zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1993), S. 90.
Belege
Weiterführende Informationen
  • HeBIS Michaelis, Herbert (Hg./Bearb.): Ursachen und Folgen: vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte, Bd. 10: Das Dritte Reich: die Errichtung des Führerstaates: die Abwendung von dem System der kollektiven Sicherheit, Berlin [1965], S. 117.
  • Wikipedia: Werner von Blomberg (eingesehen am 1.6.2020)
Empfohlene Zitierweise
„Reichswehrminister Blomberg erklärt auf einer Kommandeursbesprechung in Bad Wildungen die deutsche Aufrüstung für notwendig, 1. Juni 1933“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2426> (Stand: 1.6.2021)
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