Regesten der Landgrafen von Hessen
1287 März 27
Brief König Rudolfs an den Bischof von Lüttich
Regest-Nr. 11839
- Überlieferung
-
Ausfertigung: AE Mons, Trésor. comtes Hainaut, Nr. 166. Siegel: Königssiegel an Pergamentstreifen beschädigt. Drucke: MGH Constitutiones 3: Schwalm, 1273 - 1298, S. 381 f. Nr. 397. Regesten: Regesta Imperii 6.1, Nr. 2078; UB Hofgericht 3, S. 362 f. Nr. 523. - Regest
- Würzburg. - König Rudolf an Bischof Jo(hann) von Lüttich: Der Erdkreis wird vornehmlich von zwei Mächten gelenkt, nämlich von der auctoritas des Papstes und der königlichen potestas. Deshalb ist es nach den Gesetzen iuxta legittimas sanctiones ebenso nützlich wie notwendig nach außen, daß sich die Ämter beider Herrschaftsträger utriusque potestatis officia discreta divinis actibus et distincta gegenseitig helfend unterstützen. So wird durch die wechselseitige Unterstützung das, was die Strafmittel der Gerichtsbarkeit des einen unius iurisdictionis coherico vom Bösen nicht zurückrufen kann, das Schwert der Macht des anderen vom ungehorsam und von Sünden hemmen a contumacia coherceat et peccato. Damit behält die Gewalt beider gültigen Bestand vigor in sue permaneat robore firmitatis.
Er hat (Graf) Guido von Flandern wegen dessen Ungehorsams auf Klage Johanns von Avesnes, Graf von Hennegau, gemäß dem Urteil der anwesenden Fürsten, Grafen, Edlen und anderen Reichsgetreuen sowie seines Hofes geächtet ad instanciam /./ iuxta principum /./ et eciam curie nostre sentenciam proscriptionis vinculo innodaverimus. Obwohl jener viele Jahre in der Acht blieb sorduerit, konnte er dennoch nicht von seiner ungehorsamen Hartnäckigkeit abgebracht werden a contumaci ipsius pertinentia et pertinaci contumacia revocari.
Deshalb ersucht er den Bischof und befiehlt ihm bei Verlust seiner Gnade strengstens, indem er dessen Amtsgewalt anruft tue postestatis officium /./ invocantes: Er soll entsprechend der Pflicht seines Amtes besagten Guido exkommunizieren. Denn dieser trotzte so lange verhärteten Sinnes der Acht, daß er gemäß dem Urteil der auf dem feierlichen Hoftag zu Würzburg anwesenden Fürsten, Edlen, Barone und anderen Reichsgetreuen sowie nach bewährter Gewohnheit des Reiches die Exkommunikation verdient iuxta debitum tui officii /./ Guidonem qui tanto tempore proscriptionis sententiam sustinuit annimo indurato quod excommunicationis debet secundum sententiam /./ mucrone feriri secundum etiam consuetudinem per regum nostrum undique approbatam vinculo subicias et involvas.
Auf diese Art soll diesen, der die Strenge des weltlichen Schwertes nicht fürchtet, die Stärke der kirchlichen Zucht nervus ecclesiastice discipline zu gutem Gehorsam zurückrufen. -
Wortlaut der Datierung
dat. Herbipoli 6 kal. apr. ind. 15. 1287 r. 14.
-
Weitere Informationen
Dieses Ersuchen um Unterstützung der Reichsacht durch das geistliche Zwangsmittel der Exkommunikation ist bis auf unwesentliche Abweichungen wortgleich mit der Aufforderung an den Erzbischof von Köln von 1286 August 20 [= Landgrafen-Regesten ID 289], den Landgrafen von Hessen zu exkommunizieren. [...] Graf Guido ließ gegen das Urteil appellieren, vgl. Urkunde von 1287 April 29.
- Nachweise
-
Ausstellungsort
-
Aussteller
-
Empfänger
-
Siegler
-
Weitere Personen
Honorius IV., Papst · Hennegau, Grafen, Johann I. · Flandern, Grafen, Guido I. · Köln, Erzbischöfe, Siegfried von Westerburg · Hessen, Landgrafen, Heinrich I.
-
Weitere Orte
Lüttich, Bischöfe · Hennegau, Grafen · Flandern, Grafen · Köln, Erzbischöfe
-
Sachbegriffe
Könige · Bischöfe · Päpste · Gerichte, geistliche · Exkommunikationen · Grafen · Erzbischöfe · Reichsgewalten, Durchsetzen von · Reichsachten · Strafen
- Textgrundlage
-
Stückangaben, Regest
Urkundenregesten Königs- und Hofgericht 3
- Zitierweise
- Landgrafen-Regesten online Nr. 11839 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11839> (Stand: 16.05.2024)