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Beginn des Abtransports deutscher Kriegsgefangener aus Frankreich, 20. Januar 1920

In Frankreich beginnt der Abtransport der dort bisher festgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen. Das Land, einer der Hauptgegner des Deutschen Reiches während des Ersten Weltkriegs und als Mitglied der Triple Entente Siegermacht, hatte sich dazu entschlossen, trotz des am 11. November 1918 geschlossenen Waffenstillstandes von Compiègne und dem Umstand, dass es dem Deutschen Reich nach dem politischen und militärischen Zusammenbruch 1918 nicht möglich war, den Krieg fortzuführen, die deutschen Kriegsgefangenen nicht unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen zu entlassen, sondern vielmehr bis zur Ratifikation des Versailler Vertrages abzuwarten. Der Friedensvertrag von Versailles trat nach der Ratifizierung und dem Austausch der das Vertragswerk besiegelnden Urkunden am 10. Januar 1920 in Kraft. Er beendete den Ersten Weltkrieg formal. Ebenso wie die deutschen Kriegsgegner Russland (das seine deutschen Kriegsgefangenen erst 1922 freilässt) und Großbritannien hielten die französischen Militärbehörden die deutschen Kriegsgefangenen bewusst fest, um sie für Wiederaufbauarbeiten einzusetzen. In diesem Zusammenhang war die deutsche Öffentlichkeit seit Ende der Kampfhandlungen wiederholt durch Nachrichten aufgeschreckt worden, die besagten, dass sich die Lage der in den Händen der Entente-Mächte befindlichen deutschen Kriegsgefangenen nicht verbessert, sondern verschlechtert habe.1 Neben der deutschen Regierung protestierten auch andere Organisationen gegen die als ungerecht empfundene Verzögerung der Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen, so unter anderem der 1918 nach dem Waffenstillstand gegründete Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen, der im Herbst 1919 bereits über mehrere Hunderttausend Mitglieder verfügte.2
(KU)


  1. Vgl. Rainer Pöppinghege, „Kriegsteilnehmer zweiter Klasse“? Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener 1919–1933, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 64 (2005), H. 2, S. 391-424, hier: S. 399.
  2. So wendet sich der Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen 1919 und 1920 mehrfach an den päpstlichen Botschafter für die Apostolische Nuntiatur in München, Eugenio Pacelli (den späteren Papst Pius XII.) mit der Bitte an den Heiligen Stuhl, sich für die Befreiung der deutschen Kriegsgefangenen einzusetzen. Vgl. dazu die Dokumente unter: Schlagwort Nr. 11147, Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917–1929)', URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/11147 (eingesehen am 20.1.2015)).
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
f Weltkrieg <1914-1918>
Empfohlene Zitierweise
„Beginn des Abtransports deutscher Kriegsgefangener aus Frankreich, 20. Januar 1920“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2251> (Stand: 16.9.2020)
Ereignisse im Dezember 1919 | Januar 1920 | Februar 1920
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