Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Jamaika-Ferkelratten aus dem Nachttierhaus des Frankfurter Zoos ausgewildert, 26. Juli 1986

Nach einer Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beteiligt sich der Frankfurter Zoo mit drei Exemplaren der in freier Wildbahn bedrohten Jamaika-Ferkelratte (Geocapromys browniian) an einem „Auswilderungsprojekt“ des Jersey Wildlife Preservation Trust auf der britischen Insel Jersey. Gemeinsam mit 19 Artgenossen sind die aus der Zucht im Nachttierhaus (Grzimek-Haus) stammenden Tiere bereits auf Jamaika ausgesetzt worden, wo diese Art in den Bergwäldern der Insel endemisch (das heißt nur dort) vorkommt. Im Zoo Frankfurt wurden seit 1977 neun Ferkelratten aufgezogen. Zwei Paare der rein nachtaktiven Nagetiere, die eine Kopfrumpflänge von 33 bis 45 Zentimetern und ein Gewicht von ein bis zwei Kilogramm erreichen, leben gegenwärtig in der Nachttierabteilung des Grzimek-Hauses.

Nach Aussage von Zoodirektor Richard Faust (1927–2000) soll die in Frankfurt beheimatete „Zuchtbasis“ erhalten bleiben; die Auswilderung einiger Tiere auf Jamaika verstehe sich als Langzeitprojekt. Die Aussiedlung der tagsüber in Felsspalten oder Erdbauten ruhenden Ferkelratten wird vor Ort von Tierschützern und Wissenschaftlern aus Jamaika und den Vereinigten Staaten überwacht, um die Reservate der Tiere zu schützen und die ausgesetzten Nager an die selbständige Nahrungssuche zu gewöhnen. Von ursprünglich fünf Ferkelratten-Arten, die über die karibischen Inseln verteilt vorkamen, sind bereits drei Arten durch Bejagung durch den Menschen und eingeschleppte Hauskatzen ausgerottet worden (Geocapromys thoracatus, die auf den zu Honduras gehörenden Schwaneninseln vorkam, und noch im 20. Jahrhundert recht häufig anzutreffen war, sowie bereits früher Geocapromys columbianus und Geocapromys pleistocenicus, die auf Kuba beheimatet waren).
(KU)