Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Tagung des Alldeutschen Verbandes in Kassel, 6.-7. Oktober 1917

Der als einflussreiches Sprachrohr der völkischen Bewegung fungierende Alldeutsche Verband tagt in Kassel. Nach mehreren Vorträgen zur politischen und militärischen Lage des Reiches wird eine Entschließung angenommen, in der es unter anderem heißt:

Der Alldeutsche Verband erkennt es als seine Pflicht, alles daran zu setzen, um einen Frieden zu erreichen, der der Heldentaten unserer Kämpfer würdig ist. Dieses Bewußtsein der Dankesschuld bestärkt uns in der Erkenntnis der Notwendigkeit, daß das militärische Kriegserlebnis zum politischen Siege unseres Vaterlandes gestaltet werden muß. Die Erweiterung der deutschen Grenzen nach Westen und Osten und die Gewinnung hinreichenden überseeischen Besitzes bildet das machtpolitische Kriegsziel, ohne dessen Erfüllung die militärische und wirtschaftliche Sicherung der deutschen Zukunft undenkbar ist.

Der 1891 ins Leben gerufene Agitationsverein zählt zu den mitgliederstärksten völkischen Organisationen des Deutschen Kaiserreiches und bemüht sich in erster Linie um die Verankerung nationalistischer und pangermanischer Zielsetzungen in der Innen- und vor allem der deutschen Außenpolitik. Er zählt zu den stärksten gesellschaftlichen Triebkräften hinter einer imperialistischen Kolonialpolitik, versteht sich als Förderer des Deutschtums im Ausland und propagiert seit Kriegsausbruch die Annexion weiter Teile der in die Kriegshandlungen einbezogenen Gebiete in Mitteleuropa.¹
(OV/KU)

1. Konkret vertritt der Verband die Forderung, „widerrechtlich abgetrennte Teile des Deutschen Reiches“ (gemeint ist das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zwischen 1648–1806), nämlich die Niederlande, Belgien und die Schweiz sowie deutschbesiedelte Teile Österreich-Ungarns und Liechtenstein zu annektieren. ↑