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Tudenhausen

Wüstung · 173 m über NN
Gemarkung Jestädt, Gemeinde Meinhard, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Wüstung

Lagebezug:

4 km nordnordwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

1 km östlich der Ortsmitte von Jestädt am Ausgang des Schambachtales. Hier ist speziell der Standort der zugehörigen Kirche lokalisiert.

Im Bereich der mittelalterlichen Wüstung fand man bei einer Feldbegehung nördlich und südlich der Straße Jestädt - Grebendorf weit über 500 mittelalterliche und wenige neuzeitliche Scherben, einen Spinnwirtel und zwei Spinnwirtelfragmente. Die Funde erstrecken sich auf einer etwa 380 x 120 m großen Fläche, die in Nord-Süd-Richtung verläuft (4726: 3572210-350 / 5675740-76140). Die Ältesten davon gehören etwa dem 10./11. Jahrhundert an.

Ersterwähnung:

980

Siedlungsentwicklung:

Es wird noch 1393 Dorf genannt. 1455 stehen noch einige Häuser, doch ist es seitdem wüst. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der letzte Rest, die Dudenmühle abgebrochen.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Zur Datierung der Ersterwähnung auf das Jahr 980 s. Eckhardt, Wipperode – Vierbach – Wehretal, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 88 (1980/81), S. 45-49. Ob die Beleg zu 1141 tatsächlich auf Tudenhausen zu beziehen ist, muss offen bleiben.

vgl. auch Dudenmühle

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa; curtis (980)
  • villa (1291)
  • Dorf (1378, 1393)

Burgen und Befestigungen:

  • Es wurde noch 1378 Dorf genannt (Huyskens 570).
  • 1455 standen noch einige Häuser, doch ist es seitdem wüst.
  • Ende des 18. Jahrhunderts wurde der letzte Rest, die Dudenmühle, abgebrochen (ZHG 3, 268).

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3572230, 5676010
UTM: 32 U 572127 5674179
WGS84: 51.214445° N, 10.03268° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

63600704005

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1418: Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, Gericht Jestädt (Lehen der von Boyneburg-Hohenstein)
  • 16. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein

Altkreis:

Eschwege

Herrschaft:

1418 ist es aber braunschweigisches Lehen der von Boyneburg-Hohenstein, von denen es auf die von Eschwege übergeht. 1435 will Hans von Bodenhausen seinen Schwägern Heimbrod, Rabe und Reinhard von Boyneburg, genannt von Hohenstein, die ihm versetzten Dorfwüstungen Jestädt, Tudenhausen und Neuerode wieder zu lösen geben (HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 375).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Hertac schenkt 980 "villam Tutenhusen" dem Kloster Fulda.
  • Dieses besitzt das Dorf noch 1396. In diesem Jahr leihen Dechant und Konvent des Stifts Fulda dem Pfarrer zu Dudenrode auf Lebenszeit u.a. Einkünfte aus Totenhausen.
  • 1141 bestätigt der Mainzer Erzbischof Markolf dem von dem Grafen Siegfried IV. von Boyneburg und seinen Vorfahren gegründeten Benediktinerkloster Blasien zu Northeim u.a. seinen Besitz zu Tudenhausen.
  • Das Heiliggeisthospital in Eschwege soll 1308 kein Land kaufen zwischen Eschwege, Niederdünzebach, Landstraße zum Hundsrücken, Berg Spickenberg, dem Walde Herolds, dem Baum bei Honde, Segemanneswert, der Werra, dem Orte ("locus") genannt Schambach, Tutenhusen, Grebendorf und Schwebda.
  • 1346 überschreiben die von Hohenstein den Augustinern zu Eschwege ein Gut in Tudenhausen, 1378 schenkt der Ritter Herman von Hoinstein Renteneinkünfte von dortigen Ländereien.
  • 1427 gelangen Güter bei Tudenhausen an das Kloster Heydau.

Zehntverhältnisse:

1365 verpfändet Bodo von Boyneburg dem Ritter Reinhard Keudell viereinhalb Mark jährlichen Zinses an seinem Gut zu Jestädt und an seinem Zehnten (theyzmen) zu Tudenhausen und Neuerode.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • plebanus (1297 und 1321)
  • rector ecclesiae (1299)
  • Am nordwestlichen Rand der Fundfläche stellte man im Acker im ganz leicht erhöhten Gelände auf einer Fläche von etwa 30 m Durchmesser (4726: um 3572230 / 5676010) einige Belege fest, die auf die frühere Ortskirche und zugehörige Sepultur deuten. Es handelte sich um zahlreiche ausgeackerte Bruchstücke menschlicher Knochen und Zähne, vermehrt auftretende Dachziegelstücke und an einer Stelle größere Steine mit anhaftendem Mörtel.

Klöster:

  • 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Tudenhausen.
Wirtschaft

Mühlen:

Die Dudenmühle wird Ende des 18. Jahrhunderts als letzter Rest des ehemaligen Dorfes abgebrochen.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Tudenhausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7093> (Stand: 27.10.2023)