Historisches Ortslexikon
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
Weitere Informationen
Harmuthshausen
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Hof · 341 m über NN
Gemarkung Datterode, Gemeinde Ringgau, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Hof
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Lagebezug:
9,5 km südsüdwestlich von Eschwege gelegen
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Lage und Verkehrslage:
2 km südsüdöstlich von Datterode und etwas nordöstlich der ehemaligen Boyneburg gelegen
Die zugehörige wüste Kirche befindet sich etwas südlich des Hofes auf einem Feld
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Ersterwähnung:
1141
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Siedlungsentwicklung:
Harmuthshausen war ursprünglich ein zur Boyneburg gehöriges Dorf mit Kirche, das bald nach 1370 wüst fällt. Spätestens Ende des 16. Jahrhunderts entsteht hier ein Hof mit verändertem Namen. Im Amtlichen Verzeichnis der Gemeinden in Hessen von 1962 als Vorwerk bezeichnet.
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Historische Namensformen:
- Hatheburghusen, in (1141) [verunechtet 13. Jh., Kop. 16. Jh., UB Mainz 2,1, S. 45-53, Nr. 28]
- Hatheburgehusen, in (1141) [verunechtet 13. Jh., Kop. 17. Jh., Origines Guelficae, hrsg. von C.L. Scheidt, Bd. 4, Hannover 1753, S. 525, Digitalisat]
- Harsmarshusen (1305) [unklar, ob auf Harmuthshausen zu beziehen; 18. Jahrhundert, Landesbibliothek Kassel, Hundelshauser Kopiar]
- Hademarishusen, in (um 1320) [HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 2955]
- Hademarshusen, czu (1367) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 445, Nr. 1149]
- Hademorshusin, in (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 37 (17), S. 39 (34)]
- Hermanshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Harmeshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 12]
- Harmershausen (bis 1817)
- Harmuthshausen (1818)
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Bezeichnung der Siedlung:
- Vorwerk (1962)
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3571992, 5663600
UTM: 32 U 571879 5663538
WGS84: 51.118807° N, 10.027003° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
63601001001
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Einwohnerstatistik:
- 1618: Gegend als "wüst" bezeichnet
- 1885: 1 Wohnhaus mit 7 Bewohnern
- 1895: 7 Einwohner
- Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Reichensachsen
- 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1819-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra (zu Röhrda gehörig)
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Altkreis:
Eschwege
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Herrschaft:
Um 1320 gehören Hermann von Boyneburg in Harmuthshausen drei Hufen mit ebensovielen Höfen als ziegenhainsches Lehen. Um 1370 haben die von Boyneburg von Hessen u.a. alle ihre Güter in Harmuthshausen als Burglehen inne. Ludwig von Schmalstieg hat dort ebenfalls von Hessen drei Hufen in Äckern und Wäldern inne. Um Die halbe Wüstung "Halmarshusen" oder "Helmarshausen" war hessisches Lehen der von Boyneburg-Stettfeld (Rev. 1460-1823), einen anderen Teil besaßen die von Boyneburg-Bischhausen (Rev. 1516-1787).
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1141 bestätigt der Mainzer Erzbischof Markolf dem von dem Grafen Siegfried IV. von Boyneburg und seinen Vorfahren gegründeten Benediktinerkloster Blasien zu Northeim u.a. seinen Besitz zu Harmuthshausen.
- 1367 überträgt Heimbrad von Boyneburg für das Seelenheil seines Vaters dem Kloster Germerode Einkünfte in Harmuthshausen.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Auf dem südlich des Gutshofes gelegenen Acker, der von SSO nach NNW sanft abfällt (4826: etwa 3571960 / 5663520), wurden immer wieder Steine herausgepflügt, 1971 schließlich sogar eine große Grabplatte mit Reliefdarstellung. Daraufhin stellte man vor Ort einen zweiperiodigen Kirchenbau aus dem 11. bis 14. Jahrhundert fest, dessen Überreste im Gelände restauriert wurden. Der O-W ausgerichtete Saalbau hat eine Länge von 11,80 m und eine Breite von 7,30 m. Dazu kommt ein querrechteckiger Chor (Länge 4,30 m, Breite 5,60 m). Vom älteren Vorläufer dieser Kirche stellte man eine romanische Apsis fest. Im Innenraum befanden sich mehrere Steinplatten und teilweise gestörte Körpergräber.
- Scheinbar steht das Gotteshaus in Zusammenhang mit der langen Mittelpunktfunktion der nahen Boyneburg (s. d.), so dass in der Siedlung von Harmuthshausen wohl ein zugehöriger Wirtschaftshof erfasst worden ist. In dessen erweitertem Kirchenbau bestattete man demnach unter anderem auch adlige, zur Burg gehörende Personen.
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Pfarrzugehörigkeit:
1585 zu Röhrda gehörig
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Sippel, Wüstungskirche bei Hof Harmuthshausen
- K. Kollmann, Rittergut Harmuthshausen, in: Röhrda - Chronik des Dorfes, S. 287-294
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 203 (Harmuthshausen) u. 203 f. (Harsmarshusen)
- Fundberichte aus Hessen, 1986, S. 601 (LfD) > zugehörige Wüstungskirche
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 304 f. (mit Kirche)
- Zitierweise ↑
- „Harmuthshausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5908> (Stand: 20.3.2024)