Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Nieder-Ense

Stadtteil · 339 m über NN
Gemeinde Korbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

4,5 km südlich von Korbach

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte an der Alten Itter an den Nordostausläufern des Malsbergs. Kirche am Westrand des Dorfes. Verbindungsstraßen Richtung Dorfitter (K 53) zur B 252 (Korbach-Frankenberg) und Richtung Nordenbeck/Ober-Ense zur L 3076.

Ersterwähnung:

(1016-1020)

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Die frühen Quellen nehmen keine Differenzierung vor, vgl. daher auch Ober-Ense. Zur räumlichen Abgrenzung von Ober- und Nieder-Ense, Kreis Soest, vgl. Ortsnamen Kreis Soest, S. 155-156. Bei dem Beleg Anansie, in (1015-1036) muss offen bleiben, ob er diesem Ense zuzuordnen ist.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Vorwerk (1036)
  • villa (1126)
  • Dorf (1336)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1859

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3490459, 5677646
UTM: 32 U 490389 5675815
WGS84: 51.233631° N, 8.862337° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635015100

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 634, davon 489 Acker (= 77.13 %), 50 Wiesen (= 7.89 %), 47 Holzungen (= 7.41 %)
  • 1961 (Hektar): 633, davon 59 Wald (= 9.32 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1541: 23 Häuser
  • 1620: 32 Häuser
  • 1650: 7 Häuser
  • 1738: 31 Häuser
  • 1770: 38 Häuser, 251 Einwohner
  • 1885: 266, davon 266 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1895: 262, davon 262 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 274, davon 257 evangelisch (= 93.80 %), 16 katholisch (= 5.84 %)

Diagramme:

Nieder-Ense: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1126: Ittergau, in der Grafschaft des Grafen Siegfried IV. von Northeim (in pago Itergowe in comitatu Sigefridi comitis)
  • 1336: Grafschaft Waldeck, Amt Lichtenfels1489: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
  • 1546: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
  • 1755/1757: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Eisenberg
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt Eisenberg (Sitz in Korbach)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis des Eisenbergs
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis des Eisenbergs
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Waldeck

Gericht:

  • 1485: Gogericht Korbach
  • 1537: Bauergericht auf dem Eisenberg
  • 1814: Oberjustizamt des Eisenbergs in Korbach
  • 1850: Kreisgericht Korbach
  • 1868/69: Amtsgericht Korbach

Herrschaft:

Nieder-Ense liegt seit dem 14. Jahrhundert im Herrschaftsbereich der Grafen von Waldeck, ist jedoch durch Lehnsvergabungen, Verpfändungen oder Verkäufe zeitweise deren unmittelbaren Zugriff entzogen (vgl. Besitz).

(1332-1344) gehen der Zehnte und ein Haus in Nieder-Ense von den Grafen von Waldeck zu Lehen. Das Dorf wird 1336 als Brautschatz dem Grafen Johann von Nassau verpfändet. Mit der Niederlassung der Herren von Grafschaft auf Schloss Ober-Ense in der Mitte des 15. Jahrhunderts gelangen auch Teile von Nieder-Ense bis zu deren Aussterben 1572 in grafschafter Einflussbereich.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 als Stadtteil in die Stadt Korbach eingemeindet.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • (1016-1020) überträgt Wermand dem Kloster Corvey einen mansus in Ense. 1036 beurkundet Bischof Meinwerk von Paderborn die Gründung des Stifts Busdorf und stattet es u.a. mit einem zu Korbach gehörenden Vorwerk in Niederense aus. 1126 bekundet der Abt Erkenbert von Corvey, dass er von den adeligen Matronen Riclinde und Frederun die Burg Itter mit Markt, Zoll und Allodien u.a. in Niederense erworben habe.
  • 1239 verkauft das Stift Marsberg mit Genehmigung von Kloster Corvey seine Güter in Ense dem Kloster Schaaken. Nach dem Salbuch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist Schaaken in Nieder-Ense noch begütert.
  • (1332-1344) erhält Heinemann von Itter ein Haus in Niederense zu Lehen, das er 1348 an die von Viermünden weiterverlehnt. 1336 setzt Graf Heinrich IV. von Waldeck dem Grafen Johann von Nassau für den Brautschatz seiner Tochter Else u.a. das Dorf Ense als Pfand.
  • Die Familie von Löwenstein besitzt verschiedene Güter und Rechte, die zumeist als Lehen ausgetan sind. 1472 wird Gerold von Ense von den Löwenstein-Westerburgern mit dem halben Kirchlehen und drei Vierteln einer Katenstätte unterhalb des Friedhofs zu Niederense belehnt. Nach dem Aussterben der Westerburger Linie werden die Lehensgüter der von Ense unter die Ganerbschaftsgüter der Familie Löwenstein aufgenommen. 1686 und 1785 bestehen die Lehensstücke aus dem halben Kirchlehen, drei Vierteln einer Katenstätte, einem Hof zu Nieder- und einem zu Ober-Ense sowie drei Morgen Land in Nordenbeck.
  • 1397 kauft der Flechtdorfer Konventuale Ludwig Taen ein ittersches Lehnsgut zu Ense.
  • 1489 verkauft Graf Philipp II. von Waldeck u.a. das Dorf Niederense an seinen Amtmann Helwig von Erwitte.
  • 1416 überlassen die Pröver dem Kloster Bredelar als Seelgerät ein Viertel des Hofs zu Nieder-Ense. 1495 verkauft der Korbacher Priester Johannes Lemekule dem Kloster sein Viertel des Hofs zu Nieder-Ense. 1588 überlässt das Kloster Graf Wolrad von Waldeck die Hälfte des dortigen Hofs.
  • Im 18. Jahrhundert sind zahlreiche Güter in Nieder-Ense von den Herren von Rhena als Lehen ausgetan.

Zehntverhältnisse:

Zwischen 1332 und 1344 war der Zehnte waldeckisches Lehen des Konrad Spiring. 1380 hat der löwensteinsche Lehnsmann Heinrich von Eppe den halben Zehnten zu Ende an das Kloster Haina versetzt.

1537 ist der Zehnte löwensteinisches Lehen derer von Eppe.

Ortsadel:

1189

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1240: Pleban
  • Einschiffiger Saalbau aus dem 12. Jahrhundert mit quadratischem Turm, der 1566 und 1685 erneuert wurde

Patrozinien:

  • Petrus

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel gehören bereits im Mittelalter Oberense, Nordenbeck und Goldhausen, 1542-1560 auch Immighausen, 1554 und 1557-1558/61 Schaaken. 1975 wird Immighausen als Vikariatsgemeinde in das Kirchspiel eingegliedert. 2018 gehören zum Kirchspiel Nieder-Ense und Eppe die Orte Nieder-Ense, Immighausen, Ober-Ense, Goldhausen, Eppe, Hillershausen und Niederschleidern.

Patronat:

Patrone waren bis 1609 die Dorfeld zu Huxol

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Mag. Dietrich Hecker 1535-1547, nach 1541 evangelisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1386 stiftet Heinrich der Eiserne eine Kalandsbruderschaft in Ense, die später nach Korbach verlegt wird.

Wirtschaft

Wirtschaft:

1519 belehnt Graf Philipp von Waldeck die Herren von Löwenstein und andere unter anderem mit dem Bergwerk auf dem Eisenberg und den dazugehörigen Schmelzhütten, Mühlen und Gebäuden zu Niederense (Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 226-227, Nr.572)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nieder-Ense, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1662> (Stand: 22.3.2024)