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Hessische Biografie

Portrait

Eva Franke-Weißgärber
(1906–1997)

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GND-Nummer

141054042

Franke-Weißgärber, Eva [ID = 1158]

* 15.2.1906 Fischern (Böhmen) Krs. Karlsbad, † 16.5.1997 Darmstadt
Malerin, Zeichnerin, Modistin
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1912-1915 mit der Mutter und den Geschwistern in Den Haag
  • ab 1915 in Darmstadt, wo sich die Mutter als Fotografin niederließ
  • 1920-1926 Besuch des Darmstädter Lehrerinnenseminars
  • 1928-1931 Studium der Malerei an der Staatsschule für Kunst in Mainz
  • in den 1930er Jahre Ausbildung zur Hutmacherin und Modistin
  • ab 1931 freischaffende Künstlerin in Darmstadt
  • 1944-1946 nach dem Bombenangriff auf Darmstadt in Erbach (Odenwald) wohnhaft, 1946 Rückkehr nach Darmstadt
  • 1948 Eröffnung ihres bis 1993 existierenden Ateliers für „Mode und Kunst“

Werke:

Familie

Vater:

Weissgärber, Alfred, 1872–1944, Fotograf, Sohn des Ignaz Weissgärber, Fotograf in Pressnitz, und der Anna Josefa Theresia Gahler

Mutter:

Krebs, Hildegard, 1879–1958, Tochter des Franz Krebs, Lehrer, und der Barbara Link

Partner:

  • Franke, Erich* Kurt, (⚭ Darmstadt 26.7.1934) * Vohwinkel bei Wuppertal 27.7.1901, † gefallen vor Moskau 1942, Schauspieler

Verwandte:

  • Becker, Ruth, geb. Weissgärber <Schwester>, 1904-1972, Fotolaborantin in Darmstadt
  • Weissgärber, Horst <Bruder>, 1909-1944, Fotograf, Bildberichterstatter
Nachweise

Literatur:

Leben

Viermal fünfundzwanzig und ein Jahr wäre Eva Frank-Weißgärber, so nach der ihr eigenen Umschreibung ihres Alters, am 15. Februar 2007 alt geworden. Die Künstlerin und Modistin war eine in Darmstadt liebenswerte bekannte Erscheinung: wagenradgroße Hüte und zeitlos modische lindgrüne Hosenanzüge, passend zu ihrem hennarotem Haar.

Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Eva Weißgärber in Karlsbad. Nach der Trennung von ihrem Ehemann ging ihre Mutter mit ihren drei Kindern zu ihrer Schwestern nach den Haag. Hier erwachte Evas Liebe zur Kunst und sie schwänzte häufig den Sonntagsgottesdienst, um stattdessen eines der zahlreichen Museen dieser Stadt zu besuchen.

Schon als Kind hatte sie eine große Vorliebe für Hüte und trug als Schülerin oft ihre eigenen Kreationen, die häufig den Spott ihrer Mitschüler herausforderten. Dieser störte sie aber wenig, da sie sich so ausstaffiert, selbst schön fand.

Als ausgebildete Fotografin plante ihre Mutter die Eröffnung eines eigenen Fotoladens mit Atelier. Ihr lagen zwei Offerten vor: Luzern und Darmstadt. Als die Mutter ihrer Tochter auf die Frage nach den Städten erklärte, Darmstadt sei eine Stadt der Künste, betete Eva jeden Abend, das Darmstadt der ausersehene Ort sein sollte. 1915 lernte sie dann endlich die Stadt ihrer Wahl kennen. Sie wollte eigentlich Malerin werden, konnte aber mangels Besuch einer Kunstschule kein Kunststudium aufnehmen. Sie verdiente in dieser Zeit ihren Unterhalt mit Entwürfen für Filetstickereien für ein Gardinengeschäft. Von einem Zeichenlehrer privat ausgebildet, besuchte sie von 1928 bis 1931 die Kunstschule in Mainz und legte 1935 die Meisterprüfung als Hutmacherin ab. 1935 erhielt sie auch eine Urkunde als Siegerin im Reichswettkampf der Modistinnen.

Auf ihren Fahrten nach Mainz lernte sie den Schauspieler Erich Franke kennen, den sie 1934 ehelichte. Er fiel acht Jahre später vor Moskau.

1961 eröffnete sie in der Alexanderstraße in Darmstadt ihren Hutladen, aber am Herzen lagen ihr Zeichnungen. „Zeichnen ist wie Tanzen“ betitelte sie auch ihr Werk, das 1990 in der Kunstedition Merck erschien. Bekannt waren ihre Menschen- und Tierportraits und Landschaften. Eines ihrer berühmtesten Werke, eine Kohlezeichnung, zeigt den Schauspieler Joseph Offenbach in seiner Paraderolle als „Datterich“.

Auch noch im hohen Alter flanierte Eva Franke-Weißgärber in ihrer bekannten extravaganten Ausstattung durch Darmstadt und amüsierte sich über die Blicke der zumeist auswärtigen Besucher. Ihre Darmstädter nahmen kaum noch von ihrem Outfit Notiz; sie hatte sie sich entsprechend erzogen.

Eva Franke-Weißgärber verbrachte ihren Lebensabend im Städtischen Altenheim Darmstadt, wo sie am 16. Mai 1997 starb. Das Museum der Stadt Pfungstadt gedachte der Künstlerin anlässlich des 100. Geburtstages vom 18.2.–30.4.2006 mit einer Ausstellung.

Frieder Boss (†)

Zitierweise
„Franke-Weißgärber, Eva“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/141054042> (Stand: 28.11.2023)