Hessische Biografie
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GND-Nummer
135926653
Scheffer, Ludwig Christoph [ID = 6405]
- * 18.10.1669 Marburg, † 24.10.1731 Berleburg, evangelisch-reformiert
Theologe, Pfarrer, Hofprediger, Inspektor - Andere Namen ↑
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Weitere Namen:
- Schefer, Ludwig Christof
- Wirken ↑
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Werdegang:
- 1684 Studium der Theologie und Altorientalistik an der Universität Marburg
- 1701 reformierter Pfarrer und Inspektor in Berleburg
- Hauptmitarbeiter der Berleburger Bibel
- gemäßigt-radikaler Pietist philadelphischer Prägung
- Familie ↑
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Vater:
Scheffer, Johann Ludwig, 1640-1686, Gräflich-Sayn-Wittgensteinischer Gesandter
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Mutter:
Pauli, Anna Catharina, getauft 13.3.1635, Heirat vor 1669, Tochter des Christoph Ludwig Pauli, Hofgerichts-Assessor in Marburg und der Christina Margarethe Purgold
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Partner:
- Mieg, Louise Susanne, (⚭ 26.5.1702) * Marburg 12.4.1680, lebt noch 1634, Tochter des Johann Friedrich Mieg d.Ä., Professor der Theologie in Heidelberg
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Verwandte:
- Scheffer, Ludwig Christian <Sohn>, 1704
- Scheffer, Georg Wilhelm <Sohn>, 1705
- Krafft, Christine Elisabeth, geb. Scheffer <Tochter>, 1707-1781, Patin ihrer Nichte Wilhelmine Hartmann, verheiratet mit Johann Wilhelm Krafft, 1696-1767, Doktor der Theologie, Professor der Theologie in Marburg
- Scheffer, Johann Friedrich <Sohn>, 1710
- Hartmann, Katharina Modesta, geb. Scheffer <Tochter>, 1713-1751, verheiratet I. mit Johann Paul Brand, dritter reformierter Pfarrer in Hanau, verheiratet II. mit Johann Leonhard Hartmann, Pfarrer in Windecken
- Nachweise ↑
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Literatur:
- BBKL Bd. 19, 2001, S. 1226-1230 (Ulf Lückel);
- Die Berleburger Chroniken des Georg Cornelius, Antonius Crawelius und Johann Daniel Scheffer, hrsg. von Wilhelm Hartnack, Laasphe, 1964;
- Karl-Heinz Hartmann, Die Hartmanns. Genealogie einer hessischen Familie. XIV Generationen (1610-2010), Frankenberg (Eder), 2010, S. 14 f.
- Leben ↑
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Scheffer kam im September 1701 auf Empfehlung des strikt reformierten Grafen Rudolf zur Lippe-Brake, des Bruder der regierenden, verwitweten Gräfin Hedwig Sophie zu Sayn-Wittgenstein nach Berleburg, um eine längere Vakanz zu beenden. Die Vakanz war eingetreten, nachdem die Pfarrer Johann Heinrich Reitz und Dietrich Otto Schmitz wegen ihrer radikalen Ansichten amtsenthoben worden waren. Scheffer sollte wieder ein obrigkeitlich geordnetes Kirchenleben einrichten.
Scheffer war bemüht, die verschiedenen religiösen Strömungen in Berleburg wieder zu integrieren. Seit 1712 regierte Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein, mit dem sein Hofprediger Scheffer eine persönliche Freundschaft verband. Im Laufe seiner Amtszeit sympathisierte Scheffer dann selbst mit dem Pietismus und teilte diese Gedanken auch mit dem Grafen. 1712 gab Scheffer zusammen mit dem radikal pietistisch eingestellten Johann Henrich Horch (1652–1729) die „Marburger Bibel“ heraus. Dieser Druck war ein Vorläufer der später bekannteren „Berleburger Bibel“. Ebenfalls eine Vorarbeit war das 1720 erschienene „Hebräische Wörterbuch“.
Scheffer war zugleich Inspektor des Waisenhauses in Berleburg, in dem dann mit der Finanzierung durch den Grafen Casimir die „Berleburger Bibel“ gedruckt wurde. Zugleich wurde eine Berleburger Bibellotterie unter Scheffers Verantwortung eingerichtet. Als Verleger konnte der aus Straßburg vertriebene philadelphisch orientierte Verleger Johann Friedrich Haug (1680–1753) gewonnen werden. Scheffer selbst beteiligte sich vor allem an den ersten vier Bänden, des Alten Testaments. 1725 gab Scheffer auch sein Gesangbuch heraus, das kurz nach seinem Tod bereits die zweite Auflage erlebte und in der Berleburger Grafschaft bis 1837 in Gebrauch blieb.
Immer stärker geriet Scheffer auch in den Sog der philadelphischen Bewegung, ohne daß er sich jedoch von der Amtskirche trennte. Zugleich war er Prediger in der für kurze Zeit ebenfalls in Berleburg sich etablierenden Herrenhuter Gemeinde. Im September 1730 hatte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf vergeblich versucht, die verschiedensten religiösen Gruppen in Berleburg zu einer einzigen philadelphischen Gemeinde Herrenhuter Prägung zu vereinen.
Scheffer führte auf Veranlassung des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein einen modernen Katechumenen- und Konfirmandenunterricht ein. Auch hierbei blieb die Versöhnung mit den regligiösen Sondergruppen sein Anliegen. Das vertraute Verhältnis zwischen Scheffer und den Separatisten fand sogar in vereinzelten Kindtaufen Scheffers bei den Separatisten Ausdruck.
Lupold von Lehsten
- Zitierweise ↑
- „Scheffer, Ludwig Christoph“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/135926653> (Stand: 28.11.2023)