Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Arnsburg

178 m über NN
Gemarkung Arnsburg, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Nahe des Klosters Arnsburg lag auf einem Sporn über der Wetter die Burg Arnsburg. Errichtet vermutlich im 11. Jahrhundert wurde sie um 1174 aufgegeben und abgebrochen: Die Burgherren zogen auf die Burg Münzenberg und übergaben den Eberbacher Zisterziensern die Ländereien der alten Burg zur Gründung eines Klosters. In den Jahren ihres Bestehens wurde die Burg mehrfach erweitert und umgebaut, wie die Funde einer Ausgrabung von 1984/85 belegen. Bevor sie abgebrochen wurde, umfasste sie ein Gebiet von rund 1,6 Hektar, bestand aus einem Wohn- und einem Rundturm, einem Palasgebäude, einer umgebenden Wehrmauer mit Zangentor und Graben davor. Möglicherweise trafen sich Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe hier im Vorfeld der Wahl Friedrichs zum König (4. März 1152 in Frankfurt) und trafen Absprachen, welche diese Wahl ermöglichten.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lage:

Die Burg lag auf einem Sporn über der Wetter, auf dem Hainfeld.

Geschichte

Letzterwähnung:

1174

Laufzeit:

um 1000–1174

Besitzgeschichte:

Die Burg wurde vermutlich von einer Ministerialenfamilie errichtet errichtet, die 1093 als „von Arnsburg“ nachgewiesen werden kann und sich zu dieser Zeit mit den Ministerialen von Hagen aus Dreieich verheirateten. Möglicherweise stammte die Familie ursprünglich aus der villa Arneburg, wo 2015 die Fundamente eines steinernen Wohnturms entdeckt wurden. Unter Konrad (II.), 1151 einmal als „von Hagen und von Arnsburg“ bezeichnet, begann wahrscheinlich der Bau der Burg auf dem Münzenberg, nach der sich sein Sohn Kuno seit 1162 „von Münzenberg“ nannte. Im Jahre 1174 übergab Kuno das Areal der aufgegebenen Arnsburg und die dazugehörigen Ländereien den Eberbacher Zisterziensern zur Gründung eines Klosters.

Abgang:

Die Burg wurde spätestens 1174 aufgegeben, die Wohnturm und Befestigungsanlagen einschließlich der Fundamente abgebrochen. Die ehemalige Burgkapelle wurde im 30jährigen Krieg zerstört.

Sonstiges:

Im Dezember 1152 bestätigte Kaiser Friedrich I. in einer Urkunde die Gründung des Benediktinerklosters Alteburg durch Kuno von Hagen-Arnsburg. Der Bau dieses Klosters begann nahe der Arnsburg auf dem Gelände eines Römerkastells, wurde aber bald aufgegeben. Die ungewöhnliche Urkunde führte zu der Vermutung, dass Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe sich im Vorfeld der Wahl Friedrichs zum König auf der Arnsburg trafen, um diese Wahl vorzubereiten. Wesentliche Indizien sind zum einen die Tatsache, dass der Name des Königs erst nachträglich in die Urkunde eingefügt wurde (sie also in den königslosen Wochen zwischen dem Tod Konrads III. am 15. Februar und der Wahl Friedrichs am 4. März 1152 niedergeschrieben wurde) und zum anderen, dass in der hochkarätigen Zeugenliste sowohl Fridericus dux (Herzog Friedrich Barbarossa, der spätere König und Kaiser) als auch Heinricus dux (wahrscheinlich Herzog Heinrich der Löwe) genannt werden, sowie u. a. die Erzbischöfe von Köln und Mainz (vgl. dazu ausführlich Althoff, Merkwürdige Urkunde).

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Arnsburg ging aus einer einfachen, relativ unbefestigten Hofanlage des 10. Jahrhunderts hervor. Vermutlich um das Jahr 1000 begann der Bau des quadratischen Wohnturms, dessen äußere Seitenlänge etwa 11,5 m betrug. Dieser Bau war von einer Wehrmauer umgeben. Außerhalb dieses befestigten Bereichs stand ein stattlicher Holzbau mit einer Grundfläche von rund 100 qm, aus dem später der repräsentative Hauptbau der Anlage wurde. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde die Wehrmauer erweitert, um diesen Bau mit einzuschließen und es kam ein etwa 9 m breiter und bis zu 3 m tiefer Graben als weitere Befestigung hinzu. An der Wende zum 12. Jahrhundert wurden Befestigungsgraben und Wehrmauer so erweitert, dass sie nun den gesamten Sporn sicherten. Die Wehrmauer erhielt ein Zangentor, nordöstlich des Wohnturms wurde eine Kapelle errichtet (oder erneuert), die 1151/52 urkundlich belegt ist. Im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts wurde die westliche Schildmauer erneuert, ebenso der Hauptbau und die Kapelle. Im Nordosten der Anlage kam ein für die Zeit ungewöhnlicher Rundturm hinzu.

Die Burgbauten wurden um 1174 abgebrochen, lediglich Hauptgebäude und Kapelle wurden weiterhin genutzt. Nach mehreren Um- und Erweiterungsbauten wurde die Kapelle im 30jährigen Krieg zerstört.

Erhaltungszustand:

Bauliche Reste sind nicht erhalten. Anhand der Ausbruchsgruben des späten 12. Jahrhunderts wurden die Fundamente unter anderem des Wohnturms nach den Ausgrabungen von 1984/85 wieder aufgemauert.

Grabungen und Funde:

Eine erste Grabung auf dem Hainfeld fand 1893 statt. Intensiv untersucht wurde das Gelände 1984/85. Südlich der Kapelle wurden bei dieser Grabung sechs Kopfnischengräber entdeckt. Derartige Gräber wurden seit dem 11. bis in das beginnende 13. Jahrhundert für sozial hochstehende Verstorbene angelegt.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kloster Arnsburg

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg; Ringmauerburg

Funktionstyp:

Ministerialensitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Burg Arnsburg

Zitierweise
„Burg Arnsburg, Gemeinde Lich“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14590> (Stand: 9.4.2024)