Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Münzenberg

239 m über NN
Gemarkung Münzenberg, Gemeinde Münzenberg, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Wegen ihrer beiden markanten Türme ist die staufische Reichsburg Münzenberg im Volksmund als „Wetterauer Dintefass“ bekannt. Die im 12. Jahrhundert erbaute Höhenburg ist die bedeutendste hochmittelalterliche Burganlage in Hessen, nicht zuletzt wegen ihres recht unberührten Zustands. Im 13. Jahrhundert kamen der westliche Turm und der zweite Palas hinzu, um 1500 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut. Zu dieser Zeit diente die Burg schon nicht mehr als herrschaftlicher Wohnsitz, Lage und Größe der als Ruinen erhaltenen Burggebäude entsprechen also dem mittelalterlichen Zustand.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Münzenburg

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

gut 8 km südwestlich von Lich

Lage:

Die Burg liegt auf einem ovalen Basalthügel, der aus der Wetterau hervorragt.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Burg Münzenberg war spätestens 1174 bewohnbar, da Kuno von Münzenberg in diesem Jahr das Areal seiner alten Burg Arnsburg den Eberbacher Zisterziensern zur Gründung eines Klosters übergab. Kuno von Münzenberg (ab 1162 erscheint er unter diesem Namen), Spross einer Ministerialenfamilie, stand im Dienst Friedrich Barbarossas und Heinrich VI. und wird in Urkunden häufig als Kämmerer bezeichnet. Unter ihm wurden die Herren von Münzenberg zur mächtigsten Familie der nördlichen Wetterau. Die neue Burganlage auf dem Münzenberg unterstreicht diesen Anspruch und wurde entsprechend gestaltet, so hatten beispielsweise die auf ihre Fernwirkung hin konzipierten Zinnen eher repräsentativen denn fortifikatorischen Charakter. Nach dem Aussterben der Münzenberger im 13. Jahrhundert versuchte Philipp I. von Falkenstein, einer der Erben, die Anteile der übrigen Miterben in seiner Hand zu vereinen. Das Sechstel der Grafen von Hanau konnte er jedoch nicht erwerben, er besaß die Burg also nicht allein. Vermutlich aus diesem Grund verlor die Burg Münzenberg als Herrschaftssitz an Bedeutung.

Laufzeit:

12. Jahrhundert–Anfang 17. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ließ Kuno von Hagen(-Arnsburg), der 1162 als Kuno von Münzenberg nachweisbar ist, die Burg erbauen. Ulrich II. von Münzenberg starb 1255 ohne Nachkommen und sein Besitz wurde unter seinen sechs verheirateten Schwestern aufgeteilt; jeweils ein Sechstel ging an Agnes, verheiratet mit Konrad von Schönberg (†), Irmengard, verheiratet mit Konrad von Weinsberg, Elisabeth, verheiratet mit Engelhard von Weinsberg, Isengard, verheiratet mit Philipp I. von Falkenstein, Hellwig, verheiratet mit Heinrich von Pappenheim und Adelheid, verheiratet mit Reinhard von Hanau. Die Burg war gemeinschaftlicher Besitz. Zwischen 1270 und 1286 kaufte Philipp I. von Falkenstein vier Anteile auf, so dass fünf Sechstel in seiner Hand waren, das verbleibende Sechstel war im Besitz der Herren von Hanau. Nach dem Tod Werners III. von Falkenstein 1418 wurde der Falkensteiner Besitz unter seinen Neffen und Nichten aufgeteilt: an die Brüder Eberhard II. und Gottfried VII. von Eppstein, an die Brüder Bernhard und Johann von Solms und deren Schwestern Anna, verheiratet mit Gerhard von Sayn, Agnes, verheiratet mit Ruprecht von Virneburg und Elisabeth, verheiratet mit Diether von Isenburg-Büdingen. Die Burg war wie folgt aufgeteilt: ein Sechstel Hanau, ein Sechstel Eppstein, ein Sechsel Sayn und Isenburg und drei Sechstel Solms. Im Burgfrieden von 1448 werden Reinhard von Hanau, Werner von Eppstein, die Brüder Eberhard und Walther von Eppstein sowie die Brüder Bernhard von Solms(-Braunfels) und Johann von Solms(-Lich) als Ganerben genannt. 1486 ewarb Ludwig von Isenburg-Büdingen den Burgteil der Grafen von Sayn. Die Eppsteiner Anteile gelangten 1535 an die Familie Stolberg, 1581 an das Erzbistum Mainz, dann wurden sie zwischen Mainz und Stolberg geteilt. 1596 werden folgende Ganerben genannt: Erzbischof von Mainz, Hanau, Stolberg, Solms-Braunfels, Isenburg; 1600 waren es Erzbischof von Mainz, Hanau, Stolberg, Solms-Braunfels sowie Solms-Lich und Laubach. Der Mainzer Anteil kam 1685 an Hanau, dieser wiederum 1736 an Hessen-Kassel.

1935 übergaben die Ganerben die Burgruine Münzenberg an das Land Hessen.

Abgang:

Vermutlich im frühen 14. Jahrhundert endete die Nutzung der Burg Münzenberg als Wohnburg. Spätere Erweiterungs- und Umbauarbeiten konzentrierten sich auf die Verteidigungsanlagen. Zur Zeit des 30jährigen Krieges war die Burg vermutlich verfallen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burg Münzenberg ist etwa in den Jahren 1152 bis 1165 errichtet worden; eine Vollendung vor 1174 kann als gesichert gelten. Zur ersten Bauphase gehören Palas und Kapelle an der Südseite sowie der Ostturm (ursprünglich einige Meter weiter nördlich geplant). Zwischen Kapelle und Turm sowie an der Nordseite erstreckten sich Wirtschaftsgebäude. Die mit Buckelsteinquadern verblendete Ringmauer umschloss nicht den gesamten Burgbezirk. Nach Zerstörungen um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Bau des Westturms (stumpfer Turm) begonnen, die Arbeiten jedoch vermutlich 1255 nach dem Tod Ulrichs II. von Münzenberg unterbrochen. Unter Philipp I. von Falkenstein wurde in einer zweiten Bauphase von etwa 1286 bis 1295 am Westturm weiter gebaut, der Ostturm ausgebessert und der nördliche Palas, der sogenannte Falkensteiner Bau errichtet. Eine äußere Ringmauer wurde errichtet und die innere Mauer erhöht sowie ihre Zinnen vermauert. In einer dritten Bauphase Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts wurden hauptsächlich die Verteidigungsanlagen verstärkt: die Burg erhielt einen äußeren Zwinger mit Abschnittsmauern und Türmen, einem westlichen Geschützturm (Bollwerk) und mehreren Torbauten. Auch der Westturm wurde erhöht und die Kapelle erhielt ein weiteres Stockwerk.

Vom 18. bis ins 20. Jahrhundert wurden mehrfach Ausbesserungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt.

Baubeschreibung:

Die langgestreckte ovale Burganlage (etwa 120 x 40 m) wird von einem Mauerring aus einheitlichem Säulenbasaltmauerwerk umschlossen, der dem Felsverlauf folgt; im Osten und Süden wird diese Mauer von einer zweiten inneren Mauer mit Buckelquaderverblendung überragt. Eine Zwingeranlage mit Mauern und Türmen in einheitlichem Bruchsteinmauerwerk umgibt die Kernburg. Im Westen und Osten erheben sich zwei Türme; an der Süd- und an der Nordseite stehen zwei dreigeschossige Palasbauten, an der Ostseite zudem die Kapelle.

Grabungen und Funde:

Auf dem Burggelände wurden unter Leitung Günther Bindings vom 1. Juli bis zum 17. August und vom 26. September bis zum 11. November 1960 Grabungen vorgenommen. Unter anderem wurde der Anfang des 17. Jahrhunderts eingestürzte Küchenbau ausgegraben (zwischen Ostturm und Kapelle).

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Burg)

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Gesamtanlage)

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Burg Münzenberg

Zitierweise
„Burg Münzenberg, Gemeinde Münzenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14687> (Stand: 13.11.2020)