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Hessische Biografie

Portrait

Otto Landgraf von Hessen-Kassel
(1594–1617)

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Hessen-Kassel, Otto Landgraf von [ID = 5765]

* 24.12.1594 Kassel, † 7.8.1617 Hersfeld, Begräbnisort: Marburg Pfarrkirche, 25.8.1617, evangelisch-reformiert
Biografischer Text

Otto, als erstgeborener Sohn des Landgrafen Moritz potenzieller Nachfolger und Thronerbe, erhielt dementsprechend eine besonders sorgfältige Erziehung. 1607 und 1610 studierte er in Straßburg, Basel und Genf. Der Vater führte ihn früh an politische Aufgaben heran und setzte ihn bei seinen territorialen Ambitionen und Gesandtschaften ein. Schon 1604 installierte er den damals gerade zehnjährigen Otto als Koadjutor und nach dem Tod des letzten Abtes zwei Jahre später zumindest nominell als Administrator des Stifts Hersfeld. 1611 führte ihn eine diplomatische Mission an die Höfe König Jakobs I. von England und des Generalstatthalters Moritz von Oranien in Den Haag. Zum Antritt der selbstständigen Regierung des König Ludwig XIII. von Frankreich 1614 leitete Otto die hessische Gesandtschaft nach Paris. Als er im Jahr zuvor die Tochter des reformierten Markgrafen Georg Friedrich von Baden geheiratet hatte, übertrug ihm der Vater die eingeschränkte Regierungsgewalt über das Oberfürstentum Marburg. Die junge Frau starb allerdings bei der Totgeburt ihres ersten Kindes. Im Juni 1617 folgte im Schloss zu Dessau die zweite Eheschließung mit der ebenfalls reformierten Agnes Magdalena von Anhalt. Nur zwei Monate später erkrankte Otto in Hersfeld an den Röteln und erschoss sich im Fieberdelirium. Ob es sich um einen Unfall oder um Selbstmord handelte steht nicht fest. Landgraf Moritz bezeichnete den Tag der Todesnachricht als den schrecklichsten seines Lebens. Doch noch im Tod diente Otto den politischen Ambitionen des Vaters, da dieser ihn nicht in der Kasseler Fürstengruft, sondern in Marburg beisetzen ließ, um damit seine Ansprüche auf das Erbe Landgraf Ludwigs IV. zu untermauern.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 89)


Literatur