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Hessische Biografie

Portrait

Johann Bernhard Crespel
(1747–1813)

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Crespel, Johann Bernhard [ID = 2794]

* 27.3.1747 Frankfurt am Main, † 24.11.1813 Laubach
Jurist, Schriftsteller
Biografischer Text

Johann Bernhard Crespel wurde am Tag seiner Geburt im Frankfurter Dom getauft. Pate war der ledige Bruder der Mutter, Johann Bernhard Rohr, Hessischen-Darmstädtischer Resident und Verwalter in Frankfurt am Main. Schon „in der Wiege“ wurde er zum Thurn- und Taxisschen Rat ernannt. Im Juni 1755 wurde er Schüler des Malers und Zeichenlehrers Johann Nicolaus Roland, der im Steinernen Haus eine Akademie leitete. In einem Haus aus dem Besitz von Goethes Großeltern Textor geboren, wurde er ein Jugendfreund Johann Wolfgang Goethes und später der Ratgeber von Frau Rat Goethe. 1758 feierte er seine erste Kommunion in Heidelberg. Im Winter 1759/1760 besuchte er die Schule in Bruchsal und trat im August 1760 in das Jesuitenkolleg in Pont à Mousson ein. Im November 1761 war er wieder in Frankfurt am Main und im folgenden Jahr wiederum für ein Jahr auf einer Schule in Metz. Im Juni 1763 kehrte er endgültig nach Frankfurt zurück. Am 3. April 1764 überreichte er in Begleitung seines Vaters dem gerade neu gekrönten Kaiser Franz I. eine Hutagraffe im Wert von 300.000 Gulden.

Seine akademische Ausbildung setzte er in Paris mit juristischen Studien fort. Anschließend studierte er an der Universität Würzburg (1766–1768). Er besuchte im November 1768 das Reichskammergericht in Wetzlar und im April 1769 die Universität Göttingen. Nun kehrte er wieder nach Frankfurt zurück, wo er als Accessist tätig wurde und 1771 das Bürgerrecht erwarb.

Der Jurist Crespel war er nun für das Haus Thurn und Taxis in Regensburg als Archivar tätig, kehrte aber schon im Mai 1777 wieder nach Frankfurt zurück, wo er weiter bei den Eltern lebte, und an den geselligen Treffen des Goethekreises teilnahm. Goethe beschreibt selbst die Mariage-Spiele des Bernhard Crespel im sechsten Buch von „Dichtung und Wahrheit“. Nach Goethes Weggang von Frankfurt 1770 nannte seine Mutter Crespel „ihren lieben Sohn Bernhard“. Auch pflegte Crespel mit Sophie von La Roche und Maximiliane Brentano einen vertrauten Umgang. Crespel entwickelte sich indes immer mehr zu einem kauzigen Sonderling. Der Vater starb 1794 und Crespel verkaufte das Elternhaus in der Großen Eschenheimer Straße (72) und zog nach Laubach, wo er dem zehn Jahre zuvor zur Regierung gekommenen Grafen Friedrich zu Solms-Laubach juristische Expertisen für die Lehensnachfolge aufsetzte. In ungewöhnlicher Weise baute er sich ein neues Haus. Dieses Haus kaufte 1877 Graf Friedrich zu Solms-Laubach von den Erben und stellte es dem Armen- und Waisenhaus als „Johann-Friedrich-Stift“ zur Verfügung.

Lupold von Lehsten


Literatur
  • Neue deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 410 f. (Adalbert Elschenbroich)
  • Frankfurter Biographie, Bd. 1, Frankfurt am Main 1994, S. 141 (Sabine Hock)
  • Dölemeyer, Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1993, S. 32, Nr. 106
  • Herman Haupt, Hessische Biographien, Bd. 3, Darmstadt 1934, S. 328-331(Gottfried Wilhelm Hertz)
  • Rath Crespel und die Novelle in den ‚Serapionsbrüdern’ von E. T. A. Hoffmann, in: Frankfurter Zeitung 1893, Nr. 317;
  • A. Roeschen, Erinnerungen an B. Crespel, Goethes Jugendfreund in Laubach, in: Frischauf 1915/1916, 25.
  • Wilhelm Hertz, Bernhard Crespel, Goethes Jugendfreund, München, Leipzig 1914
  • Heinrich Düntzer, Frauenbilder aus Goethes Jugendzeit. Studien zum Leben des Dichters, Stuttgart/Tübingen 1852
  • Ingeborg-Liane Schack, „Es wird ein Hauß werden wie seine Hoßen, die er auch selbst fabricirt“. Der wunderliche Rat Crespel, Goethes Jugendfreund, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3.1.1981;
  • Werner A. Becker, Rat Crespel und Laubach, in: Hessische Heimat. Aus Natur und Geschichte, Nd. 23, 16.11.1968.
  • Emanuel Crespels Reisen in Kanada und Schiffbruch bei der Rückkehr nach Frankreich. Ins Deutsche übersetzt sowie mit einer Einleitung versehen von Karl Esselborn, (Hessische Volksbücher 25), Friedberg 1915: