Hessische Biografie
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GND-Nummer
100122973
Engelhard, Johann Daniel Wilhelm Eduard [ID = 15417]
- * 12.4.1788 Kassel, † 13.10.1856 Kassel
Architekt, Hofbaumeister, Landbaumeister - Biografischer Text
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Johann Daniel Engelhard studierte seit 1802 an der Kasseler Akademie unter anderem bei Heinrich Christoph Jussow. 1811 ging er mit Unterstützung der westphälischen Regierung auf eine längere Studienreise nach Italien, wo er noch im Oktober in Rom Annunciata Bossi heiratete. Ihr gemeinsamer Sohn Gottlob, 1812 in Kassel geboren, war später ebenfalls als Architekt tätig. Nach seiner Rückkehr nach Kassel 1811 war Johann Daniel Engelhard als Baumeister im Baudepartement tätig, 1815 errichtete er den „Frühstückstempel“ an der Schönen Aussicht. Als Hofbaumeister arbeitete er ab 1817 zunächst beim Bau der Chattenburg unter Heinrich Christoph Jussow mit (Bauleitung). 1821 wurde er nach der Neuordnung des kurhessischen Bauwesens Landbaumeister des 1. Bezirks (Kassel), zugleich erhielt er den Titel Oberbaumeister. 1822 übertrug man ihm den Baudistrikt Hofgeismar, wo er auch für die Bautätigkeit an der Badeanlage Gesundbrunnen zuständig war. 1830 wurde er Landbaumeister für den Distrikt Kassel. In dieser Dienststellung erbaute er mehrere Dorfkirchen, bei denen er sich um individuelle und originelle Lösungen bemühte, so in Schachten (1825), Heimarshausen (1833/34) oder Vollmarshausen (1838/39). 1838 wurde er zum Land-, Straßen- und Wasserbaumeister im Kreis Hünfeld ernannt. 1838 errichtete sich Engelhard ein eigenes Wohnhaus am Ständeplatz, das durch seine unkonventionelle, aber auch problematische Bauart (italienisches Flachdach) auffiel. In zahlreichen Veröffentlichungen hat sich Johann Daniel Engelhard, vor allem nach seiner Pensionierung im Jahre 1840, mit Fragen der Baugeschichte und der Baukonstruktion auseinandergesetzt . Bemerkenswert ist vor allem sein Aufsatz zum Bau der Chattenburg, in dem er eine Konzeption für den Neubau eines Residenzschlosses am Friedrichsplatz entwickelt. Von den dafür verwendeten oder vorgesehenen Stichen befinden sich einige Vorzeichnungen in der Graphischen Sammlung.
Ulrike Hanschke, Gerd Fenner
(Text übernommen aus Bestandskatalog der Architekturzeichnungen des 17.–20. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel; URL: https://architekturzeichnungen.museum-kassel.de/0/32142/)
- Literatur
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- Martina Sitt (Hrsg.), „Geeignet, junge Künstler zu belehren…“. Die Anfänge der Kasseler Kunstakademie (1777-1830), 2. Aufl., Hamburg 2018, S. 186 f.
- Kassel Lexikon, hrsg. von der Stadt Kassel, Bd. 1, Kassel 2009, S. 164 (Ulrike Hanschke)
- Günter Meißner (Hrsg.), Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 34, München/Leipzig 2002, S. 29
- Paul Schmaling, Künstlerlexikon Hessen-Kassel 1777-2000. Mit den Malerkolonien Willingshausen und Kleinsassen, Kassel 2001, S. 171
- Ingeborg Schnack (Hrsg.), Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930 Bd. 5, Marburg 1955, S. 67-83 (Gottfried Ganßauge)
- Ulrich Thieme (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, Bd. 10, Leipzig 1914, S. 539-540
- Gustav Prior (Hrsg.), Jacob Hoffmeister´s gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Hannover 1885, S. 26-27
- Hans-Christoph Dittscheid, Kassel-Wilhelmshöhe und die Krise des Schloßbaues am Ende des Ancien Régime: Charles De Wailly, Simon Louis du Ry und Heinrich Christoph Jussow als Architekten von Schloß und Löwenburg in Wilhelmshöhe (1785-1800), Worms 1987, S. 135
- Gottfried Ganßauge, Daniel Engelhard (1788-1856). Architekt und Kunstschriftsteller, in: Ingeborg Schnack (Hrsg.), Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck, Bd. 5, Marburg 1955, S. 67-83
- Hermann Knackfuß, Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel. Aus den Akten der Akademie zusammengestellt, Kassel 1908, online S. 57