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Hessische Biografie

Portrait

Gideon Fulder
(1604–1683)

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Fulder, Gideon [ID = 11619]

* 2.1.1604 Battenberg, † 13.2.1683 Gemmingen, evangelisch-lutherisch
Theologe (evangelisch-lutherisch), Pfarrer
Biografischer Text

Gideon Fulder wurde als Sohn des Pfarrers Nikolaus Fulder am Neujahrstag 1604 in Battenberg geboren. Dort hatten schon sein Onkel Eberhard, sein Großvater Gideon – von dem er wahrscheinlich den Namen trug – und im benachbarten Battenfeld sein Urgroßvater Michael die Pfarrei versehen, sodass die Familie zu diesem Zeitpunkt bereits eine eingesessene lutherische Pfarrerdynastie in der Region war. Einen umso größeren Einschnitt bedeuteten daher die Verbesserungspunkte, die Landgraf Moritz von Hessen-Kassel im nördlichen Oberhessen 1605 als calvinistisches Bekenntnis einführte. Denn sowohl Gideons Vater Nikolaus als auch sein Onkel Eberhard verweigerten die Annahme und wurden daher aus ihrem Dienst entlassen. Während Eberhard bald eine dauerhafte Anstellung im lutherisch gebliebenen südlichen Teil Oberhessens fand, ging Nikolaus von dort um 1612 nach erfolglosem Bemühen in den Kraichgau, wo er bis zu seinem Tod als Pfarrer in Obergimpern wirkte. Eine Rückkehr in die alte Heimat, wo 1624 die Relutherisierung erfolgte, lehnte er wie sein Bruder ab und sah dies vermutlich auch für seinen Sohn vor, den er 1622 zum Studium an die württembergische Landesuniversität Tübingen schickte. Die Eintragung als „Battenbergensis“ lässt allerdings erkennen, dass die Erinnerung an seinen Geburtsort in dem jungen Gideon noch immer fortlebte. Wahrscheinlich war sie sogar ausschlaggebend dafür, dass er nur drei Jahre später die Stelle des Diakons im nicht weit von Battenberg entfernten Wetter antrat. Durch den frühen Tod des dortigen Pfarrers konnte er sich bereits 1632 begründete Hoffnungen auf dessen Nachfolge machen, erfuhr letztlich jedoch eine Enttäuschung, da ihm ein anderer Kandidat vorgesetzt wurde. Trotz der damit weiterhin schwachen Besoldung blieb Gideon Fulder weiterhin Diakon in Wetter und erlebte 1635 das Wüten der Pest, 1636 die Plünderung durch schwedische Truppen und 1649 den verheerenden Stadtbrand teilweise am eigenen Leib. 1648 konnte er sein Ziel, Inhaber der Pfarrei zu werden, endlich erreichen. Allerdings war der städtische Haushalt durch die zahlreichen Katastrophen zu diesem Zeitpunkt derart geschwächt, dass er Wetter im Jahr 1651 schließlich doch wieder in Richtung Kraichgau verließ, um die finanziell vermutlich wesentlich lukrativere Pfarrstelle in Gemmingen anzutreten. Hier versah er bis zu seinem Tod 1683 zwischenzeitlich auch die benachbarte Pfarrei Ittlingen, was ihm zusätzliche Einnahmen bescherte und einen Lebensabend ohne Existenznöte ermöglicht haben dürfte.

Matthias Seim


Literatur