Hessische Biografie
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GND-Nummer
119188325
Ruhl, Johann Christian [ID = 2683]
- * 15.12.1764 Kassel, † 29.9.1842 Kassel
Prof. Dr. phil. h.c. – Maler, Grafiker, Bildhauer - Biografischer Text
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Johann Christian Ruhl war Sohn des aus Hanau stammenden und ab 1756 als Kasseler Kabinettschreiber tätigen Johannes Ruhl. Von 1776 bis 1779 besuchte er die Zeichenklasse der Kunstakademie und ab 1778 die Modellierklasse. Ruhl war Schüler von Johann August Nahl d.Ä. sowie Samuel Nahl und arbeitete erstmals 1782 in Marmor. Im selben Jahr erhielt Ruhl sein erstes Stipendium für einen Aufenthalt in Rom. Mit einem zweiten Stipendium, bei dem Tischbein d.Ä. sein Fürsprecher war, reiste er 1786 nach Paris. Wiederum mit zwei Stipendien des Landgrafen zu je 200 Thl. versehen, hielt sich Ruhl ab Herbst 17871 bis zum 15.10.1789 erneut in Rom auf und wohnte dort mit Nahl d.J. zusammen.2
Ab 1791 lehrte Ruhl an der Kasseler Akademie, wurde 1806 Professor und bekam am 5.10.1829 in Göttingen den Ehrendoktor der Universität verliehen, wofür er sich am 14.10.1829 ausführlich bedankte.3 Während der französischen Besatzung Kassels (ab 01.11.1806) fand seine 4. Klasse der Ornamentenlehre jeweils zweistündlich Dienstag und Freitag morgens statt.4 Nach dem Tod von Tischbein d.J. 1808 und Nahls Rückzug aus der Akademie, gehörten Ruhl und Robert zu den Dienstältesten5 und übernahmen die Korrespondenz mit dem französischen Justizminister Joseph Jérôme Siméon, den sie um ihre ausstehenden Vergütungen baten.6
Im Jahr 1800 entwarf Ruhl im Park Schloss Riede bei Heinrich von Meisenbug ein Denkmal für das Ehrenmitglied der Kunstakademie Johann Heinrich Müntz7 und restaurierte 1817 das von Nahl d.Ä. erbaute Standbild Friedrichs II.8 Ferner führte er die „Stuckkapitelle im Inneren der Rotunde“9 der Göttinger Nikolaikirche aus und schuf zwei marmorne Büsten von König Jérôme nach dem Vorbild des Pariser Künstlers Francois Joseph Bosio (1769–1845) für das obere Geschoss der Paulinerkirche.10 Des Weiteren sind von Ruhl zahlreiche Reliefs, Bildnisse und Grabmäler in Kassel und Göttingen bekannt.11
S. Kritten
- Eintragung in einem Musterbuch, Slg Fiorino It. Riedl 1993, S. 284 aus der Privatakademie bei Trippel. 8.1.1788. ↑
- Sitt 2018, S. 198, 209 / Riedl 1993, S. 21. ↑
- Riedl 1993, S. 325. ↑
- Sitt 2018, S. 211. ↑
- Sitt 2018, S. 52 ff. ↑
- Mävers 2020, S. 216. ↑
- Sitt 2018, S. 86. ↑
- Sitt 2018, S. 198. ↑
- Arndt/Freigang 2002, S. 793-795, 869. ↑
- Arndt/Freigang 2002, S. 793-795, 869. ↑
- Thieme-Becker 1935, S. 186. ↑
- Literatur
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- Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 29, Leipzig 1889, S. 606 f. (Louis Katzenstein)
- Mävers, Reformimpuls und Regelungswut. Die Kasseler Kunstakademie im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, Darmstadt/Marburg 2020, S. 216
- Martina Sitt (Hrsg.), „Geeignet, junge Künstler zu belehren…“. Die Anfänge der Kasseler Kunstakademie (1777–1830), 2. Aufl., Hamburg 2018, S. 54, 86, 191, 196, 198, 205, 209, 211
- Kassel Lexikon, hrsg. von der Stadt Kassel, Bd. 2, Kassel 2009, S. 179 (Heidrun Helwig)
- Rudolf Vierhaus (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 8, 2. Aufl., München 2007, S. 623
- Christian Freigang, Architektur und Städtebau in Göttingen von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1866, in: Ernst Böhme, Dietrich Denecke, Helga-Maria Kühn, Rudolf von Thaden, Günter J. Trittel, Rudolf Vierhaus, Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, Bd. 2, Göttingen 2002, S. 793-795
- Karl Arndt, Die bildenden Künste und das Kunsthandwerk in Göttingen, in: Ernst Böhme, Dietrich Denecke, Helga-Maria Kühn, Rudolf von Thaden, Günter J. Trittel, Rudolf Vierhaus, Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, Bd. 2, Göttingen 2002, S. 869
- Paul Schmaling, Künstlerlexikon Hessen-Kassel 1777–2000. Mit den Malerkolonien Willingshausen und Kleinsassen, Kassel 2001, S. 489
- Frankfurter Biographie, Bd. 2, Frankfurt am Main 1996, S. 225 (Reinhard Frost)
- Wolfgang Riedl, Johann Christian Ruhl (1764–1842), Diss. Göttingen 1993
- Aufklärung und Klassizismus in Hessen-Kassel unter Landgraf Friedrich II. 1760–1785, hrsg. und bearb. von Peter Gercke u.a., Ausstellungskatalog, Kassel 1979, S. 90
- Ingeborg Schnack (Hrsg.), Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930 Bd. 4, Marburg 1950, S. 285-299 (Gottfried Ganßauge)
- Hans Vollmer (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme/Felix Becker, Bd. 29, Leipzig 1935, S. 186
- Hermann Knackfuß, Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel. Aus den Akten der Akademie zusammengestellt, Kassel 1908, online, S. 79 f., 83, 88, 91 f., 94, 103, 110, 114-116, 128 f., 139-141, 145 f., 150, 152 f., 157, 160, 162-167, 169-171, 174-177, 184-186, 188-194, 196-202, 204-213, 215, 217, 241
- Gustav Prior (Hrsg.), Jacob Hoffmeister´s gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Hannover 1885, S. 104 f.
- Karl Wilhelm von Justi, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten-Schriftsteller und Künstler-Geschichte von Jahre 1806 bis zum Jahre 1830. Fortsetzung von Strieder`s Hessischer Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte und Nachträge zu diesem Werk, Bd. 19, Marburg 1831, online, S. 574-577
- Johann Georg Meusel, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der ietztlebenden teutschen Künstler. Nebst einem Verzeichniss sehenswürdiger Bibliotheken, Kunst-, Münz- und Naturalienkabinetten in Teutschland und in der Schweiz, Bd. 2, Lemgo 1809, online, S. 241 f.