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Portrait

Oskar Barnack
(1879–1936)

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Barnack, Oskar [ID = 10258]

* 1.11.1879 Lynow (Nuthe-Urstromtal), † 16.1.1936 Bad Nauheim, Begräbnisort: Wetzlar, evangelisch
Feinmechaniker, Kameramann, Regisseur
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1882 Umzug nach Giesendorf (Lichterfelde)
  • 1885 Schulbeginn in Giesendorf
  • 1893 Lehrzeit in der Feinmechanikermeisterwerkstatt Julius Lampe, Lichterfelde
  • 1897 Wanderjahre durch Bozen, Dresden, Glashütte, Wien und Jena
  • Anstellung als Feinmechaniker und Justierer von optischen Gerätschaften bei den Optischen Werken Carl Zeiss, Jena
  • 1902 erste Kontakte mit den Bereichen Kamera- und Kinematographenbau aufgrund der Übernahme des Palmos Werkes durch die Firma Zeiss
  • Seit 1910 Produktion von Kurz-Dokumentarfilmen
  • 1910 Tätigkeit als Konstrukteur im Auftrag der Firma Zeiss bei den Dresdner Werken
  • 1.1.1911 Eintritt als Mechanikermeister bei Fa. Ernst Leitz, Wetzlar
  • 1913/1914 Fertigstellung der ersten Leica-Kamera, Patentanmeldung, Versuche mit Ballonkamera
  • 1925 Vertriebsbeginn der Leica-Kamera nach Präsentation auf der Frühjahrsmesse in Leipzig
  • Kuraufenthalte in Bad Ems, Bad Nauheim und Salzungen
  • 19.1.1936 an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben
  • Benennung der Straße des Wohnhauses der Familie Barnack in Giesendorf in „Barnackufer“
  • Barnack-Büste im Foyer der Ernst Leitz-Werke des Mülheimer Künstlers Hermann Lickfeld
  • Gedenkstein im Park vor dem Verwaltungsgebäude der Leitz-Werke, gestiftet von Else Kühn-Leitz
  • Bronzegedenkplatte der Firma Ernst Leitz zum 100. Geburtstag Barnacks
  • 1969 postume Auszeichnung durch die „American Society of Magazine Photographers“
  • Patent für den Druckbleistift Mont Blanc PIX (gemeinsam mit August Leistenschneider)

Werke:

  • Barnack, Oskar, Leitz-Nahdistanzmesser D.R.P., 1923.

Lebensorte:

  • Giesendorf (Lichterfelde); Dresden; Jena; Lynow; Wetzlar
Familie

Vater:

Barnack, Ferdinand, * 1845, Landwirt

Mutter:

Becker, Karoline, Tochter des Christian Becker, Häusler in Horstwalde und der Karolina Noack

Partner:

  • Leopold, Emma, 1881–1946, Heirat Berlin-Lichterfelde 30.3.1903, Tochter des Friedrich August Leopold,1848–1914, und der Auguste Dunkel 1848–1937

Verwandte:

  • Barnack, Hanna <Tochter>, *1906
  • Barnack, Conrad <Sohn>, *1908
  • Barnack, Gustav <Bruder>
  • Alexander, Karl <Neffe>, * 1902/1904, † Puhlheim bei Köln Mitte der 1980er Jahre, verheiratet mit Erna Schubert, * 1902/1904
Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

http://de.leica-camera.com/Unternehmen/Presse-Center/Pressebilder/%28bank%29/119458

Leben

Der 1879 im brandenburgischen Lynow in eine Landwirtsfamilie hineingeborene Barnack zog 1882 mit den Eltern und seinem Bruder nach Giesendorf, ein südlich von Berlin gelegenes Dorf der Gemeinde Lichterfelde (heute in den Großraum Berlin eingemeindet). Dort erhoffte sich die Familie bessere Lebensverhältnisse und Barnack wurde ebendort 1885 eingeschult. In den frühen 1890er Jahren begann Oskar Barnack eine Ausbildung als Feinmechaniker in der Lichtenfelder Meisterwerkstätte für feinmechanische Instrumente Julius Lampe. Es folgten die für einen Handwerksberuf obligatorischen Wanderjahre, die ihn mitunter in die Zentren des optischen Gerätebaus, nach Bozen, Dresden, Wien, Glashütte und Jena, führten. Zunächst bei den Optischen Werken Carl Zeiss in Jena tätig, knüpfte er nach der Übernahme der Palmos Werke durch Zeiss 1902 und seine damit verbundene Tätigkeit für die Firma in Dresden, zu Beginn des neuen Jahrhunderts über Emil Merhan (1882–1945) auch Kontakte nach Wetzlar. Dort fand er seit November 1911 als Feinmechanikermeister Anstellung und übernahm bereits ein Jahr später die Leitung der dortigen Versuchsabteilung.1 Die Zeit in Dresden prägte Barnack dahingehend, dass er erstmals mit dem Bau von Kamera- und Kinematographieapparaten in Berührung kam, die sein weiteres Leben prägen und begleiten sollten. Seit 1910 experimentierte Barnack zunächst mit einer selbst gebauten, handlichen Kleinbildkamera, seit 1911 auch mit einer Ballonkamera und war fortan in Wetzlar und Umgebung als Fotograf und Kameramann unterwegs.2 Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete Barnack seine Kamerakonstruktion als Patent an, bevor sich auch für ihn das Tagesgeschäft in Richtung der Produktion kriegsnotwendiger Instrumente zuwandte. Literarisch verarbeitete er diese Phase seines Berufsweges in der Kurzprosa „Murkserei“ und „Das Artilleriemeßfernrohr“.3 In mancherlei Hinsicht verbanden sich im Leben Barnacks berufliche und private Interessen – wie die auch in der Freizeit weitergeführten Arbeiten an einer kleinformatigen Kamera zeigen – Kontakte und Lebenswege. So verband ihn mit Ernst Leitz (1843–1920) und dessen gleichnamigem Sohn (1871–1956) mehr als eine rein berufliche Verbindung und auch jenseits seines beruflichen Aufgabengebietes brachte Barnack patentwürdige Erfindungen hervor, wie den für und gemeinsam mit seinem Freund und ehemaligen Zeiss-Kollegen August Leistenschneider kreierten Druckbleistift Mont Blanc PIX.

Seine erste und einzig publizierte technische Abhandlung wurde 1923 unter dem Titel „Der neue Leitz-Nahdistanzmesser D.R.P.“ veröffentlicht. Bereits zwei Jahre später konnte die bereits seit 1913/14 fertiggestellte Kleinbildkamera mit dem bis heute existierenden Modellnamen „Leica“ auf der Frühjahrsmesse in Leipzig erstmals – wenngleich zunächst – einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert werden.4 Privat war Barnack seit März 1903 mit Emma Leopold verheiratet, die er bereits seit seiner Jugend kannte. Die gemeinsame Tochter Hanna wurde 1906, der Sohn Conrad 1908 geboren.5 Der Arbeitsplatz Barnacks lag in den 1930er Jahren unweit des Wohnhauses entfernt; die in der Hausertorstraße 47/49 gelegene Feinmechanikerwerkstatt der Firma Leitz6 war fußläufig vom Barnackschen Wohnhaus in der Brühlsbachstraße 22 erreichbar. Beide Häuser stehen heute als Einzeldenkmal und als Teil eines Gesamtkomplexes unter Denkmalschutz.7

Aufgrund seiner Lungen- und Bronchialerkrankungen notwendig gewordene Kuraufenthalte führten Barnack nach Bad Ems, Bad Nauheim und Salzungen. Die letzte Ruhestätte des an den Folgen einer Lungenentzündung8 1936 verstorbenen Erfinders der Kleinbildkamera befindet sich gemeinsam mit der seiner Frau Emma auf dem Wetzlaer Friedhof.9 Die Wertschätzung der Leistung Barnacks ist besonders in Sammlerkreisen von Fotoapparaten und unter Fotografie-Interessierten vorhanden. Dies nutzte die Firma Ernst Leitz Wetzlar GmbH und brachte zum 100-jährigen Jubiläum die limitierten Auflagen der Leica-Sonderserien „Leica R 3“ und „Leica M 4-2“ in Erinnerung an ihren Erfinder heraus, die auch die Faksimilie-Unterschrift Barnacks verzieren und setzte Barnack an seiner ehemaligen Wirkungsstätte durch eine Gedenktafel in Bronze ein Denkmal.10 Zugleich erfolgte die erstmalige Auslobung des Oskar Barnack-Preises für professionelle Fotografie, der ebenfalls durch die Ernst Leitz Wetzlar GmbH gestiftet wurde.11 In der Geburtsgegend Barnacks wird ebenfalls seit Mitte der 1990er Jahre die Erinnerung an den berühmten Sohn der Region erinnert: Seit 1996 richtet der Landesverband Brandenburg der Gesellschaft für Fotografie e.V. die Barnack-Biennale aus, die sich mittlerweile zu einem internationalen Fotografiewettbewerb entwickelt hat.12 Darüber hinaus wird in Barnacks Geburtsort im Kreis Teltow-Fläming ein Oskar-Barnack-Museum betrieben.13 Und nicht zuletzt wurde zumeist in Verbindung mit ansässigen Leica GmbH-Standorten in den Städten Wetzlar, Solms und München Straßen nach Oskar-Barnack benannt.

Friederike Witek


  1. Vgl. Giebelhausen, Barnack, Oskar, S. 593; Richter, Oskar Barnack, S. 8-13.
  2. Eine Zusammenstellung dieser thematisch breit gefächerten Filme findet sich in der Barnack-Filmographie des Deutschen Filminstituts Frankfurt. Vgl. Filmographie des Deutschen Filminstituts Frankfurt.
  3. Vgl. Richter, Oskar Barnack, S. 34, 66.
  4. Vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13.3.2005, Nr. 10, S. 55: Das ist einfach die Kamera – und sie bleibt ein Wert; Richter, Oskar Barnack, S. 13; L.C.M.: Mr. Oskar Barnack, S. 523.
  5. Vgl. Richter, Oskar Barnack, S. 13.
  6. Vgl. Fotografie Hausertorstraße 47/49 Wetzlar in der DDB.
  7. Vgl. Fotografie der Gesamtanlage Brühlsbachstraße Wetzlar in DDB.
  8. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.5.2002, Nr. 105, S. T2: Wer?
  9. Vgl. Wetzlaer Neue Zeitung, vom 25.9.2012, Mehr als eine letzte Ruhestätte
  10. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.6.1979, S. 16: Leitz fürchtet die Japaner nicht mehr; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.1979, S. 14: Die Leica macht Leitz wieder Freude; Richter, Oskar Barnack, S. 155.
  11. Vgl. Webpräsenz Oskar-Barnack-Preis.
  12. Vgl. Webpräsenz der Internationalen Barnack-Bienale.
  13. Vgl. Webpräsenz des Oskar-Barnack-Museums.
Zitierweise
„Barnack, Oskar“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/122762436> (Stand: 28.11.2023)