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Portrait

Johannes Mengel
(1565)

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Mengel, Johannes [ID = 16646]

† 10.1.1565 Grünberg (Oberhessen)
Mönch, Pfarrer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Mengelius, Johannes
Wirken

Werdegang:

  • vor 1527 Predigermönch in Treysa
  • 1527-1531 und 1535-1565 Pfarrer in Grünberg
  • 1531-1535 Pfarrer in Ziegenhain

Funktion:

  • Grünberg, Pfarrer, 1527-1531
  • Ziegenhain, Pfarrer, 1531-1535
  • Grünberg, Pfarrer, 1535-1565
Nachweise

Literatur:

Leben

Johannes Mengel kam vielleicht um 1500 zur Welt. Über seinen Geburtsort sowie Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Spätestens als junger Erwachsener dürfte er in das Dominikanerkloster Treysa eingetreten sein. Hier wirkte er zuletzt als Prediger an der Klosterkirche und bekleidete daneben das Amt eines Kaplans (sacellanus) im benachbarten Ziegenhain. Nachdem im Herbst 1526 der Übergang der Landgrafschaft Hessen zum lutherischen Glauben beschlossen worden war, wurde das Kloster 1527 aufgelöst und Mengel wie die anderen Mönche mit einer Geldrente abgefunden. Wie ein Teil seiner Mitbrüder trat er daraufhin in den hessischen Pfarrdienst ein und wurde von Landgraf Philipp I. zum ersten evangelischen Pfarrer der Stadtkirche in Grünberg berufen. In dieser Eigenschaft oblag Mengel neben der Funktion des Seelsorgers auch die Verwaltung der aus dem örtlichen Kirchenvermögen eingerichteten Kasse (Kasten) für die Armenfürsorge. Als Pfarrer tat er sich als energischer Verfechter des neuen Glaubens hervor, was zunehmend zu Spannungen mit den als Chorherren an der Grünberger Kirche verbliebenden Antoniterbrüdern führte: Ende des Jahres 1530 berichtet der Grünberger Amtmann, Mengel lasse die Chorherren nur noch zur deutschen Predigt zu, was angesichts deren Ungeübtheit darin aber häufig zu Gelächter bei den Kirchgängern führe. Eventuell wurde Mengel deshalb 1531 als Pfarrer wieder in seine Heimatgegend Ziegenhain beordert. Hier geriet er jedoch in Konflikt mit dem örtlichen Schultheißen, der laut einem Bericht Mengels vom Herbst 1533 die Bürger zu Gewalttaten gegen ihn anstifte. Tatsächlich kam es in dieser Zeit zu einem Überfall von Bauern auf Mengel, bei dem „etliche Kirchenfenster ausgebrochen“ wurden.1 Seine erneute Versetzung wurde in Anbetracht dessen unausweichlich.

Um 1535 kehrte Mengel daher wieder als Pfarrer nach Grünberg zurück. Die Spannungen mit den dortigen Chorherren hoben daraufhin erneut an. 1539 berichtete Mengel an den Statthalter an der Lahn, diese verweigerten ihm die Zahlung der ihm zustehenden 50 Gulden und wiegle die Bürgerschaft sowie die Bauern des Umlandes gegen ihn auf. Gleichzeitig rügte er in seinem Bericht, dass auch der Rat der Stadt ihm und der Kirche seit einigen Jahren verschiedene Einkünfte – unter anderem aus der Wollwaage und dem Salzhandel – vorenthalte und überdies „ire hende zu serr und tief“ in die Kirchenkasse stecke.1 Wie diese neuerlichen Streitigkeiten gelöst wurden, ist nicht überliefert. Sie sprechen aber dafür, dass Pfarrer Mangel sehr genau auf die Verwendung der Kircheneinnahmen achtete und dabei auch den Konflikt mit dem in finanziellen Angelegenheiten nicht immer redlich handelnden Rat nicht scheute. Dies dürfte erheblich dazu beigetragen haben, dass sich Mengel des Vertrauens der Kirchenobrigkeit in seine Zuverlässigkeit sicher sein konnte und die Grünberger Stadtpfarrei noch bis zu seinem Tod im Jahr 1565 versah. Letztmalig in besonderer Erscheinung tritt er im Mai 1538 und Sommer 1540 im Rahmen der Versuche, die sich im Amt Grünberg ausbreitende Bewegung der Wiedertäufer zu bekehren. Ob Mengel verheiratet war und Nachkommen hinterlassen hat, ist unbekannt.

Matthias Seim


  1. Franz, Urkundliche Quellen, S. 183.
  2. Franz, Urkundliche Quellen, S. 323.
Zitierweise
„Mengel, Johannes“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/16646> (Stand: 28.11.2023)