Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Neue Suche
 
Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4820 Bad Wildungen
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866

Weitere Informationen

Reinhardshausen

Stadtteil · 318 m über NN
Gemeinde Bad Wildungen, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3 km südwestlich von Bad Wildungen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss südwestlich des Stadtzentrums von Bad Wildungen im Tal der Wilde. Kirche am westlichen Ortsrand. Jüngere Siedlungsentwicklung am Rand des Hombergs

Ersterwähnung:

1209

Siedlungsentwicklung:

Ab 1894 entwickelt sich in Reinhardshausen durch die Initiative des Unternehmers Gustav Görner parallel zu Wildungen um die Reinhardsquelle Kurbetrieb. Im 20. Jahrhundert wird das Dorf zunehmend in die Entwicklung Bad Wildungens zur Kurstadt einbezogen. In diesem Zusammenhang entstehen Kuranlagen und ein Kurpark, der Ende der 1990er Jahre mit Wildungen verbunden wird.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf (1364)
  • Dorf und Gemarkung (1367)

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3505576, 5664261
UTM: 32 U 505500 5662435
WGS84: 51.113371° N, 9.078569° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635003120

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 579, davon 193 Acker (= 33.33 %), 71 Wiesen (= 12.26 %), 221 Holzungen (= 38.17 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1620: 20 Häuser
  • 1650: 4 Häuser
  • 1686: 10 Einwohner
  • 1738: 14 Häuser
  • 1770: 20 Häuser, 152 Einwohner
  • 1885: 184, davon 182 evangelisch (= 98.91 %), 2 katholisch (= 1.09 %)
  • 1895: 194, davon 188 evangelisch (= 96.91 %), 6 katholisch (= 3.09 %)

Diagramme:

Reinhardshausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1478: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
  • 1555: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
  • 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Wildungen
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Waldeck

Gericht:

  • 1816: Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
  • 1850: Kreisgericht Wildungen
  • 1868/69: Amtsgericht Wildungen
  • 1879: Amtsgericht Niederwildungen
  • 1906: Amtsgericht Bad Wildungen

Herrschaft:

1368 wird Johann von Helfenberg von Graf Otto II. von Waldeck mit einem Gut zu Reinhardshausen bei Wildungen belehnt. Herrschaftlich gelangt der Ort im endgültig im 15. Jahrhundert in die Hände der Grafen von Waldeck.

Das gräfliche Gut war bis 1707 Witwensitz der Gräfin Juliane Elisabeth, gen. Gräfin Cuylenburg. 1709 fällt das Gut an die Äbtissin des freiweltlichen Jungfrauenstifts Schaaken und wurde später mit dem Zehnten des Dorfes an die Grafen zu Waldeck-Bergheim gegeben.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.5.1940 Eingemeindung in die Stadt Bad Wildungen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1209 und 1310 hat das St. Petersstift in Fritzlar Einnahmen aus Reinhardshausen. 1364 bekundet der Offizial der Propstei zu Fritzlar, dass vor ihm Heinrich Rylend von Reinhardshausen und seine Ehefrau Jutta aus Not ihr von ihnen selbst bewohntes Haus nebst Hofreite und Zubehör im Dorf Reinhardshausen neben dem Hof des Rule Schade für 3½ Pfund hessischer Pfennige Fritzlarer Währung bar an den Priester Arnold Schade zu Fritzlar verkauft haben. Sie haben auf alles Recht daran verzichtet, haben Arnold die Gewere an Haus und Hofreite übertragen und Währschaft gelobt. 1561 besitzt das Stift in Fritzlar noch Lehnsgüter im Ort. 1426 hat der Propst zu Fritzlar eine Kornrente aus Reinhardshausen.
  • Die Erwerbungen, die Arnold Schade zu Reinhardshausen seit 1356 tätigt, gelangen bald nach 1410/11, sicher jedoch vor 1432 über seinen Schwager Johann Roding an Kloster Haina.
  • 1339 bekundet Hermann, Abt der Kirche zu Hersfeld, dass er die Lehnsgüter, die das Kloster Hersfeld in Reinhardshausen besitzt, den Nonnen des Klosters St. Georg bei Homberg verkauft hat (HStAM Bestand Urk. 147 Nr. 39)

Zehntverhältnisse:

Der Zehnte mit einem Gut in Reinhardshausen gehört den Herren von Löwenstein-Westerburg, ist 1488 erstmals nachweisbar und wird in der Folge als Lehen ausgetan. 1492 ist der halbe Zehnt in den Händen des Hermann Fachmann, Bürger zu Wildungen. 1687 verkauft die Gesamtfamilie von Löwenstein den erbeigenen halben Zehnten zu Reinhardshausen und Hüddingen erblich für 150 Taler an die Gräfin Juliane von Waldeck.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1356: Kirche zu Reinhardshausen
  • 1790: Dorfkirche in zentraler Lage neu errichtet. Spätbarocke Saalkirche mit quadratischem Westturm
  • 1969-1970: wegen Baufälligkeit Niederlegung der alten KIrche und Errichtung der Lukaskirche am Dorfrand

Patrozinien:

  • Antonius
  • Lukas [1970]

Pfarrzugehörigkeit:

1402, 1535 und 1592 Filial von Odershausen. Um 1700 wird das Kirchspiel Reinhardshausen eingerichtet, zu dem Albertshausen als Filialort gehört. Später wird Reinhardshausen nach Hüddingen eingegliedert. 1953 Verlegung des Pfarrsitzes von Hüddingen nach Reinhardshausen, das Kirchspiel trägt jedoch noch weiterhin den Namen Hüddingen.

Patronat:

1402 schenken die Herren von Löwenstein-Westerburg das Patronatsrecht den Johannitern von Niederwildungen, die es bis zu Reformation innehaben. 1403 bestätigt Papst Bonifatius IX. dem Johanniter-Haus bei Wildungen u.a. den Besitz der Parrochialkirche in Reinhardshausen (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 9910)

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim

Wirtschaft

Mühlen:

1411 wird eine Mühle zu Reinhardshausen erwähnt (vgl. Reinhardshäuser Mühle)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Reinhardshausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1693> (Stand: 22.3.2024)