Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Ernst Hofsommer, Bericht eines Frankfurter Lehrers über einen Sturmangriff in der Sommeschlacht, 1916

Abschnitt 10: Geleitwort des Herausgebers Paul Hildebrandt

[V-VI]
Zum Geleit
von Prof. Dr. Paul Hildebrandt

Drei Jahre Krieg! — Drei schwere Jahre, bitterer Erinnerungen voll. So mancher von denen, die jauchzend hinauszogen zum Kampfe für das heilige deutsche Vaterland, liegen lange unter dem granatendurchpflügten Boden in fremdem Land gebettet, so mancher Jüngling, für dessen Zukunft auch des Lehrers Herz bangte, aber auch so mancher, dessen Leben nach menschlicher Berechnung der Sonne des Glücks entgegenging.

Und ebenso unter uns! — Welche höhere Schule hätte nicht den Verlust eines Lehrers zu beklagen? — von der kleinen Gemeinschaft meiner lieben Mitarbeiter am ersten Bande sind zwei dahingegangen, Reinhardt und Krauße, und dieses neue Bändchen beginnt mit der herzenswarmen Schilderung eines Kollegen [Ernst Hofsommer], der seinen Wunden erlag, kurz nachdem er sie mir gesandt! Wieviel reiches Schaffen ist mit ihnen erloschen, wieviel Schmerz und Trauer ist ihnen gefolgt. Und wie ist der Kreis der Angehörigen des höheren Lehramts gelichtet! Über 2000 sind bereits für das Vaterland gefallen! In bitterem Schmerz gedenken wir der Freunde, die uns der Krieg entrissen.
Aber wenn auch den einzelnen das Todeslos trifft, wenn auch der Ernst der Zeit und der Gram um die Dahingeschiedenen uns fast niederdrücken will: es gilt des Reiches, des Vaterlandes Rettung! Für sie bluten unsere Tapferen draußen, für sie kämpfen wir hinter der Front, für sie lehren und erziehen wir unsere Jugend. Für Herd und Heimat haben die Feinde uns gezwungen, das gute deutsche Schwert zu ziehen — es soll nicht eher zur Scheide wiederkehren, bis uns nach dem Kampfe gegen eine ganze Welt ein ehrenvoller Friede beschert ist. [S. VI]

Aus den Beiträgen dieses Bändchens klingt solche Stimmung an unser Ohr. Dahin sind die Tage des rastlosen Vorwärtsstürmens; es gilt jetzt, das Erworbene festzuhalten, körperliche und geistige Not und Entbehrung entschlossen auf sich zu nehmen, englischer Verbissenheit, französischer verzweifelter Angriffslust die germanische ruhige Kraft entgegenzustemmen. So sind die Schilderungen auf den Grundton festen Siegesvertrauens gestimmt; oft erheben sie sich über das Geschehen selbst zu tieferem Schauen, zu innerlicherem Erfassen. Überall rauscht in ihnen der Strom heißer, durch Schmerzen und Leiden wissender Vaterlandsliebe. Das Volk, das solche Männer sein eigen nennt, darf nicht untergehn: um ihretwillen, um seiner selbst willen wird es durchhalten bis zum sieggekrönten Ende.


Personen: Hofsommer, Ernst · Hildebrandt, Paul
Empfohlene Zitierweise: „Ernst Hofsommer, Bericht eines Frankfurter Lehrers über einen Sturmangriff in der Sommeschlacht, 1916, Abschnitt 10: Geleitwort des Herausgebers Paul Hildebrandt“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/87-10> (aufgerufen am 26.04.2024)