Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Carl Hoos, Schulchronik von Niederaula

Abschnitt 5: Teuerung von Lebensmitteln, Ernteergebnisse

[45] In den ersten Kriegswochen war von einer Preiserhöhung der Lebensmittel eh wenig zu merken, besonders billig war lange Zeit bis in den Dezember hinein das Schweinefleisch. Anfang Dezember kostete ein Zentner Schlachtgewicht ca. 60 Mark. Allmählich machte sich jedoch der englische Aushungerungsplan bemerkbar, und die Preise zogen an.

Um die Jahreswende waren Salz um 10 %, Rüböl um 36 %, Linsen um 33 %, Weizenmehl um 22 %, Kakao um 66 %, Hafer um 25 %, Brot um 20 % und Hering um 50 % gestiegen. Am 1. April 1915 betrug die Erhöhung bei Salz wie vorher 10 %, Rüböl 130 %, Linsen 40 %, Weizenmehl 33 %, Kakao 76 - 80 %, Hafer 50 %, Brot 40 %, Hering 50 %, Reis 66 %, Mais ca. 200 %, Schweinefleisch im Laden früher 80 Pfennig jetzt 1,10 Mark, Rindfleisch früher 80 Pf. jetzt 90 - 100 Pfennig, Speck 50 %. Im Laufe des Krieges tritt allmählich eine sich besonders bei der ärmeren Bevölkerung drückend bemerkbar machende Teuerung ein.

Hier noch einige Beispiele für Lebensmittelpreise. Brot und Kartoffeln, die grundlegenden Nahrungsmittel sind zu normalen Preisen zu haben. 1 Ctr Kart. im Januar 1916 = 3,10 - 3,50 M., 1 Pfund Brot 16 Pfennig. Der niedrige Preis ist erklärlich durch Festsetzung der Höchstpreise. Sind in einzelnen Artikeln keine Höchstpreise festgesetzt, so müssen meist Wucherpreise bezahlt werden. Rindfleisch 1,60 M. (Höchstpreis festgesetzt) Butter (Molkerei 2,40 M. und Landb. 1,60 M.) 1 L. Milch 20 Pfennig, 1 Pf. Schmalz 2,20 M., Schweinefleisch 1,40 M., Kakao 3,60 M., Speck 2 M., Kaffee 2,20 M., Reis 80 Pfennig, 1 Ferkel 60 M., Zucker 30 Pfennig, Tabak 1,60 M. alles pro Pfund. Eier 15 Pfennig, Rüböl 1 L. 4 M., früher 75 Pfennig, Hering 1 Stück 23 Pfennig, und die Seife 1,80 M. pro Pf. [S. 46]

Die Ernte im Jahr 1915 war gut mit Ausnahme der Haferernte. Infolge einer lang andauernden Trockenperiode konnte sich der Hafer nicht entwickeln. Die Kartoffelernte war eine Rekordernte. Hundert Ctr. pro Morgen sind meist geerntet worden. Im Reich 60 Mill. T.


Empfohlene Zitierweise: „Carl Hoos, Schulchronik von Niederaula, Abschnitt 5: Teuerung von Lebensmitteln, Ernteergebnisse“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/40-5> (aufgerufen am 03.05.2024)