Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg
Inhalt
- Keine Fastnacht in Dieburg, Hirtenbrief, Siegesnachrichten
- ...
- Unterhaltungsabend im Dieburger Lazarett
- Starker Zuspruch bei Stadtwallfahrt für Soldaten
- Krieg dauert an, Idee des Friedens, Gefallene
- Einsatz der Frauen in Beruf und öffentlichem Leben
- Sehr gute Kartoffelernte, Sammlung von Fotografien
- Das Lazarett im Dieburger Arbeitshaus
- Manöverübung der Jugendwehren als Propaganda
- ...
- Sauerkrautausgabe, Kriegsanleihe, Hungertote
↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917
Abschnitt 13: Einsatz der Frauen in Beruf und öffentlichem Leben
◀ [Nr. 13] Feldbrief vom 3. Oktober 1915
[...]
Am letzten Donnerstag hätten wir beinahe hier Großfeuer bekommen. Morgens um ¾ 5 Uhr blies der Feuerwehrhornist Alarm. Es brannte in dem Holzschuppen des Maurers Adam Frank auf dem Steinwege. Das Feuer wurde jedoch rechtzeitig entdeckt und von den Frauen der Nachbarschaft gelöscht. Ehe die Feuerwehr ankam, war die ganze Geschichte vorbei.
Die Frauen und Mädchen verdienen überhaupt jetzt volles Lob. Wenn man durch die Gemarkung geht, sieht man fast nur Frauen auf den Feldern. Sie machen die Kartoffeln aus, bedienen das Fuhrwerk, besorgen das Vieh, verwalten daheim die Haushaltung, putzen, waschen, flicken, kochen, kurz man kann von jeder einzelnen sagen: „Wo Du nicht bist. Frau Organist, da schweigen alle Flöten."
Dazu kommt noch, daß jetzt viele Frauen ansehnliche Geldbeiträge für den Haushalt liefern. Eine große Anzahl hat einen lohnenden Verdienst durch Heimarbeit für die Militärverwaltung. Etwa 300 fertigen Strick- und Näharbeiten an, für die annehmbare Preise entrichtet werden. Wenn da auch das Einkommen des Mannes fehlt, so schützt doch das persönliche Verdienen der Frau in Verbindung mit der Kriegsrente vor der Not.
Noch etwas! In letzter Zeit wurden viele Dieburger Krieger zu anderen Truppenteilen versetzt. Dadurch hat sich auch ihre Adresse geändert. Infolge dessen kommt eine größere Anzahl von Feldbriefen an mich als unbestellbar zurück. Ich bitte deshalb, mir die Veränderung der Adressen alsbald mitzuteilen, damit in der Zusendung der Feldbriefe keine Verzögerung eintritt. ▶
Personen: | Ebersmann, Jakob |
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Orte: | Dieburg |
Sachbegriffe: | Feuerwehr · Brände · Frauenarbeit · Kinderarbeit · Heimarbeit |
Empfohlene Zitierweise: | „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 13: Einsatz der Frauen in Beruf und öffentlichem Leben“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-13> (aufgerufen am 04.05.2024) |