Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegsgedichte in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli - September 1914

Abschnitt 21: A. Canné, Wehe Euch Feinden (Gedicht)


Wehe, euch Feinden.

Die Trommel ruft, das Horn erschallt.
Von allen Bergen es wiederhallt:
Feind überall!
Aus tiefer Ruh wacht Deutschland auf,
Jüngling und Mann stürmt schnell zu Haus:
Weh nun euch Feinden!

Ein Bubenstück hattet ihr fein erdacht,
Und hattet es gut zu Ende gebracht,
Feind überall.
Nun ruhe Feder und Handwerkszeug,
Ich schaffe mit Kugel und Schwerterstreich,
Weh nun euch Feinden!

Ich baute am Glück still und zufrieden,
Da war mir ein schrecklicher Weckruf beschieden:
Feind überall!
Weil ich über der Welten Rätsel sann,
Meint ihr die alte Kraft verrann,
Wehe euch Feinden!

Wir aber schafften vierzig Jahr.
Heut gilt nicht, was einst ein Schreckruf war:
Feind überall!
Von Osten und Westen, vom Nord mögt ihr kommen
Euch scheinen nur kräftige Schläge zu frommen,
Weh drum euch Feinden!

Vergaßt ihr, daß ihr die Kraft nur weckt.
Das, nie uns hat der Ruf geschreckt,
Feind überall?
Was zu Zeiten des Fritz, was 13 wir taten.
Es soll uns Heuer auch wieder geraten,
Wehe euch Feinden!

Ein einig Volk, in guter Wehr.
Erlaubt ihr, das, es um den Ruf sich scher:
Feind überall!
„Viel Feind, viel Ehr!" wird es heißen müssen,
Viel Feind, viel Ehr wird es heißen müssen
Weh nun euch Feinden!

Der Menschen Kraft haben wir stets nur gelacht.
Und fürchtend nur Gottes Macht gedacht.
Merk's. Feind überall!
Und nun mit Kraft und Gottvertrau'n
Für Reich und Kaiser, Kind und Frau'n!
Weh nun euch Feinden!

A. Canné.


Empfohlene Zitierweise: „Kriegsgedichte in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli - September 1914, Abschnitt 21: A. Canné, Wehe Euch Feinden (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/118-21> (aufgerufen am 06.05.2024)