Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Feldgesangbuch für die katholischen Mannschaften, um 1914

Abschnitt 1: Titelblatt; Gebet eines Rekruten

[38-40] [Titelblatt]


Feldgesangbuch
für die katholischen Mannschaften des Heeres.

Mit kirchlicher Approbation

Berlin
Verlag und Druck der Germania, Alt.-Ges. für Verlag und Druckerei, Berlin


[S. 38]

Gebet eines Rekruten.

Deine Fügung, o Gott, ist es gewesen, daß ich, dem Rufe meines Königs folgend, Heimat und Angehörige verließ, um als treuer Untertan durch eine Reihe von Jahren die Pflichten eines christlichen Soldaten auf mich zu nehmen, Wohl fühle ich den Ernst und die [S. 39] Schwere dieses Berufes: aber dein heiliger Wille ist mein Gesetz, und dein mächtiger Beistand wird mir helfen, die Pflichten meines Standes gewissenhaft zu erfüllen, wenn ich deiner nicht vergesse und das Kleinod einer christlichen Erziehung mir nicht rauben lasse.

Allwissender, gerechter Gott! du hast den Schwur vernommen, den ich vor deinem heiligen Angesichte leistete, den Schwur der Treue und des Gehorsams gegen meinen Landesherrn und seine Stellvertreter. O bewahre mich vor der Schmach, daß ich meinen Fahneneid jemals breche! Stärke du mich, alle Beschwerden meines Dienstes mit freudigen, Mute zu ertragen und meinen Waffengenossen ein gutes Beispiel zu geben. In den Stunden der Gefahr sei du mein Schutz, im Kampfe für König und Vaterland mein Schild und meine Stärke!

Vor allem aber, o Herr, erhalte mich in deiner Gnade und Liebe. Behüte mich vor eitlem Stolz und böser Rede, vor schlechter Gesellschaft und allen, leichtfertigen Leben, vor Unmäßigkeit, Spiel und Unzucht: denn es sind der Versuchungen so viele und der Fallstricke des bösen Feindes eine große Menge, und was vermöchte ich in meiner Armut und Schwäche ohne deinen mächtigen Beistand, o Gott!

Aus Liebe zu dir will ich einen guten Kampf kämpfen und den Glauben halten; — starke du meinen Vorsatz, Wie könnte ich auch, sobald die Pflicht mich ruft, dem Tode unerschrocken eutgegentreten und als braver Soldat fechten, wenn ich wegen meiner Sünden die Strenge deines Gerichtes fürchten müsste. Mein Herr, dir will ich treu bleiben auf allen meinen Wegen; dann werde ich selbst im Tode nicht zagen. Rufst du mich frühzeitig ab, so sterbe ich im Dienste meiner Pflicht; [S. 40] bleibe ich am Leben, so kehre ich nach Ablauf meiner Dienstzeit mit Ehren und Freude zu den Meinigen zurück.

Allmächtiger, gütiger Gott! dein Schutz und deine Gnade sei mit mir im Leben und im Tode. Amen.


Empfohlene Zitierweise: „Feldgesangbuch für die katholischen Mannschaften, um 1914, Abschnitt 1: Titelblatt; Gebet eines Rekruten“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/108-1> (aufgerufen am 29.04.2024)