Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5019 Gemünden
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 50. Rosenthal

Josbach

Gemeinde Rauschenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf — Von Susanne Gerschlauer
Basisdaten | Geschichte | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | Nachweise | Indizes | Empfohlene Zitierweise
Basisdaten

Juden belegt seit

1742

Rabbinat

Oberhessen

religiöse Ausrichtung

vermutlich orthodox

erhalten

nein

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historisches Ortslexikon

Geschichte

Das vermutlich durch die Ziegenhainer Grafen im 12. Jahrhunderts gegründete Dorf Josbach ging Ende des 13. Jahrhunderts überwiegend in den Besitz des Klosters Haina über. In den Folgejahren hatten unterschiedliche kirchliche und adelige Eigentümer Besitz am Ort. Die Gerichtshoheit über das Dorf lag seit seiner Gründung bei den Grafen von Ziegenhain, deren Erben mit dem Aussterben ihrer Linie um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Grafen von Hessen wurden. Seit dieser Zeit war das Dorf in hessischem Besitz. Nach der Trennung der Hessischen Grafschaft ging das Dorf an Hessen-Kassel, bevor es 1866 an das Königreich Preußen fiel.

Ähnlich wie das benachbarte Halsdorf lag auch Josbach an einer Heeres- und Handelsfernverkehrsstraße von Süden nach Norden (Frankfurt am Main nach Kassel). Die damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen zeigten sich in der Ansiedlung einer Poststation und zweier Gastwirtschaften.1

Im Jahr 1742 wurde eine jüdische Familie in Josbach vermerkt. 1838 lebten 14 Juden in Josbach (rund 600 Nichtjuden), 1861 waren es 38 und 1925 44 (mehr als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung).2

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Josbach im Synagogenverband mit den in Ernsthausen, Halsdorf, Wohra und Wolferode lebenden Juden mit Zentrum in Halsdorf. Die Josbacher Juden verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Handel von Vieh und Spezereiwaren sowie landwirtschaftlichen Produkten. Es gab zwei Metzger, eine bedeutende Mazzenbäckerei (Steinfeld) und einen Tabaks- und Kramwarenladen.3

Um 1936 lebten noch 25 Juden im Dorf, von denen einige in die USA emigrieren konnten.4 Sechs der neun im Jahr 1941 noch am Ort lebenden Juden wurden am 8.12.1941 verhaftet und deportiert, die übrigen am 12.3.1942 zunächst nach Frankfurt am Main verbracht, bevor sie in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden.

Betsaal / Synagoge

Aufgrund von Abspaltungsbestrebungen ließen die Josbacher Juden 1878 eine Synagoge errichten bzw. kauften ein bereits bestehendes Haus und bauten es zu einem Gotteshaus um. Sechs jüdische Männer finanzierten das Gebäude je zu gleichen Teilen.

Das Haus mit der Nummer 83 war zweigeschossig und über einer Grundfläche von 7,50 x 5,80 Metern erbaut.5 Anzunehmen ist ein Fachwerkgebäude über einem Sockel aus Sandstein, der ortsüblichen Bauweise für ländliche Bauten. Zum Inventar gehörten der Thoraschrein, 15 Bänke, eine Empore sowie ein Schrank. Bereits im Oktober 1938 wurde das Haus an einen Nichtjuden verkauft, der es anschließend als Scheune nutzte und später abreißen ließ.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Im Haus von Joseph Kadden war um 1825 eine Mikwe in Benutzung.6

Friedhof

Bis 1903, der Neueinrichtung des Halsdorfer jüdischen Friedhofes, begruben die Josbacher Juden ihre Verstorbenen auf dem alten jüdischen Friedhof im etwa sechs Kilometer südlich entfernt liegenden Hatzbach.

Halsdorf, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Hatzbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Halsdorf, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

Nachweise

Weblinks

Quellen

Literatur

Abbildung vorhanden

(in Bearbeitung)

Fußnoten
  1. A. Schneider, Kirchhain, S. 265
  2. A. Schneider, Kirchhain, S. 265
  3. Ortsartikel Halsdorf mit Josbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink); vgl. A. Schneider, Kirchhain, S. 266
  4. A. Schneider, Kirchhain, S. 277
  5. A. Schneider, Kirchhain, S. 267
  6. A. Schneider, Kirchhain, S. 266
Empfohlene Zitierweise
„Josbach (Landkreis Marburg-Biedenkopf)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/181> (Stand: 23.4.2022)