Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Gehe zu Treffer
 

Letzter regulärer PanAm-Flug von Frankfurt, 1. November 1991

Auf dem Rhein-Main-Flughafen startet zum letzten Mal ein regulärer Linienflug (Flugnummer PA073) der bankrotten US-Fluglinie Pan American World Airways (kurz: Pan Am). Die Maschine, die um 13:15 Uhr mit Ziel New York den Flughafen verlässt, wird auf ihrem Weg auf dem Rollfeld zu ihrem Startpunkt von Fahrzeugen der Flughafen Frankfurt/Main AG (FAG) begleitet. Die Flughafenbetreibergesellschaft teilt mit, dass man sich mit der Ehreneskorte bei der Luftfahrtgesellschaft bedanken wolle, „die in der Nachkriegszeit entscheidend die Entwicklung des Frankfurter Flughafens zur Drehscheibe des Luftverkehrs zwischen Nordamerika und Ost- und Westeuropa mitgeprägt hat“.1

Pan Am, 1927 gegründet, war eine der ersten Fluggesellschaften, die Transatlantikflüge anbot. In den 1950er Jahren verfügte sie nach eigenen Angaben als erste Gesellschaft über ein weltumspannendes Linien-Streckennetz. Auch beim Einsatz von Düsenverkehrsflugzeugen bekleidete Pan Am eine Vorreiterrolle und setzte ab 1958 Maschinen des Typs Boeing 707 auf der Strecke New York–Paris ein. Die aufgrund zahlreicher Exklusiv-Verträge mit der US-Regierung im Range eines Flag carriers privilegierte Gesellschaft spielte zusammen mit den Flag carriers Großbritanniens (British Airways) und Frankreichs (Air France) eine besondere Rolle im deutschen Luftverkehr der Nachkriegszeit: aufgrund des Viermächte-Status Berlins war es bis 1990 ausschließlich diesen Gesellschaften erlaubt, die (von der Bundesregierung subventionierte) Anbindung nach West-Berlin aufrecht zu erhalten.

Rückläufige Passagierzahlen in den 1970er und unternehmerische Fehlentscheidungen Anfang der 1980er Jahre führten die Fluggesellschaft in große finanzielle Schwierigkeiten. Der Absturz einer Pan Am-Boeing 747 über der schottischen Kleinstadt Lockerbie, bei der am 21. Dezember 1988 alle 243 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder des Flugzeugs sowie elf Einwohner der Ortschaft ums Leben kamen, besiegelte schließlich das Schicksal der Airline: Der Umstand, dass es dem Flag carrier nicht gelungen war, den für den Absturz verantwortlichen Bombenanschlag an Bord der Unglücksmaschine zu verhindern, ließ das Unternehmen in der öffentlichen Meinung als sicherheitsgefährdet und als vorrangiges Ziel von Terroristen erscheinen. Die Fluggastzahlen gingen daraufhin drastisch zurück. 1991 wurde Pan Am von der konkurrierenden Delta Air Lines übernommen. Mit Wirkung zum 28. Oktober 1990 erwarb zudem die deutsche Lufthansa für 150 Millionen Dollar die Flugrechte für alle 74 bis dahin von Pan Am täglich durchgeführten innerdeutschen Flüge, nachdem bereits seit Ende April 1991 aufgrund eines Chartervertrags zahlreiche Flüge der Lufthansa durch Pan Am Personal und mit Pan Am-Gerät durchgeführt worden waren.
(KU)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.1991, S. 43.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Letzter regulärer PanAm-Flug von Frankfurt, 1. November 1991“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4865> (Stand: 1.11.2022)
Ereignisse im Oktober 1991 | November 1991 | Dezember 1991
Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30