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Hessischer FDP-Chef Gerhardt wird zum Bundesvorsitzenden seiner Partei gewählt, 10. Juni 1995

Der Landesvorsitzende der hessischen Liberalen, Wolfgang Gerhardt (geb. 1943), wird auf dem 46. Bundesparteitag seiner Partei in Mainz zum 11. Bundes-Parteivorsitzenden der FDP gewählt. Der aus dem hessischen Ulrichstein-Helpershain (Vogelsbergkreis) stammende promovierte Politikwissenschaftler (Die bildungspolitische Diskussion in der FDP von 1945–1951, Universität Marburg 1971) folgt damit auf Bundesaußenminister Klaus Kinkel (1936–2019). Kinkel musste während seiner im Juni 1993 angetretenen Amtszeit als FDP-Bundesvorsitzender bei insgesamt 14 Wahlen erhebliche Stimmenverluste für seine Partei hinnehmen; bei nicht weniger als zwölf Landtagswahlen verpasste die FDP den Einzug ins Parlament. Kinkel war daher nach Ablauf seiner Amtszeit nicht erneut als Bundesvorsitzender angetreten. Bei der Wahl zum neuen Bundesvorsitzenden kandidierte Gerhardt gegen den ehemaligen Bundesminister und Vizekanzler Jürgen Möllemann (1945–2003)1. Die Delegierten des Bundesparteitags vertrauen schließlich bei der Abstimmung auf den für einen unspektakuläreren, „bildungsbürgerlicheren“ Politikstil stehenden Hessen deutlich mehr, als auf den als umtriebig geltenden Möllemann: mit 371 von insgesamt 655 abgegebenen Stimmen (oder 57 Prozent) setzt sich Gerhardt deutlich von seinem Konkurrenten (219 Stimmen) ab. 36 Delegierte votieren für einen Spontankandidat aus den Reihen der Jungen Liberalen.

Wolfgang Gerhardt trat 1965 in die FDP ein. Von 1978 bis 1994 (mit einer Unterbrechung zwischen 1987 und 1991) war er Mitglied des Hessischen Landtages, sowie von 1983 bis 1987 und von 1991 bis 1994 Vorsitzender der Landtagsfraktion seiner Partei. Im April 1987 wurde Gerhardt Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund und zugleich Stellvertreter von Ministerpräsident Walter Wallmann (1932–2013).
(KU)


  1. Möllemann bekleidete unter der Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (1930–2017; CDU) von 1987 bis 1991 das Amt des Bundesministers für Bildung und von 1991 bis 1993 des Bundesministers für Wirtschaft. Von Mai 1992 bis Januar 1993 fungierte er außerdem auch als auch Vizekanzler.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Hessischer FDP-Chef Gerhardt wird zum Bundesvorsitzenden seiner Partei gewählt, 10. Juni 1995“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2729> (Stand: 10.6.2022)
Ereignisse im Mai 1995 | Juni 1995 | Juli 1995
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