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Erste konkrete grenzüberschreitenden Bemühungen um das „Grüne Band“ an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, Frühjahr 1990

Im September 1989 wird im bayrischen Hof ein erstes Treffen zum Vorhaben „Grünes Band“ zwischen Naturschützern aus Hessen und Bayern (Initiatoren: Willy Bauer (1930–1991) und Kai Frobel) gemeinsam mit ostdeutschen Naturschützern durchgeführt.1

Bereits Mitte der 1970er Jahre widmeten sich bayrische Naturschützer der Kartierung des ökologischen Lebensraumes entlang des Grenzstreifens und dokumentierten das dortige Artenvorkommen.2 Insbesondere Privatpersonen beschäftigten sich beiderseits der Grenze mit dem späteren „Grünen Band“, das sich auf einer Länge von 270 Kilometer entlang der hessisch-thüringischen Grenze erstreckt.3 Auf diese Weise konnten jenseits staatlicher Bestrebungen erste aufeinander abgestimmte Maßnahmen zur Erfassung des ökologischen Lebensraumes initiiert und somit der Grundstein für die grenzüberschreitende Kooperation zwischen ost- und westdeutschen Naturschützern nach der Grenzöffnung gelegt werden.4 Darüber hinaus entstanden durch Gespräche zwischen dem hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) und dem Eisenacher Arbeitskreis Umweltschutz der evangelischen Kirchengemeinde (AK Umwelt) bereits ab 1988 enge Verbindungen zwischen umweltinteressierten und engagierten Bürgern beiderseits der Grenze.5

Die Bundesregierung betont im August 1990, dass aufgrund der jahrzehntelangen Abwesenheit menschlicher Nutzung an der deutsch-deutschen Grenze einige dieser Regionen „für den Naturschutz von großem Wert [sind].“6 Es sei zudem von entscheidender Bedeutung, einen dauerhaften Schutz dieser Regionen sicherzustellen.7

Diese Einschätzung bekräftigt die Bundesregierung im März 1991 in ihrem Antwortschreiben auf die Anfrage einzelner Abgeordneter vom 21. März 1991, wie mit den bereits angesprochenen Gebieten zu verfahren sei.8 Darüber hinaus stimmt sie der Einschätzung des Umweltministers Klaus Töpfer (geb. 1938; CDU) zu, es gäbe in dem ehemaligen Grenzgebiet eine Vielzahl an Bereichen, „die von großem Wert sind und deshalb dauerhaft geschützt bleiben bzw. geschützt werden sollen.“9 In diesem Kontext sind die bereits seit der Maueröffnung bestehenden Bemühungen um die Anerkennung, Förderung und Sicherung des ehemaligen Grenzstreifens als Naturschutzzone „Grünes Band“ zu verorten, die auch ein besonderes Anliegen des BUND Hessen darstellen.

Durch die Verbindung von 17 Naturräumen auf einer Breite von 50 bis 200 Metern entlang des ehemaligen „Todesstreifens“10 bietet das „Grüne Band Deutschland“ auf 1.393 Kilometern Länge11 nicht nur Lebensräume für eine Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen, sondern ist gleichsam durch seine immanent europäische Dimension ein sichtbares Zeichen der Erinnerung an die Teilung Deutschlands und Europas.
(FW)


  1. Vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.8.2005, S. 60: Der wahrscheinlich längste Grünriegel der Welt; Biosphärenreservat Rhön-Rückblick, Stand: 22.5.2014.
  2. Vgl. Chronik Grünes Band Deutschland, Stand: 20.5.2014.
  3. Vgl. BUND, Handlungsleitfaden, S. 13.
  4. Vgl. Bauer/ Görner, Naturschutz im hessisch-thüringischen Grenzgebiet, S. 1-7.
  5. Vgl. Weinbach, Umweltpolitisches Engagement im Vereinigungsprozeß, S. 89.
  6. Drucksache 11/7640 vom 8.8.1990, S. 2.
  7. Vgl. Drucksache 11/7640 vom 8.8.1990, S. 2.
  8. Vgl. Drucksache 12/307 vom 21.3.1991.
  9. Drucksache 12/366 vom 15.4.1991, S. 3.
  10. Vgl. Projektübersicht Grünes Band Deutschland, Stand: 26.5.2014; Webpräsenz Grünes Band Deutschland, Stand: 22.5.2014.
  11. Vgl. BUND, Handlungsleitfaden, S. 2.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Erste konkrete grenzüberschreitenden Bemühungen um das „Grüne Band“ an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, Frühjahr 1990“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5023> (Stand: 21.8.2021)
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