Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

Übersichtskarte Hessen

Gießen, Institut für Erb- und Rassenpflege, Ludwigs-Universität


Friedrichstraße 20 – In der NS-Zeit: Friedrichstraße 18
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verfolgung

Subkategorie:

Euthanasie 

Nutzungsgeschichte

Beschreibung:

Seit 1934 befand sich das Institut für Erb- und Rassenpflege im Aufbau. Am 30. Juni 1936 beantragte die medizinische Fakultät der Universität, den neugeschafffenen Lehrstuhl für Erb- und Rassenhygiene mit dem Leiter des Instituts zu besetzen, um Universität und Institut enger zu verzahnen.

1937 wurde an der Ludwigs-Universität ein Lehrstuhl für Erbforschung und Rassenhygiene eingerichtet. Verbunden war dies mit der Einrichtung des Instituts für Erb- und Rassenpflege. Dieses hatte zwei Jahre später bereits 450.000 Menschen aus der Region in einer „Erbkartei“ rassisch erfasst. Hierbei waren die bereits existierenden Karteikarten der Heil- und Pflegeanstalten ausgewertet worden.

Die Aufgaben des Instituts lagen darin, einen Katalog zu erarbeiten, um „rassisch wertvolle“ von „rassisch minderwertigen“ Menschen und Paaren zu unterscheiden und so „rassisch minderwertigen“ Nachwuchs zu verhindern. Für letzteres wurde die „erweiterte Sicherungsverwahrung“ bzw. Sterilisation von „rassisch Minderwertigen“, aber auch von „Asozialen“ als wirksamste Methode empfohlen. Schon zwei Jahre vor der Einrichtung dieses Instituts hatte sein späterer Leiter für den Gau Hessen-Nassau mit dem Aufbau einer rassischen Kategorisierung der hessischen Bevölkerung begonnen.

1941 wurde von der Leitung des Instituts vorgeschlagen, „Gemeinschaftsfremden“ die „völkischen Ehrenrechte“ per Richterspruch abzuerkennen, was bedeutet hätte, dass an ihnen Zwangssterilisationen durchgeführt worden wären. Zudem wären ihnen Eheverbote bzw. Eheauflösungen auferlegt sowie die Kinder weggenommen worden.

Ein Schwerpunkt der Arbeit des Instituts lag in der „Erforschung der Zigeunerrasse“, die mit der „Asozialenforschung“ verbunden war.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

1937

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

Bis 1937/38 fungierte das Gebäude als Teilkomplex der Augenklinik.

Indizes

Orte:

Gießen

Sachbegriffe:

Euthanasie · Gesundheitswesen · Verfolgung

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Gießen, Institut für Erb- und Rassenpflege, Ludwigs-Universität“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/2301> (Stand: 16.12.2015)