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Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

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Hirzenhain, Außenstelle des Lagers Rollwald „Arbeitskommando Hirzenhain“, Lagerbereich I

Hirzenhain, Gemeinde Hirzenhain, Wetteraukreis | Historisches Ortslexikon
In der NS-Zeit: an der Straße nach Steinberg gelegen
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Justiz

Subkategorie:

Strafgefangenenlager 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Im Lagerbereich I war das Lager des Arbeitskommando Hirzenhain, das dem Rollwald angehörte, untergebracht worden. 1942 bestand das Lager aus drei Baracken und einer Küche. 1944 war eine Erweiterung der Küche, der Bau einer Wirtschaftsbaracke und weiterer Baracken, vermutlich die Wäscherei und das Bad – in Planung. Diese wurde aber nie umgesetzt.

Beschreibung:

In Hirzenhain befand sich ein Arbeitskommando des Lager Rollwald. In diesem Außenkommando wurden polnische Frauen eingesetzt, die von den Breuer-Werken – einem Rüstungsbetrieb – als Zwangsarbeiterinnen angefordert worden waren. Im Dezember 1942 waren 320 polnische Frauen nach Hirzenhain verlegt worden. Am 11. November 1943 bildeten 239 Frauen und am 30. Oktober 1944 391 Frauen das Arbeitskommando. Damit war in Hirzenhain die größte Außenstelle des Lagers Rollwald angesiedelt. Die Aufgabe des Kommandos bestand darin, Motorenteile für den Tiger I sowie drahtlose Nachrichtenmittel für die Heeresverwaltung zu fertigen. Um sicherzustellen, dass die Frauen dieser Arbeit körperlich gewachsen waren, wurden nur gesunde und kräftige Frauen nach Hirzenhain in den so genannte „Polen-Vollzug“ geschickt.

Das Lager des Außenkommandos war auf dem Firmengelände, im Lagerbereich I, getrennt von den anderen Zwangsarbeitern der Werke, angesiedelt. Die Frauen hatten in diesem Bereich unter äußerst schlechten Bedingungen zu leben. Neben der räumlichen Enge im Lager litten die Häftlinge unter schlechten hygienischen Bedingungen und einer völlig unzureichenden Lebensmittelversorgung. Dies stand im Widerspruch zu den von der Strafanstalt geforderten Bedingungen der Unterbringung, die darauf ausgerichtet waren, durch gute Rahmenbedingungen die Arbeitskraft der Häftlinge zu erhalten.

Auch nachdem die Polinnen ihre Haftstrafen verbüßt hatten, wurden sie seit Ende 1943 als Zwangsarbeiterinnen oder auch als „Schutzhäftlinge“ weiterhin von den Breuer-Werken eingesetzt. Das Rodgauer Außenlager war nicht bereit, diese Frauen, die nun keine Gefangenen der Justiz mehr waren, in ihrem Lager unterzubringen. Daher wurden im April 1944 erste Überlegungen laut, ein weiteres Lager für diese Schutzhäftlinge einzurichten.

Ende März 1945 wurde das Lager aufgelöst.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

Dezember 1942

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

März 1945

Nutzung nach NS-Zeit:

Nach dem Krieg wurden in Baracken Flüchtlinge und Heimatvertriebene untergebracht.

Indizes

Orte:

Hirzenhain

Sachbegriffe:

Strafgefangenenlager · Justiz · Verfolgung · Wirtschaft

Nachweise

Literatur:

Abbildungen

Abbildungen:

Zitierweise
„Hirzenhain, Außenstelle des Lagers Rollwald „Arbeitskommando Hirzenhain“, Lagerbereich I“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1076> (Stand: 28.6.2021)