Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Land

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Deutung
Zu ahd. lan, lant ‚Land, Gegend, Gebiet; Erde, Feld; Ufer‘, mhd. lant st. N. ‚Land, Erde, Gebiet, Heimat‘. Die Namen beziehen sich entweder ganz allgemein auf ein Stück Feld, Ackerland, urbare Fläche, oder sie heben auf den Unterschied zu einem benachbarten Gewässer ab, oder sie verweisen auf die Grenze bzw. den Besitz einer Territorialherrschaft. Namensimplizia sind äußerst selten; die einzige Singularform kommt im Namen eines Flurstücks an der Gemarkungsgrenze zwischen Siedelsbrunn und Wald-Michelbach vor, Pluralformen erscheinen in den historischen Belegen aus Langen, Schaafheim und Traisa. Allertshofen diese Namen weisen wohl auf nicht näher bestimmte Stücke Ackerland hin. Bei den zahlreichen Namenkomposita kommen einige Kombinationstypen besonders häufig vor. Landgraben ist oft der Name eines Grenzgrabens, der einzelne Feldstücke oder ganze Herrschaftsbereiche voneinander abtrennt (manchmal gleichbedeutend mit Landwehr), oft bezieht er sich auch auf einen der durch das Land ziehenden Be- oder (im Ried häufiger) Entwässerungsgräben, die seit der frühen Neuzeit angelegt wurden. Als GewN kommt Landgraben in drei Fällen vor: 1. links zur Weschnitz, 2. rechts zum Fanggraben, links zur Modau, 3. rechts zur Modau. Landdamm oder Landdeich heißt ein Hochwasserdamm (meist am Rhein), der das dahinter liegende Land vor Überflutung schützt. Als Landstraße (auch: Landweg) wird ein überörtlicher Verkehrsweg bezeichnet. Landhege (Groß-Gerau) und Landpfahl (Wolfskehlen) sind andere, seltenere Namen für eine Landwehr (s. d.)1. Landberg ist der Name des alten Gerichtshügels bei Heppenheim (Klammerform von *Landgerichtsberg)2. Von den übrigen Namen erinnern vermutlich einige an frühere Besitzverhältnisse: die Landeswiesen in Darmstadt waren wohl einmal im Besitz der lokalen Zent3. Die Namen Landhosen in Brandau und Landzapfen in Unter-Schönmattenwag sind mangels älterer Belege nicht zu deuten.
Literatur
Müller (1937), S. 411 f.; Schützeichel 190, Lexer 1, 1822, 1824 u. 1830; Kluge/Seebold 501; DWB 6, 90, 97 u. 118; SHessWb 4, 107, HessNassWb 2, 21, PfälzWb 4, 750 u. 755; Dittmaier (1963), S. 177, Ramge (1979), S. 190, Zernecke (1991), S. 311 f., Vielsmeier (1995), S. 298. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Land; HNWB: → Land; DWB: → land; PfälzWb: → land; Wörterbuchnetz: → Land
Referenz
Vgl. Landbach · Landgraf · Landskrone · Landwehr.

1 HessFlNAtl K. 137, 138.
2 Metzendorf (1986), S. 163.
3 v. Hahn (1932), S. 52.