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Klöster und Orden

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5514 Hadamar
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Ortskennziffer
53300701016

St. Josefs Haus der Barmherzigen Brüder von Montabaur in Hadamar

Gemarkung Hadamar, Gemeinde Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Hadamar gilt als Wiege des Ordens der Barmherzigen Brüder von Montabaur. Hier engagierten sich die ersten Mönche als Gemeinschaft und gründeten von hier aus 1861 das große Haus in Montabaur. Von 1856 an bis 1951 existiert die Niederlassung in Hadamar, auch im Kulturkampf und der Zeit des Nationalsozialismus weiter.

Orden:

Barmherzige Brüder von Montabaur

Heutige Diözesanzugehörigkeit:

Bistum Limburg

Typ:

Brüderhaus

Territorium:

Lagebezug:

Hadamar liegt 8 km nordwestlich von Limburg.

Lage:

Am alten Markt und Ecke Hospitalstraße/Gymnasiumstraße, 65589 Hadamar

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3432308, 5590596
UTM: 32 U 432260 5588800
WGS84: 50.447297° N, 8.04591° O

Geschichte

Geschichte:

Der Orden ist durch die Tätigkeit einzelner Brüder in Hadamar, die in der Krankenpflege ausgebildet waren, bereits bekannt. Der Gemeinderat mietet ein Haus, in das 1856 die Brüder des Ordens einziehen und die errsten Kranken aufgenommen werden, das St. Josephs-Hospital. Die Brüdergemeinschaft unterstellt sich dem Ortpfarrer, die Verwaltung des Hospitals übernimmt ein durch die Gemeinde bestellter Vorstand. Die Versorgung wird durch Spenden aus der Bevölkerung abgesichert. Die Brüder betreuen das Hospital und sind als ambulante Krankenpfleger in der Region tätig. Bereits 1862 ist das Hospital überfüllt und die Gemeinschaft erwirbt den sog. Schmitzschen Hof mit mehreren Gebäuden in Hadamar. Diese werden durch die Brüder ausgebaut und renoviert, vieles in Eigenarbeit (Brechen von Steinen im Steinbruch, Herstellung von Tonziegeln).

Seuchen wie Blattern, Ruhr, Typhus treten in der Region während des Deutsch/Französischen Krieges 1870/71 auf. Im Kulturkampf droht die Schließung des Ordens, er wird aber als Krankenpflegeorden, der für Kriege notwendig ist, beibehalten.

1891 werden in das neue Haus auch geistig und körperlich Behinderte aufgenommen. In den Folgejahren wird die St.Josefs Anstalt, so ihr Name, nach Grundstücksankäufen vergrößert und erweitert. Zu dem Pflegeheim gehören ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Mühle, ein großer Hof; mit den Erlösen aus der Landwirtscchaft unterhalten die Brüder mehrere soziale und medizinische Einrichtungen in der Stadt.

Im Ersten Weltkrieg dient das Haupthaus als Lazarett, nach der Niederlage werden Amerikaner einquartiert, der Ökonomiehof zur Reparaturwerkstatt für Militärfahrzeuge umfunktioniert. In den Notzeiten der Weimarer Republik hilft der eigene landwirtschaftliche Betrieb, das Hospital und Krankenhaus zu erhalten. 1926 arbeiten und leben18 Brüder in Hadamar.

Schon 1933 muss die St.Josefs-Anstalt Männer des Reichsarbeitsdienstes unterbringen und verköstigen ohne Gegenleistung. 1935/36 werden Brüder der Hadamarer Gemeinschaft der Devisen- und Sittlichkeitsverbrechen angeklagt. Zu dieser Zeit gehören 19 Brüder zum Konvent. Die Gestapo terrorisiert Kranke und Angestellte, nimmt einige Brüder in Haft. 1937 müssen die Ordensbrüder innerhalb der Erntesaison 1937 ihren großen Hof räumen. Bereits im Vorjahr, Mai 1936, werden alle Patienten zwangsweise verlegt, vermutlich nach Weilmünster, wo man sie ermordet. Restgruppen Kranker aus anderen Häusern kommen nach Hadamar ins St. Josef, bis Ende 1941 werden sie alle, bis auf einen, zwangsverlegt. Das Hospital wird ein Lager für polnische Kriegsgefangene. 1941 werden die Gebäude beschlagnahmt und der Nationalsozialistischen Lehrerbildungsanstalt übergeben. Der politische Druck, die Niederlassung ganz aufzugeben, wird gesteigert. Der Bürgermeister von Hadamar, der Oberpräsident in Kassel, das Finanzamt verschärfen ihn. Die Brüder bleiben in Hadamar, besorgen die Wäsche für die LBA, das Lager Hadamar, die deutsche Wehrmachtseinheit in Limburg und das Lazarett Montabaur. Außerdem arbeiten sie in der ambulanten Krankenpflege im Ort und im Umland. 1944 ziehen die Wehrersatzinspektion Koblenz, ein Luftwaffenkommando und Luftwaffenhelferinnen ins Haus ein. Am 26.03. beefreien amerikanischen Truppen Hadamar und nutzen die Gebäude als Lazarett. Seit Dezember 1946 verpachten die Brüder das Haus an den Kommunalverband des Regierungsbezirks Wiesbaden, der es als Krankenhaus und ab 1950 als Altenheim nutzt.

1951 verkauft der Orden der Barmherzigen Brüder das gesamte Anwesen an den Kommunalverband. Bis 1976 dient das Haus als Altersheim, 1977 wird es abgebrochen.

Gründungsjahr:

1856

Aufhebungsjahr:

1951

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„St. Josefs Haus der Barmherzigen Brüder von Montabaur in Hadamar, Gemeinde Hadamar“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/14483> (Stand: 24.8.2022)
Indizes

Sachbegriffe: