Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5720 Büdingen
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Historische Karten
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 16. Büdingen
Ortskennziffer
44000408003

Zisterzienserinnenkloster Marienborn

155 m über NN
Gemarkung Eckartshausen, Gemeinde Büdingen, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Zisterzienserinnenkloster wird ursprünglich 1250 nahe Büdingen auf dem Haag gegründet, aufgrund der Wasserknappheit in ein quellreiches Tal verlegt und erhält so seinen Namen, Marienborn. Erst 1559 wird es aufgelöst und und von den Isenburger Grafen übernommen. Im 18. Jahrhundert lebt hier eine Brüdergemeinde der Herrenhuter mit ihrem Begründer, Nikolaus von Zinzendorf. Heute ist die Anlage Staatsdomände des Landes Hessen.

Orden:

Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mainz, St. Maria ad gradus, Dekanat Roßberg

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • Immunität des Bistums Würzburg, Lehen der Herren von Isenburg
  • 1442: Grafschaft Isenburg-Büdingen
  • 1806: Fürstentum Isenburg
  • 1815/16: Großherzogtum Hessen; Oberhessen, Kreis Büdingen

Historische Namensformen:

Lagebezug:

8,5 km südwestlich von Büdingen

Lage:

Das Kloster liegt in einem Seitental des Krebsbaches, umgeben von zwei Hügeln mit zahlreichen Quellen, in der Nähe der alten Straße zwischen Büdingen und Hanau.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3501077, 5567752
UTM: 32 U 501002 5565965
WGS84: 50.245836° N, 9.014051° O

Geschichte

Geschichte:

Die Abtei wird von Ludwig von Isenburg und Heilwigis von Büdingen 1250 im Haag (Hainchen) gegründet (siehe Zisterzienserinnenkloster Haag), 1274 nach Niedernhausen verlegt und Marienborn genannt. 1282 erhält sie ein Schutzprivileg durch Papst Martin IV. und die Unterstützung durch die Abtei Arnsburg. Durch zahlreiche Stiftungen von Patrizierfamilien aus Wetzlar und Frankfurt im 13. Jahrhundert vergrößert sich der Klosterbesitz. 1345 wird der Abt von Arnsburg als Provisor, der novella plantacio in Hauge, d.h. für Marienborn genannt.

Die adlige Familie der Isenburger baut die Niederlassung als Hauskloster und Grablege aus und stattet es mit lukrativen Rechten (Patronatsrechte an den Pfarrkirchen Eckartshausen, Büdingen, Rod an der Weil im Taunus; Zehnten; Befreiung Frondiensten, Waldrechte, Weiderechte, Asylrecht) aus. Im Gegenzug verpflichtet sich die Klostergemeinschaft urkundlich zu Anniversarfeierlichkeiten. Viele Frauen der Familie treten ins Kloster ein.

1460 wird eine Klosterreform durch Erzbischof Diether von Isenburg als Erzbischof von Mainz durchgeführt. Diese verbindet sich mit einem wirtschaftlichen Aufschwung, wodurch das Kloster für den weiblichen Hochadel der Umgebung an Attraktivität gewinnt. Es verändert sich zu einem "adligen Kloster", in dem auch mehrere Töchter der Isenburger leben. Entstehende Neubauten (Gasthaus, Kreuzgangflügel, Refektorium, Schlafhaus, Siechenhaus, Weinkelter, Mühle, Ölpresse, Backhaus, Schafstall u.a..) bezeugen den wirtschaftlichen Aufschwung. Umfangreiche Einkünfte kommen aus dem Getreideanbau, Weinbau, Schafzucht, Weberei und der Lederverarbeitung.

Erbstreitigkeiten des Hauses Isenburg überlagern sich mit den politischen und religiösen Konflikten in der Reformationszeit; diese werden verschärft durch die gegensätzliche Vormundschaften für die unmündigen Nachfahren durch Landgraf Philipp von Hessen und den Abt von Fulda und beeinträchtigen die Entwicklung im Kloster. Der Versuch Landgrafs Philipps von Hessen zur Einführung der Reformation 1536 scheitert, die Nonnen bleiben katholisch. 1559 wird das Kloster nach langjährigem Druck an den Grafen Reinhard von Isenburg-Büdingen übergeben, die Nonnen werden abgefunden, die Gemeinschaft aufgelöst.

1738 bis 1747 lebt in den Gebäuden eine Brüdergemeinde der Herrenhuter unter ihrem Gründer Nikolaus Graf Zinzendorf. Im 19. Jahrhundert verfällt die Anlage, 1929 wird sie an einen Privatmann verkauft. Seit 1964 ist sie als Staatsdomäne im Besitz des Landes Hessen und wird durch die Universität Gießen als Lehr- und Versuchsgut genutzt.

Ersterwähnung:

1264

Gründungsjahr:

1274-1286

Gründer:

Ludwig von Isenburg und seine Frau Heilwig

Aufhebungsjahr:

1559

Organisation:

Um 1460 wird das Kloster durch eine Äbtissin geleitet. Sie wird durch eine Priorin, Subpriorin, Kellerin, Bursarin unterstützt. Insgesamt gehören 14 Schwestern dem Konvent an, dazu kommt eine unbekannte Zahl an Laienschwestern.

Pfarrrechte:

1297/83 Erwerbung des Patronats zu Rod an der Weil

1341 Inkorporierung der Pfarrkirchen Eckartshausen und Büdingen

Patrozinien:

Maria

Archivgeschichte:

Archiv in Büdingen

Bibliotheksgeschichte:

Decker, Artikel Büdingen, Marienborn, S.318 f.

Besitz

Besitz:

Klosterbesitz lässt sich in folgenden Orten nachweisen:

Bettenhausen, Bleichenbach, Bruchköbel, Diebach, Düdelsheim, Eckartshausen, Frankfurt, Grüningen, Haag, Heldenbergen, Himbach, Hüttengesäß, Niederissigheim, Kaichen, Langen-Bergheim, Lorbach, Marköbel, Niedernhausen, Ober-Erlenbach, Oberissigheim, Rinderbügen, Vonhausen, Wolferborn

Aus dem Besitz der Pfarreien Büdingen und Eckartshausen fallen Zehntanteile an das Kloster Marienborn.

Ausstattung

Gebäude:

Künstlerische Neuausstattung des Chores nach 1480; in der Reformationszeit Plünderung der Kirche; Ausbau des verlassenen Klosters zur Residenz durch Graf Carl August von Isenburg (1687-1725); 1737 Pacht des Schlossgebäudes durch die Herrenhuter - Synoden;

Klostergebäude 1889/90 abgebrochen.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit ehemaliges Kloster)

Sonstiges:

Das ursprüngliche in Haag gegründete Kloster wird aufgrund der Wasserknappheit (zu wenig Trink- und Brauchwasser für die Küche und die sanitären Anlagen) in ein wasserreiches Gebiet, wie der Name ausdrückt - Marienborn - verlegt.

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

3809

Zitierweise
„Zisterzienserinnenkloster Marienborn, Gemeinde Büdingen“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12922> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Personen:

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von#11863707X

Sachbegriffe: