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Ortskennziffer
53101101002

Zisterzienserkloster Arnsburg

169 m über NN
Gemarkung Arnsburg, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Zisterzienserkloster wird seit 1197 durch Mönche von Eberbach erbaut; es entwickelt sich zum reichsten und künstlerisch bedeutendsten Kloster der Wetterau. 1803 wird es aufgehoben. Reste der spätromanischen und frühgotischen Klosteranlage sind bis heute zu besuchen. Im Innenhof befindet sich eine große Kriegsgräberstätte. Der Freundeskreis Kloster Arnsburg kümmert sich um Erhaltung und Nutzung der weiträumigen Anlage.

Orden:

Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mainz, St. Maria ad gradus

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • 1152: Herrschaft Hagen-Arnsburg
  • Bis 1255: Herrschaft Münzenberg
  • Bis 1418: Herrschaft Falkenstein
  • Die Landeshoheit über die geschlossenen Besitzungen der Abtei ist umstritten. Sie selbst strebt eine Reichsunmittelbarkeit an, ohne sie je zu erlangen. Die Grafen von Solms maßen sich die Landeshoheit über die Schutzherrschaft an, erwerben sie aber erst im Reichsdeputationshauptschluss.
  • 1803: Grafschaft Solms (zum Gesamthaus Solms gehörig)
  • Zur historischen Einordnung vgl. Arnsburg

Historische Namensformen:

  • fratres in Arnisburg (1198) [Urkundenbuch Kloster Arnsburg, S.1-2, Nr. 2]
  • abbas et conuentus in Arnesburch, ordinis cisterciensis (1209) [Urkundenbuch Kloster Arnsburg, S. 2-3, Nr. 3]
  • monasterio in Arnsburg cisterciensis ordinis (1232) [Urkundenbuch Kloster Arnsburg, S. 12, Nr. 20]
  • Arnesburch, monasterium de(1233)
  • Arnespurg, conventus de (1238)
  • Arnspurg, monasterium in (1245)
  • Arnisburg, conventus cenobii (1273)
  • Arnispurg, conventus ordinis cisterciensis in (1284)

Lagebezug:

3,5 km südwestlich von Lich

Lage:

Der Klosterbezirk liegt am rechten Ufer der Wetter im Altsiedelland der Wetterau in der Nähe des Limes, südwestlich von Lich, östlich der von Lich nach Butzbach führenden B 488.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3485409, 5595406
UTM: 32 U 485340 5593608
WGS84: 50.494262° N, 8.79332° O

Geschichte

Geschichte:

Vorläufer ist das 1151 von Konrad von Hagen gegründete Benediktinerkloster Altenburg, das 1174 von Kuno von Münzenberg nach Arnsburg verlegt und mit Zisterziensern aus Kloster Eberbach besetzt wird. Diese erhalten die ehemalige Burg Arnsberg nach Entfernung der Wehranlagen und das dazugehörige Dorf, aus dem alle Bauern vertrieben werden, als Gebäude übereignet. Seit 1174 existiert ständig ein Konvent. Über die feierliche Stiftungszeremonie auf Burg Münzenberg durch Graf Kuno mit seiner gesamten Familie berichtet Abt Gerhard von Eberbach. Das Kloster erhält alle Freiheiten, Privilegien und Immunitäten eines Zisterzienserklosters zugesprochen, die Gründerfamilie behält sich auch nicht die Erbvogtei vor. Das Kloster erlebt einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts erwirbt es Besitz in 270 Ortschaften.

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts werden zahlreiche Neubauten im Wettertal und die Klosterkirche errichtet, die als Grablege der Münzenburger dient. Häufige Berichte erzählen von Aufständen wegen der harten Arbeitsbedingungen bei den Bauarbeiten an den Gebäuden, der Kirche und den begehbaren Wasserkanälen.

1219 wird das Kloster durch Kaiser Friedrich II. unter den weltlichen Schutz der Reichsburg Friedberg gestellt, 1223 von Papst Honorius III. unter den geistlichen Schutz des Stifts Hersfeld. Arnsburg gerät so in den Konflikt zwischen Staufer, den großen Reichsfürsten und dem Papsttum. Nach dem Aussterben der Münzenberger gewinnt das Kloster für sich eine größere Selbständigkeit aufgrund der Konkurrenz der verschiedenen Erbparteien. Mitglieder der Familie von Falkenstein und der Herren von Hanau, die als Stifter auftreten, werden in der Klosterkirche bestattet. Die Kämpfe um den Einfluss in der Wetterau zwischen den Erzbischöfen von Mainz und den Landgrafen von Hessen beeinträchtigen das Kloster. Kriegerische Zerstörungen, Schulden durch erzwungene Subsidienzahlungen, der Unterhalt von Schutztruppen schwächen die Klosterwirtschaft und führen zu finanziellen Problemen. Das Kloster bewahrt sich seine Vogtfreiheit bis zum Dreißigjährigen Krieg. Für 1313 berichten Quellen von dem Ausbruch der Pest im Kloster. Die kriegerischen Konflikte zwischen den Erzbischöfen von Mainz und den hessischen Landgrafen im 15. Jahrhundert in der Wetterau beeinträchtigen das Kloster.

Mit dem nahe gelegenen Marienstift in Lich verbindet das Kloster Konkurrenz um Stiftungen und Einfluss wie auch eine Zusammenarbeit in Geld- und Getreidegeschäften. Konflikte gibt es besonders um die Gebiete zwischen Kolnhausen und Mengelshausen.

Vor der Reformation verbessert sich die wirtschaftliche Lage, neue Gebäude und Gewerke (Walkmühle, Pferdezucht) werden angelegt. Der Versuch der Solmser Grafen, das Kloster aufzuheben und die Mönche finanziell abzufinden, scheitert. Arnsburg bleibt katholisch, unterstützt durch die Erzbischöfe von Mainz und kaiserliche Schutzbriefe (Karl V.). Die folgenden Jahrhunderte sind durch den Versuch der Abtei, die Selbständigkeit gegenüber den Grafen von Solms zu bewahren, geprägt (1631 Plünderung des Klosters durch die Schweden und ihre solmsischen Verbündeten; 1633 Übergabe an Graf Philipp Reinhard von Hohensolms-Lich; Gerichtsurteil des Reichshofrates von 1715 in Wien zugunsten von Arnsburg).

Nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg erholt sich die Abtei schnell, wird barock ausgestaltet mit neuen Gebäuden und begeht 1771 eine prunkvolle 600-Jahrfeier der Abtei als einzige katholische Exklave in der Region der Wetterau.

Die Grafen Solms erhalten im Reichsdeputationshauptschluss (25.02.1803) das Kloster übereignet, lösen es auf und pensionieren die letzten 22 Mönche. Die Gebäude werden kurzzeitig als Zucht-, Arbeits- und Irrenhaus genutzt, dann teilweise abgebrochen und als Baumaterial an die Gemeinde Bellersheim für den dortigen Kirchneubau verkauft. Der mit 1812 nach der Freigabe der Kirche und der Bibliothek einsetzende Abriss durch die ansässige Bevölkerung wird erst mit einem Gesetz der Darmstädter Regierung 1820 gestoppt. Verschiedene Gruppen nutzen in der Folge die Gebäude (Pestalozzi-Verein, Herrenhuter), bis die Diakonie diese übernimmt und zum Teil restauriert. Seit 1960 bemüht sich ein "Freundeskreis Kloster Arnsburg e.V." um die Erhaltung und sinnvolle Nutzung des Klosters.

Ersterwähnung:

1151

Gründungsjahr:

1151

Gründer:

Kuno von Münzenberg

Aufhebungsjahr:

1802/1803

Organisation:

1289: der Orden legt eine Beschränkung für die Zahl der Insassen fest, statt der 200 Personen sollen in Zukunft nur 60 Mönche und Konversen die Gemeinschaft bilden. Sie stammen aus dem regionalen Adel und dem angesehenen Bürgertum der Städte der Wetterau. Um 1390 umfasst der Konvent rund 100 Personen, im 15. Jahrhundert 50 Geistliche. 1631 sinkt die Anzahl auf 25, nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 auf 10 Mönche.

1774 bilden wieder 42 Mönche den Konvent.

Pfarrrechte:

Zu den inkorporierten Kirchen, Kapellen und Patronaten gehören die Burg Arnsburg (1174), Bauernheim, (1449), Bettenhausen, (1270), Birklar (1322), Birnkeim bei Grüningen (wüst, 1471), Bretzenheim (1417-1559), Burkhardsfelden (1240), Dorf Güll (1275), Eberstadt (1322), Friedberg (1306, Marien-Magdalenenkapelle in der Pfarrkirche), Grüningen (1380), Holzheim (1390), Muschenheim (erstmals 1174, dann 1270), Sternbach (1449), Trais-Münzenberg (1322), Wetzlar (Katharinenkapelle im Arnsburger Hof), Wickstadt (1449) und Winzenheim (1426-1559).

Patrozinien:

Maria (1174-1803)

Archivgeschichte:

Die über 2000 Akten des Arnsburger Archivs werden im 30jährigen Krieg in den Frankfurter Römer ausgelagert und so vor der Zerstörung bewahrt. Nach der Auflösung des Klosters geht das Archiv an die Grafenfamilie Solms-Lich. Vgl. Kuczera, Artikel Arnsburg, S. 160

Bibliotheksgeschichte:

1439 Verkauf von 64 Handschriften aus der umfangreichen Bibliothek ans Kloster Maulbronn; im Dreißigjährigen Krieg fast vollständige Vernichtung der Bibliothek;

Wiederaufbau und Sammlung wertvoller Handschriften ( u.a. Vollbrevier, Kalendare, Urbare) und einer Gutenberg-Bibel (heute ein Band in der British Library und ein Band im Gutenberg Museum, Mainz);

1784 Katalog mit 10.000 Titel

1803 Besitzerwechsel an die Grafen von Solms-Laubach;

Kuczera, Artikel Arnsburg, S. 144-146

Besitz

Besitz:

Die Gründungsausstattung wird zum großen Teil aus dem Vorgängerkloster Altenburg übernommen und umfasst zahlreiche Güter und Einkünfte in der näheren Umgebung, aber auch weiter entfernt gelegene Objekte als Streubesitz in rund 270 Orten zwischen Marburg - Gießen - Fulda - Mainz. Zahlreiche Stiftungen des 13.Jahrhunderts vergrößern den Besitz, bis 1320 werden es weniger und dann bleiben sie aus.

An folgenden Orten lässt sich Besitz mit Hilfe des Arnsburger Urbar nachweisen:

Arnsburg, Bauernheim, Beuern, Birklar, Bischofsheim, Alten-Buseck, Ebersheim bei Mainz, Engelhausen, Erbstadt, Eschersheim, Gambach, Holzheim, Großen-Linden, Hattenrod, Hofheim am Taunus, Kirch-Göns, Münster, Nieder-Wöllstadt, Ober-Albach, Rehborn, Riederhof, Seckbach, Selters bei Gießen, Wohnbach

Häufig ist großer landwirtschaftlicher Betrieb als Grangie organisiert. Die Leitung einer Grangie hat ein Laienbruder inne, der dem Kloster rechenschaftspflichtig ist. Lohnarbeiter sind als Handwerker tätig, betreuen das Vieh, die Gebäude, Wald und Flur. Für den Aufbau der Grangie müssen die ursprünglichen Bewohner des Ortes häufig das Dorf verlassen, wie zum Beispiel im Hof Güll. Weitere Grangien existieren in Burkhardsfelden, Kolnhausen, Bergen-Enkheim, Holzheim, Wickstadt, Mengeshausen, Eberstadt.

Niederlassungen:

Die Stadthöfe des Klosters dienen als Sammelort für Produkte und Waren, als Herbergen, zur Repräsentation des Ordens und als Klärungsstelle für Rechtsfragen. Meist gehört eine Kapelle zu der Niederlassung in:

Amöneburg, Butzbach, Frankfurt am Main, Friedberg, Gelnhausen, Gießen, Grünberg, Lich, Mainz, Marburg, Münzenberg, Utphe, Wetzlar, Wickstadt.

Abhängigkeitsverhältnis:

Mutterkloster ist das Zisterzienserkloster Eberbach.

Die Zisterzienserinnenklöster Thron, Patershausen, Marienborn, Engelthal und Marienschloss werden dem Kloster Arnsburg unterstellt.

Ausstattung

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Kloster Arnsburg)

Objekte:

Teile des barocken Hauptaltares befinden sich heute in der katholischen Kirche Mainz-Kastel, die Kanzel in der Marienstiftkirche in Lich.

Sonstiges:

Die Klosterkirche wird als Grablege durch viele adlige Geschlechter aus der Wetterau genutzt.

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

3803

GND-Nummer:

2035469-1

Zitierweise
„Zisterzienserkloster Arnsburg, Gemeinde Lich“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/10630> (Stand: 29.11.2021)
Indizes

Sachbegriffe: