Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 14. Zierenberg
- Ortskennziffer
- 63302907022
Schartenburg
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380 m über NN
Gemarkung Zierenberg, Gemeinde Zierenberg, Landkreis Kassel Die Schartenburg war lange Zeit im hohen Mittelalter ein Zankapfel zwischen dem Erzbistum Mainz, dem Bistum Paderborn und der Landgrafschaft Hessen. Letztere setzt sich zunächst militärisch, dann auch diplomatisch gegen ihre Konkurrenten durch und konnte die mutmaßlichen Erbauer der Burg, die Herren von Schartenberg, die zuvor Lehnsmänner des Mainzer Erzbischofs gewesen waren, zu einer Lehnsauftragung nötigen. Nach Aussterben der Herren von Schartenberg wurde die Doppelburg mehrfach verpfändet. Ab dem 16. Jahrhundert verfiel sie.
- Basisdaten ↑
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Weitere Namen:
- Burg Schartenberg
- Die Bezeichnung Groppeschloß für die kleinere Burg wurde ihr erst 1894 von W. Lange gegeben.
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Historische Namensformen:
- castellum, quod Scarpenberc vocatur (1124) [Kopialbuch XIV UB Mainz 1, S. 424-425, Nr. 519]
- domini Scardenbergenses (1145) [Annales Corbeienses, in: Annales, chronica et historiae aevi Saxonici: Georgius Heinricius Pertz, MGH SS in Folio 3, S. 8]
- Scardenberch, de (1163) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 504, Nr. 1363]
- iucices in Schartinberg (um 1200) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 508, Nr. 1370 = Anhang S. 658-659, Nr. 33]
- Maius vero castrum Schardenberg (1271) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 603-604, Nr. 1237 = Landgrafen-Regesten online Nr. 160]
- comicia et castrum Schartenberg (1279) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, Nr. 1561]
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Lagebezug:
11,9 km nordöstlich von Wolfhagen
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Lage:
2,8 km nordnordöstlich von Zierenberg auf einem Sporn der Randhöhen des Warmetals.
- Geschichte ↑
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Burggeschichte:
Die genaue Entstehungszeit der Doppelburg ist unbekannt. Ab 1149 sind die Herren von Schartenberg mainzische Burgmannen. Die Unterburg gehörte ab 1213 den Groppe von Gudenberg. Wahrscheinlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts gelangt die Burg an die Grafen von Dassel, die sie 1265 dem Bistum Paderborn übergeben. 1270 wurde die Oberburg dann von den Landgrafen von Hessen erobert. 1271 wird der Besitz zwischen Paderborn und Mainz geteilt, Graf Ludolf VI. von Dassel wird nur noch als Vorbesitzer genannt.
1294 verkauften die Herren von Schartenberg den Landgrafen von Hessen ihre Anteile an den beiden Burgen sowie die umliegenden Gerichte der zersplitterten Grafschaft. Sie erhalten diese anschließend als Lehen zurück. Schließlich erhielten die Landgrafen auch den letzten Teil der Burg vom Erzbistum Mainz.
Im 16. Jahrhundert verlor die Anlage ihre Bedeutung und zerfiel.
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Ersterwähnung:
1124
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Letzterwähnung:
1523
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Besitzgeschichte:
1124 schenkt Folkhold von Malsburg dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. die Burg Schartenberg und erhält sie von diesem als Lehen zurück.
1388, nach Aussterben der Herren von Schartenberg, belehnen die Landgrafen die Groppe mit der Oberburg. Anschließend folgen verschiedene Verpfändungen der Burg. 1523 befinden sich beide Burgen im Pfandbesitz der Herren von der Malsburg, anschließend verfallen sie.
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Adel:
Herren von Schartenberg (1145-1382/83)
Groppe von Gudenberg
- Bau und Baugeschichte ↑
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Baugeschichte:
Der Bergfried wurde 1145 errichtet. 1260/61 wird eine Kapelle erwähnt. Seit 2006 fanden Sicherungs- und Renovierungsmaßnahmen statt.
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Baubeschreibung:
Auf mehreren Ebenen angelegte Doppelburg mit Gräben, Wällen, Mauerresten und Turm. Westlich unterhalb der Burg eine befestigte sowie östlich oberhalb eine unbefestigte Außensiedlung.
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Erhaltungszustand:
Von der Anlage erhalten sind neben den Wallanlagen der eingestürzte Bergfried an der Westflanke, das Fundament eines Rundturms und die Reste von Stützmauern. Der stark einsturzgefährdete Bergfried und Teile der Umfassungsmauern konnten 2008/2009 gesichert werden. Dabei konnte die mittelalterliche Mauerstruktur und eine Kaminnische auf der Höhe des zweiten Podests des Bergfrieds wieder freigelegt werden.
- Burgtyp ↑
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Bautyp:
Höhenburg; Spornburg; Doppelburg
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Rechtstyp:
Lehnsburg, Pfandburg
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Funktionstyp:
Amtssitz
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Kruppa, Grafen von Dassel, S. 236-239
- Decker, Die Geschichte der Burgen im Raum Warburg/Zierenberg, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 93 (1988), S. 9-48, hier S. 13-14; mit gleicher Paginierung aber ergänzt durch ein Geleitwort und zusätzliche Abbildungen auch als Sonderausgabe in der Reihe Die Geschichte unserer Heimat 4
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 34 f.
- Krug, Familiengeschiche der Ritter von Hertingshausen, S. 190
- Sippel, Archäologische Fundstellen und Funde aus mittelalterlicher Zeit im Stadtgebiet von Zierenberg, in: Zierenberg 1293 - 1993, S. 42-56, hier S. 47-49
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 422
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg, S. 114-118
- Wilhelm Christian Lange, Schartenberg (1899)
- Lange, Schartenberg (1894), in: Touristische Mittheilungen aus beiden Hessen, Nassau, Frankfurt a. M., Waldeck und den Grenzgebieten Jahrgang III 1894, Nr. 6, S. 69-84
- Landau, Die Hessischen Ritterburgen, Bd. 1, S. 353-379 (Schartenberg)
- Ed. Brauns: „Die Ruine Schartenberg im Warmetal“. In:Hessischer Gebirgsbote 66 (1965), S. 14-15
- Willi Vesper: „Die Burg Schartenberg und ihre Geschichte“. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Hofgeismar, 1952, S. 75-78
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EBIDAT:
- Zitierweise ↑
- „Schartenburg, Gemeinde Zierenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/2528> (Stand: 6.5.2024)